Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1139 - Das Herz der Jungfrau

1139 - Das Herz der Jungfrau

Titel: 1139 - Das Herz der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lauschte. Keine Trittgeräusche, kein Kratzen, keine Flüsterstimmen. Die nächtliche Stille hatte sich über die gesamte Senke gelegt und auch die Natur zum Schlafen gebracht. Er hörte keinen Vogelschrei, und auch sein Pferd gab keinen Laut von sich. Es hatte sich in der Nähe des Brunnens zum Schlafen gelegt, nachdem McMurdock den Eimer noch einmal mit Wasser gefüllt hatte.
    In der Hütte lauerte keine Gefahr. Wenn es überhaupt eine gab, dann draußen.
    Vorsichtig öffnete er die Tür. Es war Sommer. Die Nacht würde früh vergehen, und nach dem ersten Blick hinaus schaute er gen Osten, wo sich bereits ein sehr schmaler, hellgrauer Streifen am Himmel abzeichnete. Es war der allmähliche Beginn der morgendlichen Dämmerung, und irgendwann in der nächsten Zeit würde sich auch wieder der Ball der Sonne zeigen.
    Mit langsamen Schritten verließ er die Hütte. Das Gehänge hatte er zurückgelassen und nur sein Schwert mitgenommen. Den Griff umspannte seine rechte Hand.
    Dean McMurdock konnte mit der Waffe gut umgehen. Das hatten schon viele Engländer zu spüren bekommen, die unter seinen Hieben ihr Leben ausgehaucht hatten. Er hatte sie von ihren Pferden geschlagen, und das alles für Johanna und sein Land.
    Aber die Feinde hatten genau gewusst, wer da an der Seite der Jungfrau kämpfte. Und nun machten die Engländer Jagd auf die Schotten, denn auch in ihnen blühte der Hass. McMurdock musste immer damit rechnen, dass sie ihn fanden, weil er zum inneren Kreis der Jungfrau gehört hatte. Und der sollte ebenfalls ausgeschaltet werden.
    McMurdocks erster Weg führte ihn in die Nähe des Brunnen, wo sein Pferd war. Er blieb stehen, als er den liegenden Pferdekörper rechts neben sich sah. Das Tier schlief wirklich tief und fest. Die Erschöpfung musste zu stark gewesen sein.
    Oder…?
    Auf einmal war das Misstrauen da. Er traute der Stille nicht mehr.
    Die Nacht schien plötzlich voller Gefahren zu stecken, die sich noch verborgen hielten.
    Bin ich noch allein? fragte er sich. Mit der rechten Hand umklammerte er den Schwertgriff noch fester, und seine Augen suchten nach einer Bewegung in der Nähe.
    Es war nichts zu erkennen. Wenn sich jemand herangeschlichen hatte, dann hielt er sich gut verborgen und war eingetaucht in die Schatten der späten Nacht.
    Mit den nächsten beiden Schritten hatte er das Pferd erreicht und blieb daneben stehen. Sein Blick fiel nach unten und traf dabei genau den auf der Seite liegenden Kopf des Pferdes.
    Etwas schoss durch seinen Körper wie der Stich einer heißen Nadel. Für einen Moment spürte er den Schwindel und ließ sich hart auf die Knie fallen.
    Mit der rechten Hand strich er über den Kopf des Tieres hinweg und über seinen Hals. Er merkte keine Bewegung, die Starre war einfach furchtbar, und dann fasste er direkt in die klebrige Nässe hinein, die sehr bald seine gesamte Hand bedeckte und ihren Weg auch zwischen seine Finger fand.
    Das war kein Wasser, das war auch kein Schleim, das konnte nichts anderes als Tierblut sein.
    McMurdock zog die Hand wieder zurück. Er hielt sie dicht vor seine Augen. Bis zum Ballen war sie in das Blut eingetaucht, das aus der tiefen Wunde gelaufen war.
    Starr blieb McMurdock neben dem toten Tier sitzen. Vielleicht hatte das Sterben des treuen Begleiters ihn aus dem Alptraum geweckt.
    Durch ein letztes Geräusch, einen Schrei oder ein Keuchen.
    Eines stand fest. Das Tier, das ihn durch so viele Kämpfe begleitet hatte, war auf eine hinterlistige Art und Weise grausam vom Leben in den Tod befördert worden.
    Die Tötung des Pferdes war auch ein Zeichen für ihn gewesen. Sie hatten ihn gefunden. Es war ihm nicht gelungen, den Häschern zu entkommen. Johanna war tot, jetzt sorgte man dafür, dass auch ihre Getreuen starben.
    Wahnsinniger Hass durchstrahlte ihn, als er sich langsam aufrichtete und sich wieder umschaute. Die Nacht gab nichts preis. Sie schützte alle. Den Heiligen und den Mörder. Das tote Pferd war nur der Anfang. Er würde folgen. Der oder die Verfolger hatten es einzig und allein auf ihn abgesehen und dafür gesorgt, dass ihm eine Flucht so schwer wie möglich gemacht wurde.
    Irgendwo lauerten sie. Versteckt. Nicht zu sehen für normale Augen und auf eine günstige Gelegenheit wartend. Die würde kommen, falls sie nicht schon da war, denn für einen Angriff eignete sich die Morgendämmerung immer.
    Noch waren die Schatten der Nacht tief, aber der Streifen im Osten hatte schon an Breite zugenommen. Bald würde es ein Zwielicht

Weitere Kostenlose Bücher