1144 - Der Rächer aus dem Morgenland
rutschte noch bis in den Grund des Grabens hinein, und Peggy bekam noch einmal einen Stoß.
Mit der Stirn schlug sie gegen den Lenkradring, der mehr vertrug als ihr Kopf.
Bewusstlos blieb sie liegen…
***
Trotz des Anrufs aus Alet-les-Bains hatte ich gut geschlafen. Es lag wohl daran, dass mich nichts mehr so leicht erschüttern konnte. Ich war es gewohnt, mich mit den Dingen herumzuschlagen, die immer jenseits des Normalen lagen.
Nach dem Duschen und beim Frühstück, das aus einem Rührei, Speck und einer Scheibe Toast sowie Kaffee bestand, dachte ich über die Folgen des Anrufs nach.
Bisher hatte es noch keine gegeben. Wie ich meinen Freund Bloch kannte, würden sie nicht lange auf sich warten lassen. Ich war davon überzeugt, dass sich in Newport auf der Isle of Wight etwas zusammenbraute, dessen Kreise auch noch mich erreichen würden.
Suko sah mir natürlich an, dass etwas passiert war. Wir waren diesmal nicht mit der U-Bahn gefahren, sondern mit Sukos BMW, der eine Inspektion bekommen musste. Suko wollte mich beim Yard absetzen und dann zur Werkstatt fahren.
»Hast du schlecht geschlafen, John?«
»Nein.«
»Du kommst mir nur so vor.«
»Das täuscht, denn ich denke nach.«
»Worüber?«
Ich drückte mich in den Sitz zurück und schaute auf den sehr sauberen Autohimmel. Überhaupt war der Wagen sehr gepflegt, und ich nahm auch den Geruch des Leders wahr. »Ich denke über den Anruf unseres Freundes Bloch nach.«
Suko musste stoppen. Eine Ampel stand auf Rot. »Das war nicht nur einfach ein Gruß. Oder hat er sich erkundigt, wie es dir geht?«
»Nein.«
»Ärger?«
Ich hob die Schultern. »Das ist noch nicht sicher. Überhaupt ist nichts sicher.« Danach erzählte ich ihm, worum es bei der Nachricht gegangen war.
»Ein Ritter, der tot ist also…«
»Tot sein sollte«, berichtigte ich ihn. »Der Abbé glaubt daran nicht so recht.«
»Und was ist mit dir?«
»Ich müsste ihn auch erst sehen.«
»Auf der Isle of Wight.«
»Genau.«
»Da bin ich aber dabei, John.«
»Keine Sorge. Ich weiß ja, dass du Ritter liebst. Doch bisher haben wir noch keinen Anhaltspunkt. Allerdings kümmern sich die Kollegen darum. Es kann ja sein, dass in der Nacht etwas vorgefallen ist. Man muss mit allem rechnen.«
»Stimme ich dir glatt zu.«
Wir hatten es nicht mehr weit. Fünf Minuten später legte Suko einen Zwischenstopp ein und ließ mich aussteigen. Ich war sogar ziemlich pünktlich im Büro, aber Glenda hatte ich trotzdem nicht geschlagen. Sie war bereits eingetroffen, und auch der Kaffee gurgelte schon in der Kanne. So konnte ich mich fast wie zu Hause fühlen.
»Schick«, sagte ich.
»Wieso?«
»Der rosige Pullover und der schwarze Cordrock.«
»Ist nicht neu.«
»Habe ich auch nicht gesagt.« Ich blieb neben der Kaffeemaschine stehen und nickte Glenda zu.
»Sonst alles klar?«
»Ja, warum nicht?«
»Keine Anrufe für mich?«
»Oh.« Sie verdrehte die Augen. »Erwartest du denn welche?«
»Den einen und auch den anderen«, erwiderte ich bewusst überbetont und kam dann auf Suko zu sprechen, um Glenda zu sagen, dass er später kommen würde.
»Das weiß ich. Sein Wagen muss überholt werden.«
»Genau.«
Der Kaffee war jetzt durchgelaufen. Ich schenkte mir die erste Tasse ein und balancierte sie in mein Büro. Glenda folgte mir. Auch sie hatte sich mit einer Tasse Kaffee bewaffnet und nahm auf Sukos Schreibtischstuhl Platz.
Sie hatte irgendetwas vor, das ahnte ich. Normalerweise wäre sie in ihrem Büro geblieben. So aber blieb sie mir gegenüber sitzen, trank ab und zu einen Schluck von der braunen Brühe und richtete den Blick ihrer blauen Augen auf mich.
»Was gibt's?«, fragte ich.
»Ach, eigentlich nicht sehr viel. Mir ist in der vergangenen Nacht nur eine Idee gekommen.«
»Welche?«
Plötzlich strahlten ihre Augen. »Urlaub, John!«
»Hoii… jetzt?«
»Warum nicht?«
»Etwa an den Strand in warme Länder und…«
»Nein, ich dachte eher an die Alpen. Ein paar Tage nur ausspannen. Das täte uns beiden gut.«
»Das heißt, du willst mitfahren?«
Sie reckte ihr Kinn vor und fragte spitz: »Würde das den großen Geisterjäger stören?«
»Nein, überhaupt nicht. Möglicherweise Sir James. Denn gleich zwei Leute zu verlieren…«
»Keine Sorge, John. Ich habe mit Sir James gesprochen. Das heißt, ich habe das Thema angerissen.«
»Umso besser. Was hat er gesagt?«
Glenda senkte den Blick. »Nun ja, begeistert war er nicht. Ist auch verständlich. Aber er war auch
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