1130 - Aufstand im Vier-Sonnen-Reich
schwieg.
Der Schmerz und die Hoffnung, die in Jacyzyr Multisinnesorgan leuchteten, machten ihn unsicher. Wie sollte er eine ehrliche Antwort auf diese Frage geben, wenn er die Antwort selbst nicht kannte? „Ich hoffe es", sagte er dann. „Ich hoffe es aus tiefstem Herzen. Wir müssen Geduld haben, Jacyzyr.
Verbinde mich bitte mit der Regierung. Am besten mit Duurn Harbelon. Die Flotte braucht genaue Anweisungen, wie mit dem Boten umzu..."
„Duurn Harbelon?" fiel ihm die Operatorin ins Wort, und ihre Stimme verriet Besorgnis. „Aber der Betreuer befindet sich nicht im Regierungssitz. Er müßte schon längst die Orbitalstation erreicht haben. Er ist kurz nach Ausbruch der Kämpfe um die Sieben Pyramiden mit einem Gleiter zum Raumhafen ..."
Sie verstummte, und der alte Raummeister wußte, welche Gedanken die Sooldock bewegten. „Keine vorschnellen Schlüsse", warnte er. „Daß Harbelon verschollen ist, beweist nichts. Er ist jung und zäh, und es sind mehr als nur ein paar wildgewordene Theokraten nötig, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Alles wird sich aufklären. Mach dir keine Sorgen, Jacyzyr."
Aber seine Worte klangen selbst für ihn hohl und gezwungen optimistisch. Verlegen zitterten die Lippen seiner vertikalen Faltmäuler. „Natürlich", sagte die Operatorin beherrscht. „Du hast recht. Wir müssen abwarten. Ich verbinde dich jetzt mit Prinar Dolg, dem Betreuer für die Sparte Seth-Apophis."
Jacyzyrs Gesicht löste sich in einem Farbenwirbel auf.
Marrschen! fluchte der Raummeister in Gedanken. Also ist Duurn Harbelon etwas zugestoßen. Die Theokraten ... Vielleicht haben sie ihn wirklich erwischt. Alles ist möglich.
Er empfand Mitleid für Jacyzyr. Harbelon und die junge Operatorin hatten bis vor kurzem eine Lebensgemeinschaft gebildet, die dann aus Gründen, die Boon unbekannt waren, zerbrochen war. Allerdings schienen Jacyzyrs Gefühle für Harbelon nicht ganz erloschen zu sein, wie ihre Reaktion bewies.
Prinar Dolg wurde auf dem Monitor sichtbar, und Boon verdrängte die Gedanken an Jacyzyr und Harbelon. „Der Bote darf unter keinen Umständen angegriffen werden", sagte der Betreuer für die Sparte Seth-Apophis grußlos. „Sein Schiff erhält Landeerlaubnis für Jays. Sorgen Sie für ein Ehrengeleit, Raummeister. Die Regierung verläßt sich auf Sie."
Hinter Dolg tauchte kurz ein brauner, massiger Schädel mit vibrierenden Sensorzapfen auf; der Mannberater des Betreuers. „Verstanden", erklärte Boon kühl. „Also ist die Regierung von der Echtheit des Boten überzeugt?"
Das Gallertorgan des Betreuers färbte sich weiß. „Sie wagen es", donnerte Dolg aufgebracht, „Zweifel zu äußern? Der Bote ist ein Gesandter Seth-Apophis', unserer Göttin und Mentorin. Was Sie sagen, Boon, grenzt an Blasphemie!"
Der Raummeister ließ sich nicht einschüchtern. „Ich bin für die Raumsicherung Vruggs verantwortlich, Betreuer", erinnerte er sachlich. „Bis auf den Funkspruch gibt es noch keinen schlüssigen Beweis für die Identität dieses Boten. In diesem Zusammenhang halte ich meine Frage für legitim."
Der Betreuer hatte seine Beherrschung wiedergewonnen. „Sie haben recht, Raummeister", erwiderte er glattzüngig. „Sie erfüllen nur Ihre Pflicht. Das ist lobenswert. Ich bedaure es, Sie der Blasphemie beschuldigt zu haben." Seine Faltmäuler öffneten sich einen Spalt weit; nicht weit genug, um eine Beleidigung darzustellen, aber Beweis dafür, daß Dolg seiner Entschuldigung nur formelle Bedeutung zumaß. „Dennoch", fuhr Dolg fort, „ist die Identität des Boten über jeden Zweifel erhaben. In Kürze wird die Regierung eine entsprechende Erklärung abgeben. Betrachten Sie diese Vorabinformation als verbindlich, Raummeister."
„Verstanden, Betreuer."
Prinar Dolg beendete die Verbindung. „Göttin und Mentorin", zischelte dicht an seinem Kopf der Mannberater Cwon. „Worte sind verräterisch wie schriftliche Geständnisse, Carzel Boon."
Der Raummeister starrte den Bernon einen Moment lang verständnislos an, dann begriff er, was Cwon ihm mitzuteilen versuchte.
Entgegen der offiziellen Sprachregelung der Regierung, in der Seth-Apophis nur als „Mentorin" bezeichnet wurde, hatte sich Dolg auch der Diktion der Theokraten bedient.
Aber war dies tatsächlich ein Beweis dafür, daß Dolg Sympathien für die Priesterkaste hegte?
Oder gar, daß er mit ihnen zusammenarbeitete?
Boon war verunsichert, und er war seinem Instinkt dankbar, der ihn davon abgebracht hatte, das Projekt
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