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1145 - Das Haus der Selbstmörder

1145 - Das Haus der Selbstmörder

Titel: 1145 - Das Haus der Selbstmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein Seelenaustausch statt. Diejenigen, die sich der Seelen annahmen, erhielten durch weitere Toten ihre Ruhe. Eine verfluchte und dämonische Logik.
    Mir nicht unbekannt. Wie oft hatte ich ähnliche Dinge erlebt, bei denen der menschliche Verstand sich weigerte, sie aufzunehmen. Auch hier war es nicht anders.
    Kessler lag noch immer in der gleichen Position. Nur langsam hob er den Kopf an und drehte ihn auch so, dass er mich anschauen konnte. Er presste die nächsten Worte hervor. »Sind… sind… die Würmer aus meinem Rücken verschwunden?«
    »Ja, sie sind weg…«
    »Danke.«
    »Kannst du aufstehen?«
    Die Antwort sollte wohl ein Lachen sein. Zumindest hörte sie sich so an. Er versuchte es und winkelte die Arme an, um dann die Hände gegen den Boden stemmen zu können. Durch die Wunde rasten Schmerzen über seinen Rücken hinweg, und sein Gesicht erstarrte in der Verzerrung.
    Ich half ihm und zerrte ihn behutsam höher, während er sich an mir festklammerte.
    »Das schaffen wir, Jack!«
    »Ver… versuchen…« Er bemühte sich und kämpfte gegen die Schwäche an. Schließlich stand er auf den Beinen und kam mir vor wie das berühmte schwankende Rohr im Wind, bei dem ein leiser Luftzug genügte, um es umzuwerfen.
    Ich gab ihm Zeit, um sich zu erholen. »Ich… ich… schaffe das nicht«, flüsterte er. »Ich kann es nicht, John. Der Rücken schmerzt nur noch. Die Stiche… es ist… es… ist wie eine Säge, die einfach nicht aufhört.«
    »Trotzdem, kommen Sie!«
    »Wohin denn?«
    Ja, wohin? Es war eine gute Frage, auf die ich nur eine Antwort wusste. »Weg von hier, Jack. Wir müssen weg von hier, aber ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen, da bin ich ehrlich. Die Fenster sind noch vorhanden, das Haus auch…«
    »Ich sehe es aber nicht«, sagte er stöhnend.
    Da musste ich Jack Kessler Recht geben. Während er zitternd in meinen Armen hing, schaute ich mich um, weil ich ebenfalls nach dem Haus suchte.
    Es gab nur den Friedhof mit seinen grauen Grabsteinen und den ebenfalls grauen Bäumen, als hätte sich auf ihnen eine dicke Schicht aus Staub abgesetzt. Ein Friedhof wie in einem Roman von Edgar Allan Poe. Verlassen, unheimlich und trotzdem auf eine schlimme Art und Weise lebendig.
    Ich hielt Jack Kessler weiterhin fest, merkte aber, dass die Kraft immer mehr aus seinem Körper wich und er sich nicht länger auf den Beinen halten konnte. Er musste Unterstützung haben, und nur ich konnte ihm dabei helfen.
    »Versuche zu gehen, John.«
    »Das ist nicht mehr möglich.« Jedes Wort hatte er sich über die Lippen gequält. In mir war längst der Verdacht aufgestiegen, dass die verfluchten Totenwürmer bei ihm mehr Schaden angerichtet hatten, als ich bisher vermutet hatte.
    Er ging zwar, aber ich zog ihn dabei eher weiter. Die Füße schleiften über den Boden, der Kopf pendelte hin und her, und er verlor ständig an Kraft.
    Er sprach wieder. »Sie kommen… sie kommen…«
    »Wer?«
    »Die Geister der Toten. Ich sehe sie. Sie… sie freuen sich über mich. Ja, sie freuen sich. Sie wissen, dass ich nicht mehr kann. Sie wollen meine Seele. Sie warten auf den Austausch. Sie sind schon sehr nahe, so verdammt nahe…«
    Seine Worte hatten mich aufgeschreckt. Ich ging auch nicht mehr weiter, um sehen zu können, ob sich tatsächlich etwas in unserer Umgebung verändert hatte.
    Nein, nicht für mich. Sie waren nicht zu sehen. Sie hielten sich im Unsichtbaren verborgen. Man musste schon ein besonderer Mensch sein und dafür auch den besonderen Blick haben. Den hatte ich nicht, aber ich hatte das Kreuz.
    Mit der rechten Hand fuhr ich in die Tasche. Meine Finger strichen über das Metall, das sich leicht erwärmt hatte. Der Talisman wehrte sich gegen die Kräfte dieser Welt, ohne dass er es schaffte, sie sichtbar zu machen.
    »John…«
    »Ja?«
    »Sie kommen näher.«
    Ich hielt Jack Kessler fest. Ich sah sein Gesicht dicht vor meinem. Jedes Detail zeichnete sich im grauen Friedhofslicht ab. Ich sah die Augen, die Nase, ich sah auch den Mund mit den rissigen Lippen, die er in die Breite gezogen hatte.
    Auf der Haut lag dicker Schweiß. Seine Augen standen weit offen, doch er schaute mich nicht an.
    Er sah etwas anderes, das ich nicht entdeckte. Irgendwo musste es liegen. Eine Welt für sich, in der das Grauen regierte.
    »Siehst du sie noch immer?« flüsterte ich.
    »Ich höre die Stimmen.«
    »Ich leider nicht.«
    »Aber es gibt sie.«
    »Das glaube ich…«
    »Es ist alles so furchtbar. In mir hat sich… meine

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