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1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vor sich hin redete und seine ganze Familie zu Chtapofis wünschte.
    Mrnck empfing ihn mit der üblichen Freundlichkeit. Wie gewohnt, behandelte er den Silkrin als willkommenen Gast. Forrler erinnerte sich an eine Andeutung, wonach es möglich sei, daß er einmal die Nachfolge des Alten antreten werde, sobald er sich als reif dafür erweise. Er selbst verspürte danach zwar keinerlei Verlangen, zumal er sich nicht vorzustellen vermochte, wie er den Rest seines Lebens allein und abgeschieden als Wächter eines geheimnisvollen Weges gestalten sollte - aber es war zumindest eine Erklärung dafür, warum Mrnck über seine Besuche fast immer offene Freude zeigte.
    Er führte Forrler in das Kaminzimmer, brachte etwas zu trinken und richtete ein frugales Mahl her, das der Silkrin dankbar annahm. Dann setzte er sich ihm gegenüber und starrte nachdenklich lange in die künstlichen Flammen.
    „Du bist nicht sehr gesprächig heute", bemerkte Forrler, nachdem er den letzten Bissen mit einem Schluck Saft hinuntergespült hatte. „Weißt du keine Geschichte mehr, oder überlegst du gar, ob du mir bereits jetzt den Weg in die andere Welt zeigen sollst?"
    „Weder das eine noch das andere", sagte der Alte versonnen.
    „Was ist es dann?" forschte der Silkrin. Schon begann er sich zu ärgern, daß er den beschwerlichen Weg offenbar umsonst gegangen war. „Hast du keine Lust? Störe ich?"
    Der Alte wandte den Kopf und sah ihn prüfend an.
    „Du bist nicht ausgeglichen. In deinem Herzen lebt Zorn. So kenne ich dich nicht. Es ist der falsche Nährboden für Geschichten."
    Forrler fühlte sich durchleuchtet, bloßgestellt. Ungewollt verschloß er sich noch mehr, nahm instinktiv eine abwehrende Haltung ein.
    „Die meisten Geschichten kenne ich ohnehin schon", meinte er. „Sie sind mir bewußt und schaden mir nicht, trotz des schlechten ‚Nährbodens’, wie du es ausdrückst. Warum sollte ich also nicht eine weitere vertragen?"
    „Weil es die wichtigste ist, die letzte. Sie wird deinem Verstand den Weg in die andere Welt endgültig öffnen, bevor dein Körper ihn geht."
    Forrler spürte, wie eine unnatürliche Erregung nach ihm griff. Jetzt gelang es ihm plötzlich, die privaten Probleme und Ärgernisse zu verdrängen. Nach allem, was der Alte andeutete, stand er tatsächlich unmittelbar vor der letzten Erkenntnis - und er begann förmlich danach zu fiebern.
    „Erzähle mir die Geschichte", bat er. „Ich werde sie vertragen und verstehen, dessen bin ich sicher."
    „Daran zweifle ich nicht. Es geht jedoch nicht um das bloße Verständnis, sondern um die innere Reife. Es gehören Kraft und Weisheit dazu, die Zusammenhänge zu akzeptieren.
    Von beidem ist dir ein Teil gegeben, aber ich bin nicht sicher, ob das ausreicht. Ich sagte schon, daß du nicht ausgeglichen bist."
    Forrler wurde von einer verheißenden Begeisterung gepackt. Alles in ihm drängte danach, die endgültige Wahrheit zu erfahren. Jetzt und hier wollte er die Geschichte hören. Gezielt versuchte er, den Alten aus der Reserve zu locken.
    „Vielleicht fehlt mir zum Ausgleich nur diese letzte Erkenntnis", sagte er hastig.
    „Vielleicht ist sie der Schlüssel, der mir das Tor zur Weisheit erst richtig öffnet."
    „Schon möglich", räumte Mrnck ein. „Es kann aber auch sein, daß du daran zerbrichst und den Schock nicht verkraftest. Es ist ein hohes Risiko."
    Er wurde schon zugänglicher! stellte Forrler fest. Es bedurfte nur noch eines kleinen Anstoßes, um ihn zum Erzählen zu bewegen!
    „Ich bin stark genug", behauptete der Silkrin mit bebender Stimme. „Aufgrund der vielen Wahrheiten, die du mir bereits vermittelt hast, kann ich mir sogar denken, worum sich die letzte Geschichte dreht. Sie handelt von dem Geist, der die andere Welt beherrscht und sich Chtapofis nennt - ist es nicht so?"
    „Er beherrscht sie nicht", korrigierte Mrnck, „Er durchdringt sie."
    Forrler triumphierte innerlich. Jetzt hatte er den Alten dort, wo er ihn haben wollte. Es sah nicht so aus, als würde er sich noch länger dagegen sträuben, die letzte Erkenntnis zu offenbaren.
    „Was macht es für einen Unterschied, ob der Geist diese Welt durchdringt oder beherrscht", sagte Forrler. „Das Ergebnis ist dasselbe."
    „Du irrst dich. Beherrschte Chtapofis die Welt, säßest du jetzt nicht hier. Womöglich gäbe es dich gar nicht, ebenso wenig wie alle anderen Silkrinen und Silkan selbst."
    „Das verstehe ich nicht", gab Forrler zu. Etwas wie Unbehagen ergriff ihn. Plötzlich ahnte

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