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1139 - Das Herz der Jungfrau

1139 - Das Herz der Jungfrau

Titel: 1139 - Das Herz der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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richten.«
    »Das will ich nicht.«
    »Sie werden gezwungen sein.«
    »Wer sind Sie?« fragte Tanner mit leiser Stimme. »Sie sehen aus wie ein Mensch, doch mir sind mittlerweile Zweifel gekommen, ob ich es auch mit einem Menschen zu tun habe oder nur mit einer verdammt kaltblütigen Bestie.«
    »Wo ist der Unterschied? Wo hört der Mensch auf, und wo fängt die Bestie an?«
    Tanner nickte. »Ja, bei Ihnen weiß man das nie!«
    »Gut, akzeptiert. Ich habe keine Lust, mit Ihnen zu philosophieren oder zu diskutieren. Das Thema ist für mich erledigt. Gehen Sie jetzt zu Ihren Leuten zurück. Machen Sie Ihren Job, aber belassen Sie es dabei. Er fängt hier an, und er wird hier auch enden. Nachforschungen könnten eine Gefahr für Sie bringen.«
    Der Chief Inspector ärgerte sich darüber, dass er sich so weit hatte in die Defensive drängen lassen, doch es blieb ihm leider keine andere Wahl. Die stumme Sprache der beiden Pistolen reichte aus, um ihm klar zu machen, in welcher Gefahr er sich befand. Der andere machte nicht den Eindruck, als würde er sich aus dem Konzept bringen lassen. Er war gekommen, um zu warnen, und er würde seinen Auftrag eiskalt durchziehen, ohne Rücksicht auf Verluste.
    »Gehen Sie jetzt, Tanner! Drehen Sie sich um und gehen Sie zu Ihren Leuten. Vergessen Sie mich. Sie können weiterhin Ihrem Job nachgehen, nur lassen Sie Ihre Nachforschungen in diesem Fall bleiben, falls Sie noch länger leben wollen. Ich denke, dass wir uns verstanden haben, Mr. Tanner.«
    Der Chief Inspector nickte. »Ja, Mister Unbekannt. Sie haben es mir überdeutlich gesagt.«
    »Eben.«
    »Auch wenn ich mich jetzt zurückziehen werde, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.«
    Der Mann lächelte. »Ich weiß, dass Sie beinahe an Ihrer eigenen Wut ersticken, doch lassen Sie es gut sein, Tanner. Man muss auch Kompromisse eingehen können. Und auch eine Fahndung, sollte sie denn gleich anlaufen, würde nichts bringen. So heimlich wie ich gekommen bin, so heimlich kann ich auch wieder verschwinden. Ich wünsche Ihnen noch ein langes Leben. Feiern Sie fröhlich Weihnachten. Sie haben es sich verdient, denn Sie sind sehr weise gewesen. Es hätte für Sie und Ihre Leute auch anders laufen können.«
    Es waren seine letzten Worte. Der Mann bewegte sich zurück, doch er zielte nach wie vor auf den bewegungslos dastehenden Tanner. Der Fremde brauchte sich auch nicht umzudrehen. Er trat sehr sicher auf und nutzte auch die Gunst der Dunkelheit aus.
    Tanner blieb tatsächlich stehen, und noch immer kam er sich vor wie jemand, der fast an seiner eigenen Wut erstickt. Man hatte ihn der Lächerlichkeit preisgegeben. Das war ihm in seiner langen Laufbahn auf diese Art und Weise noch nicht passiert.
    Ja, es war eine Niederlage, daran gab es nichts zu beschönigen.
    Der andere Typ hatte die besseren Karten in den Händen gehalten.
    Dieser Mann hätte geschossen, das sagte Tanner die Menschenkenntnis.
    Aber wer war diese Person, deren Gesicht sich Tanner eingeprägt hatte. Er war ein Mensch, daran gab es keinen Zweifel. Zugleich stufte ihn Tanner als einen besonderen Menschen ein, ebenso wie dieser Mord nicht in die allgemeinen Regeln passte. Die meisten Taten geschahen aus irgendwelchen Beziehungsgründen, die nicht mehr stimmten. Da fand man den Täter recht schnell im Verwandten- oder Bekanntenkreis. Das traf hier nicht zu. Der Tote war seiner Ansicht nach durch ein Ritual getötet worden. Ein aus dem Körper entferntes Herz. Die Drahtfesseln, dann der Brand.
    Warum? Was steckte dahinter?
    Tanner wurmte es, dass er nicht den Anfang einer Spur in den Händen hielt, und er schickte einen Fluch in die Dunkelheit. Vergessen hatte er nichts von dem, was ihm gesagt worden war. Ob er sich allerdings daran halten würde, das stand auf einem anderen Blatt Papier. Er war mit Leib und Seele Polizist, und das nicht erst seit gestern. In all den Jahren hatte er sich durch nichts und niemand in seine Arbeit hineinreden lassen, und er war auch nicht bestechlich gewesen, auch wenn es hin und wieder versucht worden war. Doch so war er noch nie von einem Fall abgehalten worden. Das machte ihn wütend.
    Er drehte sich um. Sein Kopf war hochrot angelaufen. Wenn er seinen Leuten so unter die Augen trat, würden sie etwas merken, aber das sollten sie nicht. Die Begegnung mit dem Fremden wollte er zunächst für sich behalten und höchstens mit bestimmten Leuten und Freunden darüber sprechen.
    Durch die beiden Zeugen war dieses Verbrechen zu früh

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