1141 - Die Königin von Avalon
einem Erzengel erhalten. Von Michael, dem Beschützer der Jungfrau von Orléans…
***
Der Mann war dunkel gekleidet. Das fiel Suko zuerst auf, denn so konnte er sich recht deutlich von der Fläche des Rasens abheben. Er hatte etwas Statuenhaftes an sich. Obwohl er sich in seinem langen Mantel nicht bewegte, strahlte er tödliche Gefährlichkeit aus. Aber mit Suko würde er kein so leichtes Spiel haben wie mit der wehrlosen Frau.
Er verließ sich voll und ganz auf sein Messer, das er in der rechten Hand hielt. Die Klinge war sehr dunkel, aber auch feucht, denn es klebte noch das Blut der ermordeten Frau daran.
Er gab Suko die Gelegenheit, ihn sich genauer anzuschauen. Bewusst wartete er ab. In seinem Gesicht zuckte nichts. Es sah aus, als hätte er eine dünne Maske darüber gestreift, und nur der Wind spielte mit seinen schwarzen Haaren.
Suko hatte von den X-Rays nur gehört, sie aber nicht gesehen. Bis zu diesem Zeitpunkt. Obwohl der Fremde sich nicht zu erkennen gegeben hatte, war dem Inspektor klar, mit wem er es hier zu tun hatte.
Der andere schritt näher. So locker, als könnte ihm niemand etwas anhaben. Mit den Knien stieß er gegen die Innenseite des Mantels, der dadurch aufschwang. Es war ein völlig normaler Vorgang, dem auch Suko nichts Besonderes beimaß, doch der X-Ray dachte gar nicht daran, sein wahres Äußeres zu verbergen. Während er ging, fasste er mit der freien Hand nach dem Mantel und zerrte ihn ruckartig auf. Er schleuderte ihn auf einer Seite zurück.
Büschelweise wuchsen auf seinem Oberkörper die Haare, doch zwischen ihnen funkelten wie eine gelbe Eisschicht zwei Augen.
Im ersten Moment war Suko überrascht. Er wich einen Schritt zurück und hatte Glück, nicht über den starren Leichnam der Frau zu stolpern.
Irgendwo war der X-Ray auch ein Exibitionist, nur eben auf seine Art und Weise, wie sie wohl noch von keinem vorgeführt worden war. Er hatte durch sein relativ langsames Gehen Suko noch die Zeit gegeben, den Blick auf die Brust zu werfen, dann änderte sich sein Schritt. Plötzlich wurde er schnell und huschte über den Rasen hinweg. Auch die Spitze der Klinge wies nicht mehr nach unten. Sie zeigte auf Suko.
Und dann sprang er. Eine schnelle und gleitende Bewegung. Die Hand mit dem Messer beschrieb keinen Bogen, wie es normal gewesen wäre. Dieser Mörder hatte zu einem anderen Trick gegriffen, den er meisterlich beherrschte. Er wollte das Messer von unten nach oben in Sukos Leib rammen.
Suko wich aus. Den Luftzug bildete er sich wohl nur ein, als ihn das Messer verfehlte. Den Fluch allerdings nicht. Der Killer war sich seiner Sache sehr sicher gewesen und rutschte aus der Vorwärtsbewegung in eine geschickt angesetzte Drehung hinein, wobei er den Messerarm noch schneller bewegte, um so zu vermeiden, dass Suko zu dicht in seine Nähe geriet.
Der Inspektor sprang zurück.
Wieder pfiff die Klinge an ihm vorbei, aber auch der Killer stand wieder vor ihm.
Suko hätte Zeit gehabt, die Beretta zu ziehen. Etwas hielt ihn davon ab. Es mochte das Gefühl sein, mit einer einfachen Silberkugel gegen dieses Untier nicht anzukommen, da musste er schon härtere Mittel einsetzen.
Jemand wie Suko ließ sich so leicht nichts gefallen. Er war es gewohnt, ebenfalls anzugreifen, und der plötzliche Sprung, aus dem hervor er sein Bein ausstreckte, überraschte selbst den Messermörder.
Ausweichen konnte er nicht mehr. Die Schuhspitze hackte schnell und hart gegen seine rechte Schulter.
X-Ray fluchte wieder. Er wirbelte herum, ohne es zu wollen und nahm den nächsten Treffer hin.
Diesmal mit der Faust, die ihn hart wie ein Stein traf und ihn zurückschleuderte.
Er schlitterte über den feuchten Rasen. Hatte dabei Glück, nicht auszurutschen, schüttelte sich und drückte das linke Bein nach hinten, so dass er in einen Spagat hineingeriet. In dieser nicht sehr günstigen Haltung erwischte es den X-Ray wieder. Suko hatte seinen Hals anvisiert und ihn auch getroffen. Der Mörder tuschte einen Moment später rücklings über den feuchten Rasen hinweg, schlug noch um sich, ohne sich stoppen zu können.
Das besorgte Suko, in dem er seinen Fuß nach unten rammte und somit das Handgelenk erwischte.
Er nagelte den Arm auf dem Boden fest.
Spätestens jetzt hätte ein normaler Mensch bis zum Steinerweichen geschrien. Nicht dieser Killer. Er lag einfach nur da und schaute zu Suko hoch. Dabei hatte ein widerliches Grinsen seine Lippen in die Breite gedrückt, und Suko sah zugleich den Blick von
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