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1134 - Alissas Vater

1134 - Alissas Vater

Titel: 1134 - Alissas Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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menschenleer.
    Plötzlich wußten wir, wohin sie gegangen waren.
    Der Schrei war von links aufgeklungen.
    Und er hörte sich verdammt schlimm an…
    ***
    Arm in Arm gingen Stiefvater und Tochter durch Dunkelheit und Nebel. Während Alissa nichts sagte, konnte der Wirt seine Worte nicht zurückhalten. Er achtete auch nicht darauf, daß ihn die junge Frau in eine bestimmte Richtung führte. Nebel und Dunkelheit machten ihm ebenfalls nichts aus, denn Rudy kannte die Gegend um sein Lokal wie die eigene Westentasche.
    Er lachte kichernd. »Das ist einfach nicht zu fassen. Du kommst in meine Kneipe und erzählst, daß du meine Tochter bist.«
    »Glaubst du mir nicht?«
    »Doch, ich glaube dir. Ich glaube dir alles - ehrlich.« Er schaute sie von der Seite her an und versuchte, einen Scherz zu machen. »Zum Glück kommst du nicht auf mich.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Wo hast du eigentlich die ganze Zeit über gesteckt?«
    »In Italien.«
    »Schönes Land.«
    »Für mich nicht mehr.«
    »Hähä, kann ich mir denken. Du hast bestimmt Sehnsucht nach deiner Mutter gehabt. Irgendwann kommt jeder Mensch in ein Alter, in dem er nach seinen Wurzeln sucht.« Rudy zog die Nase hoch.
    Er war schrecklich aufgeregt. Die klamme Kälte spürte er nicht. Er wollte auch nicht zurück, um eine Jacke oder einen Mantel überzustreifen. Da wäre er sich blöde vorgekommen. Keine Blöße vor seiner Tochter geben. Noch immer wunderte er sich darüber, daß sie ihn gefunden hatte. Und was würde erst Franca sagen, wenn sie Alissa sah. Warum hatte sie ihm nichts von einem Kind erzählt?
    Seine Gedanken jagten sich. Er ließ die Jahre mit ihr vor seinem geistigen Auge Revue passieren.
    Bilder und Szenen der Ehe liefen ab wie ein Film.
    Hatte er nie etwas bemerkt? Rudy kam sich schon lächerlich und kindisch vor. Eigentlich hätte er etwas merken müssen, aber nichts war geschehen. Franca hatte auch mit keinem Wort oder mit einem zufälligen Versprecher von einer Tochter geredet. Das alles kam ihm jetzt in den Sinn. Das Blut stieg ihm in den Kopf. Die erste Überraschung war vorbei. Erst jetzt kam ihm richtig zu Bewußtsein, daß sich sein Leben auf eine dramatische Art und Weise verändert hatte. Es war gewissermaßen gekippt. Negative Gedanken durchströmten ihn. Konnte es sein, daß seine Frau ihm bewußt nichts von der Tochter und dem Vater erzählt hatte?
    Möglich. Aber was, zum Teufel, steckte dahinter?
    Daran hatte er zu knacken, und jetzt stieg die Nervosität in ihm hoch. Sie war wie eine heiße Lohe, die seinen Kopf erreichte und sich dort ausbreitete. Trotz der Kälte begann er zu schwitzen. Die Feuchtigkeit auf seinen Handflächen stammte nicht nur vom Nebel, das war auch der Schweiß, der da aus den Poren drang.
    Plötzlich blieb er stehen. Er hielt auch seine Tochter nicht mehr fest und schaute sich um. Es war ein Fehler gewesen, so lange in Gedanken versunken zu sein. So hatte er nicht sehen können, welchen Weg sie genommen hatten.
    Der Nebel verschleierte die Sicht.
    »Ähm… wo… sind wir hier?« Alissa lachte leise. »Bei meinem Vater…«
    »Was?«
    »Ja, er wartet hier auf uns.«
    »Aber ich…«
    Sie drückte eine Hand gegen seinen Rücken. »Geh weiter, Rudy, geh schon. Immer nach vorn…«
    Die Stimme gefiel ihm nicht. Sie hatte sich verändert. Sie hatte ihre Weichheit verloren. Sie klang hart. Gar nicht wie die Stimme einer Frau.
    Er stolperte mehr als er ging. Hielt die Augen weit offen, um besser in die wallenden Tücher schauen zu können, die sich aus zahlreichen Gespenstern zusammenzusetzen schienen.
    Eines löste sich aus der grauen Flut…
    Eine Gestalt!
    Sie war nur ein Schatten, dessen Konturen an den Seiten zerflossen. Sie war sehr groß, und im Nebel sah es so aus, als würde sie über dem Boden schweben und nicht den Boden berühren.
    Der Wirt hatte noch nie in seinem Leben mit irgendwelchen dämonischen Gestalten oder Monstren zu tun gehabt. Er kam auch nicht auf den Gedanken, ihnen jetzt zu begegnen, aber er mußte sich schon damit abfinden, daß sich etwas aus dem Nebel löste, das er nie zuvor in seinem Leben gekannt hatte.
    »Wer ist das?« drang es flüsternd aus seinem Mund.
    »Mein Vater.«
    Rudy wollte lachen. Das Geräusch blieb bereits im Ansatz stecken. Er konnte es nicht, weil von diesem Moment an etwas in ihm hochkam, mit dem er lange nicht mehr konfrontiert worden war - Angst!
    Er schnappte nach Luft. Seine Augen weiteten sich noch mehr. Die Drohung verwandelte sich in eine Bedrohung, und er

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