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1145 - Der unsichtbare Bote

Titel: 1145 - Der unsichtbare Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Eric."
    Weidenburn nickte selbstbewußt, sagte aber nichts weiter zu diesem Thema, denn der Cygride stampfte unbekümmert durch das rund zweihundert Meter hohe Tor, und die Menschen mußten sich beeilen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    Denn hinter dem Tor lag ein verwirrendes Labyrinth von sich kreuzförmig schneidenden schmalen Korridoren, in denen immer wieder grelle weiße Lichtquellen aufblitzten und das Auge trotz der phototropen Helmscheiben blendeten...
     
    6.
     
    Als Jercygehl An über die erste Kreuzung ging, blitzte an der durchgehenden Wand hinter der nächsten Kreuzung in blauem Licht ein Wort aus den Buchstaben der Armadaschrift auf, von der ein Linguistiker der BASIS einmal gesagt hatte, sie würde einer Mischung altiranischer und altgriechischer Schrift ähneln.
    „Paxav", flüsterte Weidenburn. „Das bedeutet soviel wie ,nicht zögern!’ oder ,nur Mut!’."
    Er lächelte. „Es scheint eine Widerspiegelung des beherrschenden Gedankens unseres cygridischen Freundes zu sein."
    Er betrat die Kreuzung ebenfalls.
    Abermals blitzte an der durchgehenden Wand ein Wort auf, diesmal aber in Interkosmo.
    STAC Es wiederholte sich in schneller Folge, bis Weidenburn die Kreuzung wieder verlassen hatte.
    „Er hat anscheinend nichts anderes im Kopf", meinte Nejai spöttisch, ohne schon zu begreifen, daß die Wand die Gedanken jedes Lebewesens widerspiegelte, das die Kreuzung überschritt.
    Sie und Fragan Tyn gingen nebeneinander.
    UNHEIMLICH und SCHÖN blitzten gleichzeitig auf.
    Verlegen liefen die beiden Kybernetiker über die Kreuzung, dann sahen sie sich an.
    „Wer hat das gedacht?" erkundigte sich Weidenburn.
    „Ich glaube, ich habe beides gedacht", erklärte Tyn. „Aber ich kann es nicht genau sagen."
    „Ich auch nicht", sagte Nejai mit einiger Verlegenheit.
    Weidenburn lachte leise.
    „Es ist unheimlich hier, aber es ist schön, daß wir zusammen sind. Waren das in etwa eure Gedanken?"
    „Und wenn es so gewesen wäre!" entgegnete Tyn aufgebracht. „Es geht niemanden etwas an, was ich denke. Wozu dient diese Spielerei eigentlich?"
    „Das frage ich mich auch", antwortete Weidenburn. „Komisch, ich kann mich nicht daran erinnern, beim erstenmal durch dieses Gedankenlabyrinth gegangen zu sein." Er hob die Stimme. „Jercygehl! Warte doch auf uns! Es kann sein, daß wir auf dem falschen Weg sind."
    Doch der Cygride reagierte nicht. Er bog auf der Tförmigen Kreuzung nach links ab.
    Die drei Terraner rannten, doch als sie die Kreuzung erreichten, war Jercygehl An verschwunden. Nur auf der durchgehenden Wand der nächsten, ebenfalls Tförmigen, Kreuzung verblaßte soeben das „blaue Glühen eines Wortes in Armadaschrift.
    „Ayatshum", sagte Weidenburn. „Es heißt soviel wie ‚verrückte Welt’."
    „Das trifft es genau", meinte Tyn. „Das hier ist eine verrückte Welt."
    „Warum wartet An nicht auf uns?" fragte Nejai. „Er muß uns doch in seinem Helmfunk hören. Hallo, An!"
    Sie liefen weiter, und als sie die Kreuzung überquerten, blitzten drei Wörter in Interkosmo auf.
    STAC - ANGST - LIEBE Diesmal fragte keiner der Menschen nach der Bedeutung der Wörter. Sie wußten auch so, wer was gedacht hatte. In stillschweigender Übereinkunft faßten Nejai und Tyn sich bei den Händen. So eilten sie weiter.
    Auf der nächsten Kreuzung wurden ihre Gedanken nicht widergespiegelt. Dafür spürten sie plötzlich ein unsichtbares Hemmnis, aber im nächsten Augenblick waren sie hindurch.
    „Eine Energiewand", sagte Weidenburn und warf einen Blick auf sein Multifunktionsarmband. „Hier gibt es eine Atmosphäre. Sie ist sogar atembar für uns."
    „Demnach sind wir erst durch eine Art Schleuse gegangen", meinte Tyn. „Und ich dachte, wir wären schon tief im Innern des Siegelschiffs."
    Sie blieben nach wenigen Schritten stehen und musterten das eigenartige, beklemmende Schauspiel, das sich ihren Augen bot. Vor ihnen ragte eine zirka vier Meter breite Rampe etwa zehn Meter weit in einen von tiefer Finsternis erfüllten Abgrund, in den von haarfeinen Lichtstrahlen ein dichtes Netz gewoben wurde. Die Lichtstrahlen hellten die Dunkelheit nicht auf. Sie gaben den drei Terranern lediglich eine Ahnung von der Weite und Tiefe des vor ihnen liegenden Abgrunds.
    Plötzlich hallte eine dumpfe Stimme über den Abgrund. Sie sprach Armada-Slang.
    „Fürchtet euch nicht!" übersetzte Weidenburn. „Der Bewahrer der Flamme schmiedet euer Schicksal und bahnt euch den Weg!"
    „War das der Bewahrer der

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