1144 - Der Rächer aus dem Morgenland
Aufschrift normal gepasst hätte. Das ist nun leider nicht der Fall. Daran ändern kann ich auch nichts. Bevor wir eintreffen, setze ich mich noch mit Ihnen in Verbindung. Falls Sie meinetwegen irgendwelche Bedenken haben, erkundigen Sie sich bitte bei meinem Chef, Sir James Powell, über mich.«
»Sie werden lachen, das tue ich auch.«
»Es steht Ihnen frei. Danke noch mal für die Auskünfte.« Ich legte auf und schaute Glenda an.
»Begeistert war der aber nicht.«
»Wäre ich an seiner Stelle auch nicht, wenn sich jemand in meine Arbeit einmischen will.«
»Wann willst du los?«
»Heute noch.«
»Habe ich mir gedacht.«
Ich grinste sie an. »Der Urlaub sollte doch erst später stattfinden - oder?«
»Vergiss ihn.«
»Nein, bestimmt nicht.«
Suko war früher zurück, als ich es für möglich gehalten hatte. Er trat in das Büro, und die erste Frage floss dabei über seine Lippen. »Na, wie sieht es in Newport aus?«
»Nicht gut.«
»Wieso?«
»Es hat in der letzten Nacht einen Toten gegeben. Einen jungen Mann. Wie es aussieht, ist er mit einer Stichwaffe getötet worden. Dabei kann es sich auch um ein Schwert handeln. Aber das ist meine eigene Spekulation.«
»Dann brauche ich mich gar nicht erst zu setzen.«
»Das denke ich auch.«
»Schön. Weißt du schon, wie wir am schnellsten auf die Insel kommen?«
»Mit dem Zug, denke ich.«
Suko schaute Glenda an, als wollte er sie fragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank hatte.
»Er hat recht. Ihr fahrt bis Southampton und rollt dort auf die Fähre. Das ist am schnellsten.«
»Aha. Und woher weißt du das alles? Hast du die Insel selbst schon besucht?«
»Das nicht eben.« Glenda stand auf und tippte gegen Sukos Brust. »Aber als Sekretärin sollte man über eine gewisse Allgemeinbildung verfügen. Wusstest du das nicht?«
»Ähm… na ja…«
»Dann merk dir das für die Zukunft«, erklärte Glenda lässig und verließ das Büro.
»Tja«, sagte ich. »Wieder mal was gelernt, mein Lieber.«
»Hör du ja auf«, drohte Suko…
***
Glück und Pech wechseln sich im Leben ab, und wir hatten in diesem Fall das große Glück, den nächsten Zug nach Southampton noch zu bekommen. Es war wirklich besser, das wir ihn genommen hatten, denn auf das Wetter war kein Verlass. Die Sonne war schon über London dabei, sich zurückzuziehen und sich hinter Wolken zu verstecken. Der Wetterbericht hatte Schnee und auch Schneeregen angesagt. Da war es dann kein Vergnügen, mit dem Auto zu fahren.
Die Bahn aber rollte in südliche Richtung auf die Hafenstadt Southampton zu, und auch die Abfahrtstermine der Fähren waren exakt auf die Ankunft der größeren Züge eingestellt.
So konnten wir auf die Fähre wechseln, die knapp drei Stunden bis Cowes brauchte, wo sie anlegte.
Es war die nördlichste Stadt der Insel, und dort hatte ich bereits telefonisch einen Leihwagen bestellt und mich auch mit dem Kollegen Tigger in Verbindung gesetzt, damit er nicht überrascht war, wenn wir plötzlich bei ihm auftauchten. Tigger hatte es zur Kenntnis genommen, mehr nicht.
Es war eine recht ruhige Fahrt durch die breite Landzunge. Erst später wurde die See rauer, aber auch das ließ sich ertragen. Wir hatten unsere Plätze im Restaurant gefunden und konnten durch die großen Scheiben das wilde Spiel der Wolken und des Wassers beobachten.
Ein kleiner Imbiss wurde auch gereicht. Mit Putenfleisch belegte Croissants. So war unser Hunger auch fürs Erste gestillt. Von Sir James hatten wir natürlich Rückendeckung bekommen und waren nun gespannt darauf, ob sich das bewahrheitete, was der Abbé befürchtet hatte. Mit ihm hatte ich noch vom Zug aus gesprochen und er war davon überzeugt, dass Edward Estur zurückgekehrt war.
Über ihn redeten Suko und ich auch, wobei mein Freund fragte, was Estur wohl für ein Typ war.
»Ein Ritter.«
»Weiß ich selbst. Was noch?«
»Einer, der die Moral immer sehr hochgehalten hat.«
»Aber kein Politiker?«
Ich grinste und schüttelte den Kopf. »Nein, das bestimmt nicht. Aber es gibt ja auch noch den Begriff moralinsauer. Vielleicht trifft das auch bei ihm zu.«
Suko nickte. »Bei einem, der längst tot sein müsste.«
»Sollen wir darüber noch sprechen?«
»Nein, lass mal.«
Ich hatte auch mit Frank Tigger vereinbart, dass wir das Krankenhaus besuchten, in dem die Zeugin lag. Sie war in diesem Fall eine wichtige Person.
Hier zumindest regnete oder schneite es nicht. Es waren auch nicht viele Menschen auf der Autofähre unterwegs. Im
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