114 - Sylphidas Rachegeister
wurdest du fünfzig, Shelby. Seit drei Jahren ist die Rückgabe des
Schatzes überfällig. Und - sei ehrlich: hat nicht vor drei Jahren alles
begonnen ?«
»Es ist alles beim alten geblieben. Für mich
hat sich überhaupt: nichts verändert .«
»Es werden schlimme Dinge passieren, wenn du
das Gold ''nicht wieder zurückgibst, von denen es einer deiner Vorfahren
erhalten hat. Du hast kein Recht mehr auf diesen Besitz ... Die of Gloghtonnys
haben mit dem Gold gelebt und gearbeitet. Wie die Fürsten. Sie konnten sich
alles erlauben. Aber die Bedingung war, den Schatz wieder zurückzubringen. «
»Bisher hat mich niemand aufgefordert .«
»Es geht uns gut, Shelby. Wir können ohne den
Goldschatz auskommen. Er wird uns Unglück bringen .«
»Ich werde darüber nachdenken .«
»Nein, nicht mehr nachdenken. Du mußt endlich
handeln, Shelby, ehe es zu spät ist. Und nun komm mit. Vielleicht ist heute der
Zeitpunkt gekommen, wo du die Dinge so sehen kannst, wie ich sie sehe .«
Ein Stuhl wurde gerückt, dann näherten sich
eilige Schritte der Tür, vor der Morna Ulbrandson stand und lauschte.
Die Schwedin huschte auf Zehenspitzen hinter
eine Säule.
Keine Sekunde zu früh.
Ein Türflügel wurde hart geöffnet.
Margareta Lady of Gloghtonny erschien auf der
Schwelle.
Sie war eine ausgesprochen attraktive,
gutaussehende Frau, Mitte Fünfzig, wirkte aber jünger, war sehr agil, schlank
und trug helle Kleidung. Sie hatte das Haar zu einem Schwanz zusammengebunden.
Shelby Lord of Gloghtonny war ein stattlicher Mann. Sein volles, schwarzes
Haar, seine braungebrannte, glatte Haut und seine aufrechte Haltung ließen auch
ihn nicht wie einen Mitfünfziger erscheinen.
Beide sahen gepflegt aus, als könnten sie es
sich leisten, oft in südliche Länder zu reisen und dort längere Zeit zu
bleiben.
Lady Margareta trug kostbaren Schmuck, ein
mit Juwelen besetztes Collier, das ihren schlanken Hals zierte, und einen
wertvollen Brillantring, dessen Steine wildes Feuer versprühten.
Die Lady trug ein langes, cremefarbenes
Kleid, in dem ihre Figur voll zur Geltung kam. Lord Shelby hatte eine schwarze
Hose und ein weißes Hemd gewählt. Er wirkte gegen seine Frau fast salopp
gekleidet.
Das Paar lief schnell den Korridor nach vorn,
und Morna Ulbrandson verlor keine Sekunde, unbemerkt hinter ihm herzueilen.
Seltsame, geheimnisvolle Dinge gingen hinter
den Mauern vor. X-GIRL-C war ganz in ihren Bann geraten. Andy Reef hatte sie -
wider seinen Willen - an einen Ort geführt, der eine Schlüsselstellung einnahm.
Lord und Lady of Gloghtonny eilten über die
gewundene Treppe nach unten.
Sie suchten den Keller auf.
Das riesige Gewölbe war schummrig und wurde
nur durch vereinzelt angebrachte, vergitterte Birnen erleuchtet.
Die Grundmauern des Castle bestanden aus
mächtigen Steinquadern.
Hohl hallten die Schritte an den Wänden
wider.
Die triste Umgebung, die vielen Gänge und
Mauervorsprünge boten Morna Ulbrandson guten Sichtschutz, und sie konnte
ziemlich dicht aufrücken, ohne in die Gefahr zu geraten, entdeckt zu werden.
Das Paar war so mit sich beschäftigt und
verbreitete durch seine Schritte einen solchen Lärm, daß eventuelle Schritte Mornas
völlig untergingen. Außerdem rechneten Lord und Lady of Gloghtonny nicht damit,
einen weiteren ungebetenen Gast in ihrem Haus zu haben.
Das Gewölbe war hoch, und es war eisig kalt
darin. In einer Ecke stand ein riesiges Weinfaß, genau gegenüber ein Regal, voll mit verstaubten Flaschen.
Der Weinkeller in Gloghtonny-Castle konnte
sich sehen lassen.
Im Keller gab es eine Vertiefung, in die eine
steile Treppe führte. Die Stufen endeten vor einer schweren, eisernen Tür, in
deren Schloß ein Schlüssel steckte.
Lady Margareta öffnete die Tür. Lord Shelby
lief treu wie ein folgsamer Hund hinter seiner Frau her.
Hinter der geöffneten Tür drang ein leises Rauschen
hervor.
Kaum waren der Lord und die Lady in dem
unterhalb des Kellers liegenden Verlies verschwunden, als auch Morna Ulbrandson
schon hinter ihnen auftauchte.
Wie ein Schacht führte der Gang zwischen zwei
hoch emporragenden Wänden entlang.
Morna lief im Schutz der Finsternis an der
Wand entlang.
Da rutschte der Boden unter ihren Füßen weg.
Wie durch Zauberei gab’s plötzlich keinen
festen Untergrund mehr.
Morna Ulbrandson gab einen letzten Schrei von
sich und stürzte auch schon wie ein Stein in die Tiefe.
Instinktiv warf sie sich noch nach vorn, in
der Hoffnung, daß es noch eine vorspringende Stelle
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