1144 - Der Rächer aus dem Morgenland
Schritten, gespannt und auch lauernd.
Plötzlich schrie sie auf.
Sie wusste jetzt, was dieses helle Schimmern zu bedeuten hatte.
Es war ein Schwert, und es hatte sich durch den Körper eines jungen Mannes gebohrt und ihn an den Stamm genagelt.
Aber es war nicht irgendein junger Mann. Der Tote war Tommy Holland!
Tommy ist tot! Tommy ist tot!
Dieser eine Gedanke wollte einfach nicht enden.
Peggys Blick war starr auf den toten Tommy gerichtet, der so schrecklich ums Leben gekommen war.
Sie sah das bleiche Gesicht, die starren, offenen Augen. Die Angst, die sich auf den Zügen abzeichnete.
Tommy ist tot!
Immer und immer wieder jagte dieser Satz durch ihren Kopf. Peggy konnte sich dagegen nicht wehren. Er war tot. Das hier erlebte sie nicht als Trugbild. Es war Tommy, der so schrecklich wie eine leblose Puppe durch die brutale Wucht des Schwerts an den verdammten Baum genagelt worden war.
Peggy weinte.
Tommy ist tot, schrie eine Stimme in ihr. Tommy wird nie mehr lebendig! Ich hätte ihn nicht allein lassen sollen. Schuldgefühle stiegen in ihr auf, aber sie wurde abgelenkt, weil sie ein Geräusch hörte.
Es war in der Nähe aufgeklungen. Hinter ihrem Rücken. Keine Schritte, sondern Laute, die sie nicht einordnen konnte. Sie kratzten, als würde Metall über Metall schaben. Und sie hörten sich irgendwie auch blechern an.
Da ist etwas im Wald. Eine Maschine oder so. Derartige Gedanken huschten durch ihren Kopf, während sie zugleich ihren Herzschlag überlaut wahrnahm.
Die Geräusche hinter ihrem Rücken näherten sich und nahmen noch an Stärke zu.
Tommy ist tot! Da war wieder dieser schlimme Satz, der sich in ihre Gedanken stahl. Und er ist umgebracht worden. Ein Mörder hat sich hier frei bewegt.
Er ist da!
Das war ein Gedanke, der sie wie ein scharfer Schmerz erfasste. Er war da. Er war zurückgekehrt, wie auch immer. Das Geräusch, das Klirren und…
Peggy fuhr herum!
Peggy schwankte. Mit einer derartigen Gestalt hatte sie nie im Leben gerechnet. Sie kam ihr so unwirklich vor. Als hätte sie ein Märchenland verlassen, um in dieser Welt grausame Zeichen zu setzen.
Sie zwinkerte. Es war überhaupt die erste Regung, zu der sie fähig war. Und dann sah sie, wie sich der Ritter bewegte. Er hob seinen rechten Arm an, was auch mit kratzenden Geräuschen verbunden war. Seine Finger waren nicht zu sehen, weil sie von einem eisernen Handschuh verdeckt wurden.
Aber er bewegte sie.
Peggy Shaw schaute zu. Die Hand schwebte in der Luft. Die Finger drückten nach vorn, streckten sich dann wieder, als wollten sie dem Toten ein bestimmtes Zeichen geben.
In den folgenden Sekunden passierte etwas, das die junge Zeugin nicht begriff.
Plötzlich umschwebte ein Licht das Schwert. Ein grünlich-heller Kranz, der nur für einen Moment blieb und auch den Körper des toten Jungen erfasste.
Dann bewegte sich das Schwert in seiner Brust!
Zuerst war es nicht mehr als ein Zittern. Wenig später schon drehte es sich, um anschließend lautlos aus der Brust herauszugleiten. Noch immer eingehüllt in das Licht schwebte es über den Boden hinweg und auch an Peggy vorbei.
Sie begriff nichts mehr. Sie konnte nur noch staunen, als das Schwert durch die Luft glitt und dabei nicht der Schwerkraft gehorchte, um zu Boden zu fallen.
Der Weg des Schwerts endete dort, wo sich ihm die geöffnete Klaue entgegenstreckte.
Der Ritter griff zu.
Es knirschte leicht, als sich die Finger um den Griff drehten. Die Waffe schwebte jetzt etwa hüfthoch über den Boden hinweg. Im unteren Drittel klebte noch das Blut des Toten am Stahl. Auch etwas, das Peggy erschauern ließ.
Der Ritter konnte seine Waffe dirigieren. Er würde es auch schaffen, sie so zu lenken, dass sie ihren Körper durchbohrte. Davor fürchtete sich Peggy, aber sie konnte es nicht in einen Hilfeschrei umsetzen. Dazu war sie zu starr.
Der Ritter fing seine Waffe ab und kantete sie hoch. Peggy fühlte sich nicht mehr so direkt gefährdet, und mit der leicht leuchtenden Gestalt passierte noch etwas.
Innerhalb des Visiers bewegte sich sein Knochenkopf. Peggy wollt es kaum glauben, aber der Schädel nickte ihr zu, was schon einem Gruß gleichkam.
Grinste die Knochenfratze? Bildete sie sich das nur ein? Spielten ihr die Nerven einen Streich?
Der Ritter bewegte wieder seinen rechten Arm und winkelte ihn so an, dass er die Waffe in seine Scheide stecken konnte. Sie bestand aus einem sehr starren Material und bildete den rechten Rand eines Kettengehänges, das den Körper
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