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1145 - Der unsichtbare Bote

Titel: 1145 - Der unsichtbare Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Flamme?" fragte Nejai Koone. „Hast du seine Stimme erkannt, Eric?"
    Eric Weidenburn stand mit halbgeschlossenen Augen da und schien in sich hineinzulauschen. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf und öffnete die Augen wieder.
    „Ich vermag die Stimme nicht wiederzuerkennen", erklärte er. „Aber ich kann mich auch nicht daran erinnern, sie jemals gehört zu haben. Jedenfalls nicht akustisch. Ich glaube, sie sprach direkt in meinem Bewußtsein."
    „Warum er nur gesagt hat, er würde unser Schicksal schmieden?" überlegte Tyn laut.
    „Das klingt ja so, als wären wir ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Soll das die Harmonie sein, von der du geredet hast, Eric?"
    „Nein", gab Weidenburn zu. „In meinen Erinnerungen war das Siegelschiff von Harmonie erfüllt. Aber anscheinend hat sich auch hier allerhand verändert, seit das Armadaherz schweigt. Wir sollten den Worten des Bewahrers allerdings nur symbolhafte Bedeutung beimessen, nehme ich an."
    „Warum kümmern wir uns nicht darum, was mit An geschehen ist!" sagte Nejai. „Ich werde einmal mit dem Minikom nach ihm rufen. Mit Hyperfunk muß er auf jeden Fall zu erreichen sein, auch wenn es hier energetische Störfelder gibt."
    Abermals ertönte die dumpfe Stimme.
    „Wir sollen uns nicht um den Cygriden sorgen; er wäre schon auf der anderen Seite", erklärte Nejai für Tyn. „Das Netz aus Licht würde uns hinübertragen."
    „Darauf möchte ich nicht vertrauen", meinte Tyn skeptisch. „Wir sollten auf alle Fälle unsere Gravopaks einschalten."
    „Es kann zumindest nichts schaden", bemerkte Weidenburn.
    Sie schalteten die Gravopaks ihrer Flugaggregate ein, hoben sanft ab und schwebten über das in den Abgrund ragende Ende der Rampe hinaus. Im selben Augenblick erloschen die Kontrollen für die Flugaggregate. Nejai schrie erschrocken auf, doch es passierte nichts. Sie schwebten weiter, als würden ihre Gravopaks noch arbeiten.
    Eric Weidenburn, der ungefähr zwei Meter vor den beiden Kybernetikern flog, berührte das Netz aus Licht zuerst. Im nächsten Moment war er verschwunden.
    Nejais Hand krampfte sich um die Hand Tyns zusammen.
    „Laß uns umkehren!" bat sie.
    „Du weißt, daß es nicht geht", erwiderte Tyn. „Wir sind dem Netz ausgeliefert. Vielleicht arbeitet es nach der Art eines Transmitters und ..."
    Er brach ab, als sie beide die nächsten Lichtfäden berührten - und er schrie erschrocken und wütend, als eine unbekannte Kraft ihn und Nejai auseinander zu reißen drohte.
    Plötzlich hörte das Zerren und Reißen auf. Verblüfft sah Tyn, daß er und Nejai auf einem Boden aus Marmorplatten in einer Art Wohnzimmer standen. Die Grundfläche mochte acht mal sechs Meter groß sein. Die Höhe betrug etwa vier Meter. Die Wände waren von einem rosa Plastikfilm überzogen, der mit weißen Tupfen gemustert war, mit Ausnahme einer Wand. Sie war keine richtige Wand, sondern ein einziger Bildschirm, der das Abbild einer Wiese aus Gräsern und blühenden Blumen zeigte. Sie reichte bis zum Horizont und wurde nur von wenigen, einzeln stehenden großen Laubbäumen unterbrochen. Über der Landschaft spannte sich ein heller weißblauer Himmel.
    „Das gibt es doch nicht!" rief Fragan Tyn aus und deutete auf die Zweige der Bäume.
    „Sie bewegen sich im Wind. Es ist also nicht nur ein Bild."
    Er musterte die Einrichtung. Sie bestand aus einer teilweise verglasten Schrankwand aus rotbraunem Holz oder Holzimitat, einem Büfett aus dem gleichen Material, einem wuchtigen Tisch mit Metallplatte, einer hellblauen Couch und zwei hellblauen Sesseln. In merkwürdigem Kontrast dazu stand ein schmales Gestell aus schwarzlackiertem Holz mit Metallschienen an den Innenseiten zweier Pfosten und einer trapezförmigen Metallscheibe mit scharfgeschliffener Unterkante, die, von einer fleckigen Schnur gehalten, unter dem oberen Querbalken hing, mit den Seitenkanten in den Metallschienen.
    Nejai gab einen halberstickten Laut von sich, als Tyn neugierig zu dem Gestell ging und sie mitzog.
    „Was hast du?" fragte Tyn ärgerlich. „Ich will mir bloß dieses alberne Gestell genauer ansehen, das überhaupt nicht hierher zu passen scheint." Er drehte sich nach ihr um.
    Nejai atmete tief ein und aus, dann stieß sie hervor: „Es paßt ganz bestimmt nicht hierher, Fragan! Und es ist keinesfalls albern, sondern makaber. Weißt du denn nicht, was das ist?"
    „Ein antiquiertes Küchengerät?" riet Tyn.
    „Es ist eine Guillotine, ein Fallbeil!" sagte Nejai. „Ein Mordinstrument,

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