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1131 - Planet der Deportierten

Titel: 1131 - Planet der Deportierten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihr Durchmesser dreißig oder fünfunddreißig Meter. Weiter oben verjüngte sie sich und endete in einer winzigen Plattform.
    Auf der Plattform, achtzig Meter über dem Boden, lag zusammengerollt der Klippensänger.
    Grausam die Sonne, gnadenlos die Tage, und selbst das Licht beantwortet keine Frage...
    Dalishdar sprang weiter.
    Bald hatte er die Felsenklippe erreicht und sah an der verwitterten Nadel hinauf. Ein spiralartiger Sims führte steil nach oben. Dalishdar zögerte. Der Sims war schmal und wenig vertrauenerweckend; selbst das ausgezeichnete Balancevermögen eines Mannberaters konnte bei diesem Wind einen Sturz nicht ausschließen. „Klippensänger!" schrie er.
    Der Gesang verstummte. Ein schwarzbrauner Schädel - klein aus der Entfernung - schob sich über die Kante der Plattform. „Warum störst du mich?" schrie der Klippensänger zurück. „Jeder stört mich. Das ist nicht gerecht. Nie erreicht ein Lied sein Ende. Wie soll ich jemals nach Sicsic zurückkehren, wenn mein Gesang ständig unterbrochen wird?"
    Dalishdar stieß ein verdutztes Zischeln aus. „Zurückkehren?" echote er. „Nach Sicsic?"
    „Auf den Schwingen meiner Lieder", antwortete der Klippensänger. „Irgendwann werden meine Worte geflügelte Worte, und dann steige ich mit ihnen hinauf, zu den Wolken, zu den Sternen, dann fliege ich zurück in Kurboschs rotes Licht."
    Dalishdar wackelte mit dem Schädel.
    Das also war der Grund für die nie enden wollenden Klagelieder des Klippensängers. Auch ihn trieb die Sehnsucht nach der Heimat an. „Du stammst von Sicsic?" fragte Dalishdar. „Vom fünften Planeten der Doppelsonne?"
    „Golden sind die Wiesen von Sicsic", entgegnete der Klippensänger feierlich. „Die Städte bestehen aus glitzerndem Kristall, und sie erheben sich an den Ufern salziger Seen. Jeder See ist ein Juwel, Dalishdar! Ein Juwel, sage ich dir, und ich habe ihre Schönheit besungen. Ich habe gesungen, bis mich mein Mündel verstieß und mich nach Marrschen schaffen ließ, und hier singe ich weiter. Die Salzseen und Kristallstädte von Sicsic warten auf mich. Also störe mich nicht bei den Vorbereitungen zu meiner Rückkehr."
    Der Klippensänger wollte den Kopf zurückziehen, aber Dalishdar rief hastig: „Halt, warte!
    Nur einen Moment. Einen kurzen Moment, Klippensänger. Ich brauche einen Rat."
    „Einen Rat?" Der Klippensänger zischelte belustigt. „Du bist ein Berater, Dalishdar. Berate dich selbst."
    „Das ist das Problem", eröffnete ihm Dalishdar bedrückt. „Jeder hält mich für einen Berater, obwohl ich in Wirklichkeit ein verkannter König bin. Auf Vrugg fing es an, und man deportierte mich. Könige sind nicht modern, sagten die Sooldocks. Niemand braucht hier einen König. Geh nach Marrschen, hieß es, dort kannst du König sein. Aber nun bin ich auf Marrschen, und ich habe noch immer keine Untertanen. Renegaten wie Ffazz oder Purnkt machen mir den Thron streitig. Zweifellos bedeutet dies, daß mein Königreich an einem anderen Ort liegt.
    Aber ich weiß nicht, wo.
    Hilf mir, Klippensänger!"
    Der Klippensänger reckte den Kopf und den oberen Teil seines Schlangenleibes so weit über die Felskante, daß Dalishdar schon befürchtete, er würde den Halt verlieren und sich zu Tode stürzen. „Ein König willst du sein?" kreischte der Klippensänger. Das ist ja unerhört!"
    „Aber es ist wahr." Dalishdar hüpfte unruhig hin und her. „Video-Dramen können nicht lügen. Ich bin ein König."
    Der Klippensänger bewegte abwehrend den Kopf. „Ich bin nicht dein Richter, Dalishdar. Hm, ein Königreich brauchst du? Das wird nicht leicht sein. Im Süden haust Sarvors Wilde Horde; lauter verrückte Cheercys, die nur darauf warten, einem verkannten König den Kopf abzubeißen. Auf Kimmermunds Burg, so habe ich gehört, herrscht jetzt Purnkt, und er wird dich eher zerschmettern, als dir den Thron zu überlassen. Im Westen gibt es nichts als Wüste, und natürlich die Wandler."
    Dalishdar krümmte sich entsetzt zusammen. „Wandler?" krächzte er. „Sind Wandler in der Nähe?"
    „Nicht in der Nähe", berichtigte der Klippensänger. „In der Wüste, ich sagte es doch. Aber ich will nicht ausschließen, daß einige von ihnen im Lauf der nächsten Zeit nach Osten ziehen. In der Wüste sind die Einzelgänger knapp geworden, und der Hunger eines Wandlers ist groß.
    Kimmermunds Burg könnte sie alle sättigen."
    Der Klippensänger schwieg einen Moment. „Nun, Dalishdar, dir bleibt nur der Weg nach Norden. An den

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