1130 - Aufstand im Vier-Sonnen-Reich
noch immer in seinem Besitz befinden."
„Dieser verdammte Armadaschmied ist uns gegenüber im Vorteil", wandte der Kommandant ein. „Das Schwarze Loch mag wissen, was er den Fremden alles schon über uns vorgeschwindelt hat, ehe wir Kontakt mit den führenden Vertretern dieses Volkes aufnehmen können."
„Dieses Risiko", entgegnete Rhodan, „müssen wir auf uns nehmen. Oder hast du einen anderen Vorschlag?"
Vlat lächelte wölfisch. „Wenn man Clifton Callamon glauben darf", murmelte er, „sind in der guten alten Zeit die stahlharten Burschen der Solaren Flotte mit Hackebeilchen und Blastern unter die feindlichen Streitkräfte gefahren, haben die Lage mit einem flotten Spruch auf den Lippen geklärt und sich dann zu dem traditionellen Besäufnis in die Bordmessen zurückgezogen. Und es hat immer funktioniert. Warum nehmen wir uns nicht ein Beispiel an unseren Vorfahren?"
Rhodan warf Vlat einen undefinierbaren Blick zu. „Weil", antwortete er, „an Bord dieses Schiffes Alkoholverbot gilt."
Der Kommandant schluckte. „Ich verstehe", sagte er.
Aber Rhodan bezweifelte, ob er wirklich verstand.
5.
Der Sender des fremden Raumschiffs war so stark, daß er sämtliche anderen Funksignale überlagerte. Auf allen Normallichtfrequenzen ertönte die Stimme, und vor Überraschung, Verwirrung und Ehrfurcht erstarrt, lauschten die Sooldocks in der Zentrale der vruggschen Orbitalstation ihren Worten.
Höret, Völkerscharen der Sooldocks, treue Diener der einzigen Göttin! Das Schweigen ist beendet. Mit der Ankunft des Boten weicht die Stille, verblaßt die Furcht, erstrahlt die alte Welt im neuen Glanz. Habt keine Angst! Seth-Apophis vergißt ihre treuesten Diener nicht.
Durch ihren Boten spricht sie zu euch. Darum höret auf seine Worte und heißt ihn willkommen!
Immer und immer wieder wurde der Spruch hinausgeschickt, zu den Raumschiffen, Weltraumplattformen und Orbitalstationen der Sooldocks, zu den Planeten, auf denen gekämpft, gelitten und gestorben wurde.
Höret, ihr Völkerscharen ...
Mit einemmal brach Jubel in der Zentrale der Orbitalstation los. Die unerträgliche Spannung der letzten Tage und Wochen entlud sich in einem kollektiven Aufschrei. Gallertorgane leuchteten weiß ocker, fast orange vor Erregung. Männer und Frauen, Raummeister und Raumkadetten schrien durcheinander, fielen sich in die Arme, tanzten auf hornigen, dünnen Beinen vor den Schaltpulten.
Seth-Apophis hatte die Sooldocks nicht vergessen!
Sie sprach mit der Stimme ihres Boten zu ihrem auserwählten Volk, und mit ihrer Wärme füllte diese Stimme die schreckliche Leere aus, die die Seelen der Sooldocks verzehrt hatte.
Carzel Boon stand wie betäubt vor der holografischen Systemprojektion.
Die dreidimensionale Darstellung des vruggnahen Weltraums besaß einen Durchmesser von zehn Metern und schwebte in der Mitte der zehnstöckigen, ineinander verschachtelten Zentrale der Orbitalstation.
Gelbe Punkte symbolisierten die Geschwader Allroundgleiter, die sich wie ein Schutzwall vor Vrugg gelegt hatten. Mehrfach gestaffelt schirmten sie den Zentralplaneten des Vier-Sonnen-Reichs vom interplanetaren Raum ab.
Fast tausend der mit SagironÜberlichttriebwerken ausgerüsteten Schiffe waren in überstürzter Hast zusammengezogen worden. Über dem projizierten Phantombild Vruggs - in Wirklichkeit mehr als zwei Millionen Kilometer entfernt - leuchtete ein roter Fleck.
Eine Wartungsplattform; ein stählerner Koloß von 500 Metern Dicke und mit einer Seitenlänge von 5000 Metern. Das regelmäßige Pulsieren des Flecks verriet, daß die Plattform ihr Prusdixid-Schutzfeld aktiviert hatte. „Es ist eine Falle", sagte Carzel Boon.
Seine Worte gingen in dem Lärm unter. „Seth-Apophis hat uns nicht vergessen!" brüllte ihm der Orbitalmeister von seiner glasverkleideten Empore neben der Holoprojektion zu. „Der Krieg hat ein Ende, Boon! Sie spricht wieder zu uns! Seth-Apophis spricht wieder zu uns!"
Der Raummeister schob die Seitenfinger seiner hornigen Hände unter den Hüftgurt. „Sie spricht nicht", entgegnete er leise. „Es ist ein Bote, der spricht, und wie können wir sicher sein, daß er wirklich Seth-Apophis' Bote ist?"
Aber dennoch flackerte auch in ihm Hoffnung auf.
Vielleicht stimmte es. Vielleicht hatte Seth-Apophis wirklich auf diesem Weg ihr Schweigen beendet.
Boon wünschte, daß es stimmte. Er wünschte es verzweifelt, denn er dachte an die Bruderkriege und an die Leere in den Herzen der Sooldocks und an die
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