1139 - Unheimliches Erwachen
stoßen, daß ihr die Sprache wegblieb.
„Nachdem ihr eine so plausible und harmlose Erklärung gefunden habt, können wir dieses Thema wohl als abgeschlossen ansehen", sagte Kuuhm selbstzufrieden und blickte Deighton in Erwartung seiner Zustimmung an. Aber für die Koko-Interpretin war das Thema noch nicht abgeschlossen.
„Wir dürfen es nicht einfach mit einem Achselzucken hinnehmen, daß wir die Spuren dieser feindlichen Roboter mit uns schleppen", sagte sie. „Es könnte sich um mikroskopische Ableger von ihnen handeln. Um winzige mechanische Brutzellen, wenn ich so sagen darf, die sich allmählich entwickeln..."
„Darüber brauchen wir uns, glaube ich, wirklich nicht den Kopf zu zerbrechen", warf Deighton rasch ein, um die Diskussion nicht ins Uferlose abgleiten zu lassen. „Spätestens auf Maahkora wird sich die Sache von selbst erledigen. In den Turbulenzen der Planetenatmosphäre werden die Ablagerungen bestimmt abgerieben, diese Hölle überstehen sie bestimmt nicht. Wir sollten uns also nicht weiter darum kümmern."
„Endlich einmal ein vernünftiges Wort", rief Kuuhm aus. „Willst du nicht gleich im selben Atemzug die Landung auf Maahkora befehlen, Galbraith?"
Deighton nickte.
„Laß die Sonden einholen und alles für die Landung vorbereiten. Halte die Einfluggeschwindigkeit in die Atmosphäre extrem hoch, geh bis hart an die Sicherheitsgrenze. Damit wir auch sicher sein können, daß die Ablagerungen verglühen."
Der Kommandant ging sofort daran, Deightons Anordnungen zu befolgen. Aber zuvor zwinkerte er der Koko-Interpretin noch schadenfroh zu. Bevor sie darauf reagieren konnte, sagte Deighton zu ihr: „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, würdest du dich mit dem Koko für ein Spiel zur Verfügung stellen?"
„Welches Spiel?" erkundigte sich Siba Havelan.
„Nennen wir es einfach ,Blinde Kuh’."
*
Deighton rief Brian in seiner Kabine an, und der meldete sich sofort.
„Es hat eigentlich ganz gut getan, sich mal auszusprechen", sagte Brian, als er Deighton als den Anrufer erkannte. Er zeigte keine Anzeichen von Depression, ja, er wirkte geradezu heiter. Aber Deighton wollte seiner zur Schau gestellten Stimmung nicht ganz trauen. „Ich fühle mich ganz ausgezeichnet, wie gereinigt."
„Das trifft sich gut. Ich möchte dich zu einem Spiel einladen."
Brians Miene verdüsterte sich.
„Warum sagst du nicht offen, daß es sich um einen Test handelt?"
„Weil du eine Aversion gegen dieses Wort hast."
„Meinetwegen. Ich komme." Deighton hatte mit der Siganesin die Vorbereitungen getroffen. Sie hatte dem Koko die Frage gestellt, was sie auf Maahkora unter widrigsten Umständen erwarten würde, etwa unter der Annahme, daß sie dort mutierten Vorfahren des fundamentalistischen Maahks Grek 336 begegnen würden. Danach hatte sie den Kontracomputer abgeschaltet. Als Brian in die Kommandozentrale kam, sagte ihm Deighton, was er sich von ihm erwartete: „Ich möchte, daß du deine vegetative Ratio auf Siba Havelans Identitätsmerkmale abstimmst und ich gegenüber dem Koko als sie ausgibst. Der Koko ist so geschaltet, daß er eine Identifikationsmöglichkeit nur an Sibas Gehirnwellenmuster hat. Grob gesagt, er ist blind und taub. Er kann sie weder anhand des Sprachmusters, noch an ihrer Erscheinung erkennen. Hier ist dein Skript, lerne es auswendig."
Deighton übergab Brian eine Folie, auf der alle wichtigen Punkte des vorgelegten Problems aufgezählt waren. Brian studierte sie, und er wirkte überaus konzentriert dabei.
Er mußte gleichzeitig auch seine vegetative Ratio auf die der Siganesin abgestimmt haben, denn als er die Folie weglegte, sagte er: „Ich bin bereit."
Die Siganesin aktivierte den Kontracomputer, und Deighton gab Brian das Zeichen zum Anfangen.
„Zu welcher Analyse bist du nun gekommen, Koko?" fragte Brian. „Was haben wir von den Vorfahren von Grek dreidreisechs zu erwarten?"
„In jedem Fall Unannehmlichkeiten", antwortete der Koko. „Es hängt natürlich vom Grad ihrer Mutation ab und wie weit sie sich hin zu Fundamentalisten entwickelt haben. Hinzu kommt der Unsicherheitsfaktor, daß sie von Maahks abstammen, die von der PAD-Seuche infiziert waren."
„Die ungünstigste Prognose", verlangte Brian.
„Ihr werdet gefangengenommen, eure Raumschiffe demontiert. Aus den brauchbaren Einzelteilen wird man Körper für euch konstruieren, die ihren eigenen Yrton-Kokons entsprechen. Eine zweite Variante könnte sein, daß man euch mitsamt der SERUNS in
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