1144 - Der Rächer aus dem Morgenland
umspannte.
Es gab keine direkte Bedrohung mehr. Nur etwas tat der Ritter noch. Er hob den linken Arm an und klappte sein Visier zu. Jetzt war von der Knochenfratze nichts mehr zu sehen, bis auf die leicht rötlichen Augen hinter den Schlitzen.
Der Ritter drehte sich um.
Dann ging er weg. Peggy Shaw starrte ihm fassungslos nach. Sie konnte es nicht glauben. Es war einfach zu viel für sie. Es war auch kein Traum, den Ritter gab es tatsächlich, der jetzt vom Mantel der Dunkelheit verschlungen wurde. Auch seine knarrenden Geräusche zogen sich immer mehr zurück. Als auch sie nicht mehr zu hören waren, wurde Peggy klar, dass sie überlebt hatte. Der Ritter war weg, aber sie gab es noch.
Und auch Tommy!
Tommy war tot. Aber er lag jetzt am Boden. Wäre das Blut auf seiner Kleidung nicht gewesen, hätte man ihn mit einer Puppe verwechseln können.
Er wird nie wieder lachen, dachte Peggy. Nie wieder sprechen. Nie mehr schlafen, essen, trinken…
Es war so brutal, was Peggy Shaw dachte, aber sie konnte sich dagegen nicht wehren.
Schreiend und schluchzend rannte sie fort…
***
Ohne es direkt zu wollen, war sie in den normalen Waldweg hineingelaufen, auf dem ein Stück entfernt die Ente parkte. Sie sah den Wagen und schlagartig fiel ihr ein, dass Tommy die Schlüssel an sich genommen hatte. Daran hatte sie in ihrer Panik gar nicht gedacht. Sie hetzte zu ihm zurück.
Von neuem erschauerte sie beim Anblick seiner Leiche. Sie fand die Autoschlüssel in seiner Jacke.
Dann lief sie zur Ente zurück.
Einen Führerschein besaß Peggy nicht. Dennoch traute sie sich zu, die Ente fahren zu können.
Peggy ließ sich in den recht weichen Sitz sinken. Sie schob den Zündschlüssel ins Schloss, drehte ihn und hörte dann, wie der Motor ansprang.
Der gesamte Wagen zitterte, als hätte man ihm Schläge versetzt. Peggy musste jetzt schalten, was ihr nicht leicht fiel, aber irgendwie bekam sie die Ente ans Laufen.
Sie fuhr los. Zwar holprig und bucklig, auch in Stößen, aber sie fand ihren Weg über den hart gefrorenen Boden. Am Ende des Weges lenkte sie nach links. Sie musste den toten Tommy passieren, aber sie schaute nicht hin. Nein, keinen Blick mehr auf die Leiche. Das wäre zu viel für sie gewesen. Da wäre dann ihre mühsam aufgebaute Sicherheit zusammengefallen wie ein Kartenhaus.
Es ging weiter. Die Straße erschien im kalten Licht der beiden hellen Glotzaugen.
Peggy fuhr einfach weiter. Sie tat es automatisch. Hätte man sie gefragt, was sie machte, sie hätte keine konkrete Antwort geben können. Ihr war, als würde sie von einer anderen Macht geleitet, die wollte, dass sie überlebte.
Es war nicht einfach für sie, die Kurven zu nehmen und immer richtig auf der Straße zu bleiben.
Peggy zitterte und hatte dabei große Mühe, das Lenkrad zu halten.
Da der Weg leicht bergab führte, nahm die Ente auch eine gewisse Fahrt auf. Peggy musste aufpassen, dass er ihr nicht aus der Spur entglitt. Es war nicht einfach, immer in die Kurven hineinzurollen und entsprechend zu bremsen. Wenn das Auto seine Linie verließ, war alles vorbei, und einen Unfall wollte sie nicht riskieren.
Peggy weinte noch immer. Die Erinnerung konnte sie einfach nicht löschen. Das Bild drängte sich immer stärker in ihr Gedächtnis hinein. Es war einfach grauenhaft und auf der anderen Seite auch unerklärlich. Unmöglich. Ein Ritter, in dessen Rüstung ein verdammtes Skelett steckte!
Aber sie hatte es gesehen. Sie würde es auch sagen, doch wer würde ihr schon glauben?
Die Ente bekam Fahrt. Peggy bremste wieder. Etwas zu heftig, und sie hatte in den vergangenen Sekunden auch nicht richtig aufgepasst. So war sie einfach zu nahe an den linken Straßenrand herangeraten, der fast ständig im Schatten lag.
Hier war nichts getaut.
Es war glatt!
Die Hinterräder rutschten weg. Zuerst nahm Peggy es kaum zur Kenntnis. Sie dachte nur einen Moment daran, dass sich der Wagen so seltsam bewegte als könnte er fliegen.
Nein, sie fuhr noch, und sie glitt dabei auch weiter und direkt auf den Straßengraben zu.
Es hatte keinen Sinn mehr, wenn sie bremste. So war die Ente nicht zu halten, die einen heftigen Stoß bekam und zur linken Seite hin kippte.
Peggy hatte den Fehler gemacht und sich in der Hektik nicht angeschnallt. So kippte sie mit und sah ihre Umgebung völlig anders. Sie drehte sich, sie schaukelte und dann erfolgte der Crash. Ein sehr harter Aufschlag, der den Wagen an der Seite und auch am linken Kotflügel zusammendrückte.
Er
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