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1145 - Das Haus der Selbstmörder

1145 - Das Haus der Selbstmörder

Titel: 1145 - Das Haus der Selbstmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich betreten. Ich war die Treppe hochgegangen. Ich hatte das Licht und die Person als Ziel gehabt, die vor dem Ausgang gestanden hatte.
    Jack Kessler!
    Jetzt war auch der Name wieder da. Das Geschehene rollte noch einmal vor meinen Augen ab. Die Stimmen der Toten hatten Kessler gerufen. Sie hatten ihn geholt. Sie wollten, dass er zu ihnen kam.
    Als Toter oder Lebender, das war die große Frage.
    Obwohl ich den alten Friedhof teilweise durchwandert hatte, war mir Kessler weder als lebendiger noch als toter Mensch aufgefallen. Es schien ihn gar nicht mehr zu geben. Wenn das stimmte, dann hatte sich sein Schicksal erfüllt.
    Der Platz, an dem ich stand, bot mir einen recht guten Überblick. Weiter im Hintergrund verschwommen die Grabsteine zwar, aber in meiner Nähe konnte ich sie sehen. Ich konzentrierte mich genauer und las die Namen von den Seiten der Steine ab.
    Sie sagten mir nichts. Mir fiel nur auf, dass sich darunter kein einziger Frauenname befand. Auf diesem Totenacker hatte man nur Männerleichen begraben.
    Die Toten rufen - so hatte es mir Jack Kessler gesagt. Er war dem Ruf gefolgt, und trotz einer Hilfsaktion hatten ihn weder der Kollege Garret noch ich retten können. Jack Kessler war zum Licht gegangen und hatte sich rücklings in die Tiefe gestürzt.
    Wo war er jetzt?
    Ich befand mich auf dem Friedhof. Hatte Kessler den gleichen Weg genommen?
    Zwar war ich über das graue Areal geschritten, aber mir war Jack nicht aufgefallen. Er schien sich auf dem Weg in die Tiefe aufgelöst zu haben, ich sah keine Fußabdrücke und hörte ihn auch nicht jammern oder stöhnen.
    Aufgeben wollte ich trotzdem nicht. Da ich lebte, gab es für mich auch noch Hoffnung; so einfach gab ich nicht auf. Stellte sich nur die Frage, was mich geschützt hatte, und da dachte ich natürlich an mein Kreuz.
    Ich wusste es nicht mehr genau, ob ich es bei meinem Eintritt in das Licht in der Hand gehalten oder in die Tasche gesteckt hatte. Als ich nachfühlte, fand ich es in der Tasche, und das beruhigte mich einigermaßen. Ich wollte die Hand schon wieder lösen und hervorziehen, da passierte etwas Unheimliches.
    Plötzlich waren die Stimmen da!
    In der starren Haltung blieb ich unter dem Baum stehen und versuchte, ihnen zu lauschen. Zunächst hörte ich nichts anderes als nur ein leises Gemurmel, das allerdings nicht mehr so leise blieb. Es schälte sich immer deutlicher hervor, und so war ich schließlich in der Lage, einzelne Worte zu verstehen.
    Ob einer redete oder mehrere den gleichen Text sprachen, fand ich nicht heraus. Aber die Worte verstand ich.
    »Er ist gekommen, um uns zu erlösen. Er will uns die Ruhe geben. Er ist stärker als andere…«
    Ich horchte genauer hin.
    Die Stimmen wehten vorbei.
    Im nächsten Augenblick waren sie wieder da. »Ja, er hat das Kreuz. Wir können ihn spüren. Er will die Verdammten retten. Er ist der Richtige. Die anderen Seelen haben es nicht geschafft.«
    Nicht geschafft? Ich stellte mir die Frage. Seelen, die es nicht geschafft hatten?
    Es war recht schwer, da durchzublicken. Trotzdem glaubte ich, der Wahrheit sehr nahe zu sein. Auf diesem Friedhof gab es nicht nur die alten, grauen Grabsteine. Hier irrten auch die Geister der Verfluchten umher, die ihre Totenruhe wollten, sie jedoch nicht bekamen. Trotzdem dürsteten sie nach Erlösung, und deshalb hatten sie die Lebenden gerufen, um durch sie das Verfluchtsein loszuwerden.
    Die Stimmen umschwirrten mich. Ich konnte mir vorstellen, auch von Geistern umkreist zu werden.
    Nur waren sie nicht sichtbar. Dafür mein Kreuz, das ich aus der Tasche holte und offen in der Hand hielt. Wer immer mich umschwirrte, er würde es sehen müssen und die entsprechenden Schlüsse ziehen.
    »Einsam, er ist einsam… wir müssen weg… es gibt da noch einen.« Plötzlich wisperten die Stimmen durcheinander, so dass ich große Mühe aufbringen musste, um überhaupt etwas zu verstehen. Über mein Kreuz rann ein feines Leuchten wie Wasser, aber mehr gab es nicht bekannt.
    Jack Kessler war da. Das hatte ich gehört. Ich wollte nicht, dass er starb und die wahren Herrscher des Friedhofs noch einen Erfolg erreichten.
    Über mir malte sich das Geäst des Baumes wie ein künstliches Gebilde ab. Es war nur ein Anlaufpunkt gewesen. Auf jedem anderen Platz des Friedhofs hätte ich mich ebenfalls so fühlen können.
    Ich nahm den Weg wieder auf, der mich durch die Reihen zwischen den Gräbern führte. Niemand hatte sich hier große Mühe mit dem Begräbnis der Leichen

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