1142 - Piraten-Terror
dunkel.
Sie griff in die Jackentasche. Dort hatte sie die kleine Plastikflasche mit dem Benzin hineingesteckt. Um das Holz anzuzünden, wollte sie auf Nummer Sicher gehen. Da verließ sie sich nicht allein nur auf das normale Feuer. Dafür war das Material nicht trocken genug. Außerdem wehte der Wind noch viel zu kräftig. Es hätte die Flammen leicht ausblasen können.
Das Benzin gluckerte aus der Flasche und klatschte auf das zurechtgelegte Holz. Der Wind Wehte ihr den scharfen Geruch der Flüssigkeit in die Nase. Benzin floss auch über das Bild hinweg.
Bis zum letzten Tropfen leerte sie die Flasche. Danach warf sie das Gefäß auf das Brennholz.
Sie ging zurück. Aus der anderen Tasche holte sie das Feuerzeug hervor. Auch einen trockenen Stofflappen, der auch ohne Benzin Feuer fangen würde.
Sie hatte in der Theorie alles geplant. Nichts würde sie mehr ablenken können. Alles würde bestens laufen, und an die angebliche Veränderung des Bildes dachte sie nicht mehr. Da hatte ihr sicherlich die Phantasie einen Streich gespielt.
Sie schaute sich das Gemälde auch nicht mehr an und drehte dem Wind den Rücken zu, um die Flamme halten zu können. Unter der Jacke halb verborgen huschte die Zunge des Sturmfeuerzeugs in die Höhe und schnappte nach dem Lappen.
Sie kohlte den Rand an, dann fraß sie sich in den Stoff hinein, glitt schnell höher, und Laura musste den Lappen so schnell wie möglich loswerden.
Sie schleuderte ihn auf das Holz. Es gab ein puffendes Geräusch, und einen Moment später schoss die erste Flamme in die Höhe, die sich sofort ausbreitete und die kleinen Zungen wie Wasser über den gesamten Holzstapel fließen ließ.
Laura ging zurück. Die plötzliche Hitze hätte beinahe ihr Gesicht versengt. Einen Arm riss sie hoch und schützte damit Stirn und Augen.
Schatten und Helligkeit flossen über ihre Gestalt. Der Wind spielte mit dem Feuer. Er ließ es tanzen, aber er war nicht so stark, um es auszublasen.
Das Gesicht der Frau hatte sich zu einem Lächeln verzogen. Sie jubelte innerlich, weil sie sich endlich am Ziel wähnte.
Das Feuer brannte nicht ruhig. Es gab auch Geräusche ab, die sich mit denen des Windes vermischten. Manchmal wurden die Feuerzungen nach unten gedrückt. Dann wiederum schnellten sie hoch, begannen zu tanzen, griffen wie Finger ins Leere und fassten auch nach dem Bild in ihrem Zentrum.
Laura Watson war so weit zurückgetreten, dass sie es genau beobachten konnte, ohne selbst erwischt zu werden. Sie wartete darauf, dass sich die Leinwand unter der Hitze zusammenkräuselte, dann Feuer fing und schließlich auch der Rahmen lichterloh brannte.
Die Zungen tanzten und flackerten um das Bild herum. In ihrer Gier waren sie nicht zu stoppen. Sie hatten das gesamte Holz erfasst. Sie wühlten sich hinein. Sie zerstörten das Material, das an einigen Stellen zerknackte, so dass ein kleiner Sturm aus Funken in die Höhe flog und wie rote Sterne durch die Luft wirbelte.
Wie eine Statue so steif war sie stehen geblieben, den Blick auf das Feuer gerichtet. Sie wartete darauf, dass das Bild Feuer fing.
Es brannte nicht!
Zunächst glaubte Laura, sich geirrt zu haben. Das konnte einfach nicht möglich sein. Sie musste sich täuschen. Es war ein normales Bild. Es hatte einen normalen Rahmen, auch eine normale Leinwand. Das musste einfach brennen wie Zunder.
Es brannte nicht. Die Flammen tanzten um das Bild herum, ohne es zu erfassen. Sie ließen es aus. Der Rahmen blieb ebenso unbeschädigt wie die Bildmitte. Nur der Rauch quoll an ihm vorbei und wurde in das Gesicht der Frau geweht, die einen Hustenanfall bekam.
Laura Watson verstand die Welt nicht mehr. Sie hatte die Augen weit geöffnet, die Hände zu Fäusten geballt und starrte auf das Feuer, in dessen Mitte das Bild des Piraten stand.
Unbeschädigt!
Keine Flammenzunge hatte es erwischt. Es widerstand dem Feuer, und allein durch die Schattenspiele schien es zu leben. Sie hatte den Eindruck, als wäre der Pirat dabei, sich zu bewegen. Er tanzte, er grinste, aber er verbrannte und schmolz nicht.
Laura verstand die Welt nicht mehr. Aber sie gestand sich ein, dass all ihr Sinnen und Trachten umsonst gewesen war. Sie hatte es nicht geschafft, das Bild zu zerstören. Es war einfach zu widerstandsfähig gewesen, und sie wusste, dass dies nicht normal war. Jedes Bild wäre verbrannt, besonders wenn es mit Benzin gesprenkelt worden war.
Dieses hier nicht.
Je länger sie schaute, umso enttäuschter war sie. Hatte sie bis jetzt
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