Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nur äußerlich so aus. Ansonsten war sie verdorben und einfach widerlich, von den Mächten der Hölle gezeichnet.
    Jetzt lachte sie noch. Ein Hexenlachen. Sie bog ihren Oberkörper zurück. Die Fackel hielt sie so, dass der Schein auf ihr Gesicht fiel.
    Nein, dachte Dean. Das ist nicht mehr das Gesicht eines Menschen. Da lacht dir eine Bestie entgegen. Schatten und rotgelbes Licht flossen über die Züge hinweg und tauchten auch ein in den weit aufgerissenen Mund, in dem sich die Zunge bewegte wie ein dunkler Klumpen, der jetzt nach vorn stieß, als wollte sie ein Insekt fangen.
    Es war dieses Auslachen, dieses geckenhafte Getue, das Dean an den Rand des Mordes brachte.
    Eine gefährliche Närrin, eine die einfach widerlich und stinkend war, die es nicht mehr verdiente, am Leben zu bleiben.
    »Stirb!« brüllte er und stieß sein Schwert nach vorn.
    Er wollte Gesine mit der Klinge aufspießen, um sie dann von sich zu schleudern, aber sie war raffiniert und hatte zudem aufgepasst. Außerdem schien sie seine Gedanken gelesen zu haben, denn im gleichen Moment bewegte auch sie sich.
    Die Fackel war ihre Waffe. Er stieß und sie schlug zu.
    Klinge und Fackel prallten zusammen. Das Feuer rutschte am Stahl entlang. Funken flogen empor.
    Ein sprühender roter Regen hüllte beide ein, und ein heißer Atem strich über das Gesicht des Schotten hinweg.
    Nicht nur die Haut wurde verbrannt, auch seine Haare erwischte das Feuer. Über der Stirn schmolzen sie weg, und aus dem Mund des Mannes drangen ein Fluch und ein Schrei zugleich. Er wich zurück und entkam so dem zuckenden Feuer. Zugleich sah er, was ihm der plötzliche Angriff gebracht hatte.
    Gesine war nicht mehr in der Lage, noch einmal mit der Fackel nach ihm zu schlagen. Sie stand auf der Stelle und schwankte. Noch hielt sie die Fackel fest, die ein Teil ihrer Spitze verloren hatte. Der Rest lag am Boden und flackerte nur noch schwach.
    Die Freundin des Teufels stand auf den Beinen. Sie keuchte. Sie beugte sich vor, und sie hatte dabei die Hände auf den Leib gepresst. Genau dort, wo das Schwert die Wunde hinterlassen hatte. Das Blut konnte sie nicht aufhalten. Es sickerte dunkel zwischen ihren Fingern hervor. Zwischen den Händen klemmte noch die Fackel. Der Stab stand quer zu ihrem Körper, und die Restflamme tanzte an ihrem Gesicht vorbei. Aus dem Mund floss ebenfalls Blut. Es sickerte über das Kinn, erreichte den Hals und drang in den Stoff ihrer Kleidung.
    Kein Schmerzlaut wehte McMurdock entgegen. Die Person vor ihm ertrug ihre Qualen stumm, bis zu dem Augenblick, als sie nach vorn in die Knie sackte und einen irren Schrei ausstieß. Es war ein Schrei des Hasses, der Verzweiflung. Die Klinge hatte eine tiefe Wunde gerissen, und die Hexe presste auch nicht mehr die Hände gegen den Leib.
    Sie lösten sich, und auch die Fackel rutschte nach unten. Die Hexe verlor ihre demütige Haltung und fiel nach vorn. Sie schrie nicht mehr, sie keuchte und fluchte auch nicht, wie es Dean McMurdock von ihr erwartet hätte.
    Aber sie starb.
    Die Flammen hatten plötzlich Nahrung gefunden. Gesine war auf die Fackel gefallen. Das Feuer war mit einer ausgetrockneten Kleidung in Berührung gekommen, und plötzlich war die Person von einem Flammenmantel umgeben.
    McMurdock wich zurück, als er die Lohe sah. Sie züngelte in die Höhe. Sie bestand aus Armen, die die gesamte Gestalt der Hexe nicht mehr losließen. Sie wälzte sich über den Boden, umhüllt vom Feuer der Vernichtung.
    Auch der Teufel half ihr nicht. Das Feuer fraß sich in sie hinein, der Rauch stank bestialisch, als hätte man Abfall aus der Hölle verbrannt.
    Der Schotte schaute zu. Er stand in sicherer Entfernung. In seinem Gesicht bewegte sich nichts.
    Selbst die Augen zuckten nicht. Er war zu einer Statue geworden und hatte die Lippen zusammengepresst. Keinen Funken Mitleid empfand er mit der Hexe, die zu einem zusammengeschrumpften Etwas geworden war, aber noch auf eine wundersame Art und Weise lebte.
    Plötzlich riss eine Kraft sie noch einmal vom Boden hoch, als wäre ein Windstoß unter ihre Gestalt gefahren. Sie riss dabei den Mund auf, stemmte die Arme hoch, obwohl ihr Körper nur noch ein schwarzer Klumpen war. Doch aus ihrem Mund drang ein letzter Schrei, der so schrecklich und grauenhaft war, dass er die Angst in den einsamen Zuschauer hineintrieb. Der Schotte wich unwillkürlich zurück. Er glaubte, von mehreren Stimmen zugleich umtost zu sein. Der Schrei verwandelte sich für ihn in ein Gelächter, das

Weitere Kostenlose Bücher