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1145 - Der unsichtbare Bote

Titel: 1145 - Der unsichtbare Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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je länger er darüber nachdachte, schwieg er, weil er fürchtete, der Gegner würde sofort zuschlagen, wenn er hörte, daß er durchschaut sei. Fieberhaft überlegte er, wie er die Gefährten warnen konnte.
    Doch vorerst sah er keine Möglichkeit dazu, denn An und Weidenburn gingen immer schneller. Es war, als ahnten sie, daß sie dicht vor dem Zentrum des Siegelschiffs standen, in dem sie einst ihre Armadaflammen verliehen bekommen hatten. Diese Aussicht schien ihr Denken und Fühlen vollständig zu beherrschen. Ihm war auch, als leuchteten die Armadaflammen über ihren Köpfen stärker als zuvor.
    Wenige Minuten später bestätigte sich seine Vermutung.
    Sie kamen abermals durch ein Tor, das sich automatisch vor ihnen öffnete. Dahinter erstreckte sich ein etwa dreißig Meter langer Korridor, dessen Wände aus einer dichten Masse unverkleideter Computerelemente bestanden und der in einem offen Tor endete.
    Als sie auch dieses Tor durchschritten hatten, befanden sie sich in einer domähnlichen Halle mit matt glänzendem schwarzen Boden und einer ebenfalls aus zahllosen Computerelementen bestehenden Wandung, die in zirka dreißig Metern Höhe spitz zusammenlief.
    Jercygehl An und Erich Weidenburn eilten in die Mitte der Halle und sahen sich verzückt um. Zumindest Weidenburn war die Verzückung deutlich anzusehen, aber Tyn war sicher, daß der Cygride dieses Empfinden mit Eric teilte.
    „Die Halle der Flamme!" rief Weidenburn und deutete nach oben. „Ich sehe die Projektoren, durch die ich meine Armadaflamme eingepflanzt erhielt!"
    Er stockte und machte zuerst ein verblüfftes, dann bestürztes Gesicht.
    „Aber ich spüre noch etwas anderes", sagte er betroffen. „Die Flamme ist ein Teil Ordobans. Jercygehl, spürst du es auch?"
    „Ich spüre etwas, aber es ist eigentlich nur eine Ahnung, daß die Armadaflammen mehr sind als Pässe, durch die man sich als Armadist ausweist."
    „Sie sind ein Mittel der Indoktrination", erklärte Weidenburn tonlos. „Es kann gar nicht anders sein. Wozu sollte Ordoban mit den Flammen Teile seines Ichs in die Trillionen Armadisten verpflanzen lassen, wenn nicht mit der Absicht, sie dadurch zu kontrollieren und notfalls auch zu manipulieren."
    „Ich verstehe", erwiderte An. „Jetzt wird mir auch klar, daß ich nicht nur kurz nach meiner Geburt hier war, um meine Armadaflamme zu empfangen. Meine Erinnerungen sind frischer. Ich muß erst kürzlich hier gewesen sein, weil ich an der Weisheit des Armadaherzens gezweifelt hatte. Wahrscheinlich hat man meine Armadaflamme aufgefrischt oder mir eine neue verliehen. Ich begreife auch, daß es nicht die Armadamonteure sind, die uns kontrollieren. Das könnten sie gar nicht lückenlos tun. Nur mit den Armadaflammen ist das möglich."
    „Ordoban, der Große Bruder!" sagte Weidenburn voller Bitterkeit. Doch dann bekam sein Gesicht einen trotzigen Ausdruck. „Aber warum auch nicht. Wie konnte ich mir einbilden, alle die vielen verschiedenen Völker der Endlosen Armada könnten aus freien Stücken zusammenhalten und sich dem Auftrag dieses gigantischen Heerwurms unterordnen! Die Armada wäre ohne Kontrolle und Manipulationen längst zerfallen."
    „Was sie vermutlich demnächst tun wird, wenn das Armadaherz weiter schweigt", erklärte An. „Dort muß etwas Schlimmes passiert sein. Zur Zeit haben die Armdaflammen tatsächlich nur eine Paßfunktion. Sonst hättest du niemals erkannt, welchem Zweck sie hauptsächlich dienten, Eric."
    Fragan Tyn hatte vor Staunen über Weidenburns Eröffnung für eine Weile vergessen, welche Gefahr ihnen drohte. Als es ihm wieder einfiel, kam ihm gleichzeitig damit auch die Idee, wie er die Gefährten warnen konnte.
    Die Atmosphäre war atembar. Das zeigten die Kontrollen seines Multifunktionsgeräts an.
    Folglich konnten sie die Helme öffnen.
    Er wollte seinen Helm zurückklappen und Nejai Koone bedeuten, daß sie seinem Beispiel folgen sollte, da bemerkte er, daß die Kybernetikerin verschwunden war.
    Er wirbelte herum, aber Nejai war nirgends zu sehen.
    „Was ist los, Fragan?" erkundigte sich Jercygehl An.
    Tyn öffnete seinen Helm und atmete demonstrativ tief ein. Als der Cygride seinem Beispiel folgte, wollte er sagen, was ihn bedrückte.
    Doch da sah sich Weidenburn suchend um und fragte: „Wohin ist Nejai gegangen?"
    Tyn preßte die Lippen zusammen. Er glaubte, sein Herz bis zum Hals schlagen zu hören. Nejai befand sich vielleicht in der Gewalt ihrer Gegner, die sich an ihr rächen konnten, wenn er

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