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1134 - Alissas Vater

1134 - Alissas Vater

Titel: 1134 - Alissas Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurück. »Nein, lassen Sie mich. Ich will ihn zuerst sehen, und vielleicht auch beide. Rudy und meine Tochter.«
    »Rechnen Sie nicht auch mit einer dritten Person? Mit dem echten Vater ihrer Tochter?«
    Franca gab mir keine Antwort. Sie drehte sich einfach nur weg und ging los.
    Bills Blick zwang mich dazu, noch etwas zu warten. »Sie weiß bestimmt mehr, John. Ich spüre das. Sie ist anders als sie sich uns zeigt. Sie spielt Verstecken mit uns.«
    »Behalte deine Gedanken für dich.« Ich setzte mich in Bewegung, bevor der Nebel die Gestalt der Wirtin verschlucken konnte. Weit brauchten wir nicht über das nasse Kopfsteinpflaster zu gehen.
    Wir hörten auch die Schritte der Frau nicht, denn sie war stehengeblieben. Ihre Haltung zeigte uns an, daß etwas nicht mehr so war, wie es eigentlich hätte sein müssen.
    Die Gestalt lag auf dem Boden. Es war Rudy, und wir sahen in seine leblosen Augen.
    Ich gab keinen Kommentar ab. Bill blieb ebenfalls stumm. Auch Franca gab mit keinem Wort Trauer oder Entsetzen zum Ausdruck. Sie stand einfach nur stumm da und starrte zu Boden. Sie sah ohne ein Wort der Klage oder des Bedauerns einen Menschen an, der lange Jahre mit ihr verheiratet gewesen war und jetzt nicht mehr lebte.
    Rechts uns links des Halses breitete sich ein roter Schal aus. Das Blut war aus zwei Wunden gelaufen und hatte auch Streifen im Gesicht der Leiche hinterlassen.
    Um besser sehen zu können, holte ich meine Taschenlampe hervor. Aus der Nähe leuchtete ich in das Gesicht des Toten und vergaß auch nicht dessen Umgebung.
    So gut wie möglich untersuchte ich die Wunden. Schon beim ersten Hinsehen war mir klar, daß sie von einer Sense stammten, und damit wußte ich auch, wer der Mörder gewesen war.
    Ich richtete mich auf und nickte Bill zu. »Nichts zu machen«, sagte ich. »Der Mörder mit den Totenaugen war schneller. Wir müssen davon ausgehen, daß er Alissa mitgenommen hat.«
    »Leider.«
    »Sie ist jetzt bei ihrem Vater«, flüsterte Franca Conroy und stieg über ihren toten Ehemann hinweg.
    »Bei ihrem echten Vater.« Auf einmal lachte sie in den Nebel hinein. Es klang für uns wie ein Totenlachen. »Ich wußte, daß dies einmal so passieren mußte. Er war einfach zu mächtig. Er war ein Wunder. Ein geniales Wunder. Schon damals, als wir uns heimlich trafen.«
    »Aber Sie wissen, was aus ihm geworden ist«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Ein Monster und ein Killer.«
    Franca zuckte die Achseln. »Was wollen Sie damit beweisen? Glauben Sie, daß Aslan jetzt seine eigene Tochter umbringen wird? Nein, das trifft nicht zu. Er wird sie nicht töten, denn er ist jemand, der sein Kind über alles liebt.«
    »Kann sein«, sagte ich. »Aber was ist mit Ihnen? Werden auch Sie von ihm geliebt?«
    Sie lächelte versonnen. »Ich jedenfalls habe ihn niemals vergessen können.«
    Bill Conolly lachte bitter auf. »Das will mir nicht in den Kopf! Vor Ihren Füßen liegt ein Mann, mit dem Sie jahrelang verheiratet waren. Jetzt ist er tot. Entschuldigen Sie, Franca, aber Sie machen auf mich den Eindruck, als ging Ihnen das am Arsch vorbei.«
    Sie hob die Schultern. »Denken Sie, was Sie wollen, Conolly, aber ich denke anders darüber. Sie haben nicht mein Schicksal gehabt. Sicherlich werden Sie mich fragen, ob ich meinen Mann geliebt habe. Das frage ich mich auch, und ich weiß jetzt die Antwort. Geliebt habe ich eigentlich nur Aslan. Wir waren uns so gleich, verstehen Sie das? Ein Herz und eine Seele. Zumindest damals. Als ich nach London kam, habe ich kurz danach geheiratet. Liebe?« Sie schüttelte den Kopf und strich dabei durch die blond gefärbten Haare. »Nein, es ist keine echte Liebe gewesen. Da bin ich ehrlich.«
    »Warum haben Sie dann geheiratet?« fragte Bill.
    »Ganz einfach. Ich wollte nicht allein sein und nicht allein bleiben. Man kann den Begriff Versorgungsehe benutzen, der trifft wohl am ehesten zu.« Sie nickte. »Ja, ich wollte einfach versorgt sein.«
    »Das haben Sie ja geschafft«, sagte mein Freund.
    »Klar. Es hätte zwar noch besser laufen können, aber ich möchte mich nicht beklagen.«
    »Sie empfinden tatsächlich keine Trauer?« fragte ich.
    Franca kam auf mich zu. »Ich habe diesen Teil meines Lebens abgehakt, Sinclair. Es war der zweite Teil. Von nun an beginnt der dritte. Aber glauben Sie nur nicht, daß ich den ersten vergessen habe. Daran dürfen Sie nicht einmal im Traum denken. Er ist wieder zu mir zurückgekehrt. Eine Vergangenheit, die ich mag, hat mich eingeholt, und ich werde mich ihr

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