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1139 - Unheimliches Erwachen

Titel: 1139 - Unheimliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht, daß ich übertreibe, so weit hergeholt ist das alles nicht."
    „Jedes System hat seine Mängel", erwiderte Deighton. „Wir haben zwar nicht das beste, aber das bestmögliche. Du bist der Typ, der zwar die Anarchie proklamiert, aber hätten wir sie, würdest du auch dagegen rebellieren und nach Gesetz und Ordnung verlangen.
    Du siehst nur die Nachteile von allem, die Vorteile sind selbstverständlich."
    „Okay, ich kusche schon."
    „Nein, nein, ich finde diese Eigenschaft gar nicht negativ", lenkte Deighton ein. „Aber das ist nicht das Thema, über das ich mit dir diskutieren möchte. Wie hat sich deine Fähigkeit geäußert, bevor du auf den Trick mit den ID-Karten kamst?"
    Brian erzählte, wie er sich als Kleinkind künstlich in Stimmungen gesteigert hatte, um die Erwachsenen zu beeindrucken oder sich selbst zu stimulieren. Wie er später dann bei allen möglichen Tests falsche Gefühle vorgetäuscht hatte, um besonders gut abzuschneiden, und wie er dies wieder eingedämmt hatte, um nicht über Gebühr aufzufallen; wie er Emotionen vorgetäuscht hatte, um Freunde zu gewinnen, oder um ungeliebte Personen zu vergraulen.
    „Hast du auch perzeptorische Anlagen an dir festgestellt?" fragte Deighton und fügte erklärend hinzu: „Ich meine, hast du Emotionen, Stimmungen auch von anderen empfangen?"
    „Ja, sicher, aber das war früher", sagte Brian. „Es ist schon sehr lange her, daß ich mich darauf eingelassen habe. Stimmungen anderer auszuloten und mich darauf einzustellen."
    „Der nächste Schritt wäre dann", sagte Deighton bedächtig, „Stimmungen und Gefühle auf andere zu übertragen, sie zu beeinflussen. Kannst du das, Brian?"
    „Ich sagte doch schon, daß ich mich mit solchem Gefühlskram nicht abgebe", erwiderte Brian.
    „Aber hast du es früher schon mal getan?"
    „Nicht in dem Sinn, wie du meinst.
    „Wie denn?"
    „Jedenfalls habe ich bestimmt keinem Mädchen einsuggeriert, daß sie ganz scharf auf mich ist, wenn sie nicht wollte", sagte Brian heftig. „Ich habe nie jemanden zu etwas genötigt, was er nicht wollte."
    „Hättest du es gekonnt?"
    „Vermutlich. Ich habe mich nicht damit beschäftigt, ich hatte Angst davor. Ich habe nur einmal..."
    „Ja, Brian? Sprich weiter."
    „Was soll's. Ich habe mich aufs Zinken verlegt, und über das bin ich nie hinausgegangen. Ich habe meine vegetative Ratio manipuliert, und dafür stehe ich gerade. Das kann ich vor mir verantworten."
    „Ein treffender Ausdruck - vegetative Ratio - er schließt mehr als nur Stimmungen und Emotionen ein", sagte Deighton. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Du hast angedeutet, daß du einmal auch die vegetative Ratio eines anderen verändert hast.
    Stimmt das? Konntest du das wirklich?"
    Brian schwieg. Er hatte schon zuviel gesagt. Nun würde Deighton sich mit weniger als der vollen Wahrheit nicht zufrieden geben.
    „Kannst du die vegetative Ratio anderer manipulieren?"
    „Ich hätte es gekonnt... habe es nur einmal getan."
    „Erzähle."
    Brian war siebzehn und hatte seine Sturm- und Drangzeit schon hinter sich. Mädchen, Freunde, ausgelassene Feste, das ganze süße Leben gab ihm nichts mehr; er hatte es in vollen Zügen ausgekostet, und nun war er gesättigt. Er führte nun ein zurückgezogeneres Leben, ohne es sich an irgend etwas fehlen zu lassen.
    Er bezog als Franz Koester ein Stipendium als Student der Xenologie, bekam auf das Konto von Irmina Callas ein monatliches Salär für Verdienste um altterranische Konzertmusik, bezog als Randolf Huston das Gehalt eines Archivars im philologischen Institut von Neu-Delhi und so weiter und so fort.
    Er besaß nur einen Freund und eine feste Freundin, die natürlich nichts von seinem ID-Karten-Trick wußten. Sie hatten auch keine Ahnung von seiner Begabung, und Brian hatte nie versucht, sie in Zusammenhang mit ihnen zu gebrauchen. Dafür waren ihm diese Freundschaften zu heilig, und mit seiner Freundin, das war für ihn beschlossene Sache, wollte er demnächst einen Ehevertrag abschließen.
    Nun suchte ihn der Freund eines Tages auf und klagte ihm, daß er ein Mädchen liebte, dieses aber seine Gefühle nicht erwiderte. Das ging eine Weile so, bis Brian das Mitleid packte und er beschloß, dem Freund einen Dienst zu erweisen. Er veränderte Teile der vegetativen Ratio seines Freundes so, heizte seine Libido und seinen gesamten Emotionshaushalt auf eine Weise auf, daß er die Ausstrahlung eines Liebesapostels bekam.
    Tatsächlich verfehlte der Freund seine

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