1146 - Angriff der Barbaren
innere Schleusenschott.
Der Kommandant war da.
Der Fluchtweg stand offen!
Günstiger hatte es nicht kommen können!
Der Torkrote bewegte sich mit enormer Schnelligkeit. Er machte einen überraschenden Schritt auf den Wütenden zu und fing ihn im Lauf ab. Mit beiden Händen packte er ihn an den Hüften, hob ihn mühelos an und schleuderte ihn seinen Artgenossen entgegen.
Es tat einen dumpfen Schlag. Schreie ertönten, ein Schuß blaffte. Aber die Verwirrung und der Schock, die in den Fremden steckten, verhinderten, daß sie ihn genau anvisierten. Außerdem war Losridder-Orn viel zu flink, um ein leichtes Ziel abzugeben. Er rannte auf das offene Schott zu und sah, wie auch der Kommandant jetzt eine Waffe zog.
Im nächsten Moment war er heran. Er prallte mit dem Gegner zusammen, packte irgendwo zu und riß ihn mit sich. Die Waffe polterte zu Boden. Losridder-Orn stolperte, fing sich ab und blieb kurz stehen. Der Kommandant wand sich in seinem Griff und versetzte ihm einige derbe Hiebe. Er ließ ihn los, um ihn sicherer in seine Gewalt zu bekommen. Bevor der Mann auch nur ansatzweise reagierte, hielt der Torkrote seine Arme und den Leib bereits umschlungen. Er hob ihn hoch, kippte ihn halb über die Schulter und rannte weiter.
Vor ihm lagen ein Korridor, der nach wenigen Metern in einen Quergang mündete. Kein lebendes Wesen war zu sehen. Orns Chancen standen gut. Einige Schüsse knallten durch die Luft, als die Bewacher, die er überrumpelt hatte, wieder zu sich fanden. Aber sie trafen nicht. Er hastete weiter, erreichte die Einmündung und bog nach links ab. Auch hier ließ sich kein Gegner blicken.
Der Mann über seiner Schulter begann heftig mit den Beinen zu strampeln. Einige Male traf er den Torkroten mit den Stiefelspitzen, doch Losridder-Orn empfand einen zu starken inneren Triumph, als daß er die Schmerzen bewußt wahrgenommen hätte. Während er den gekrümmten Korridor, entlang eilte, stieß er einen laut gellenden Siegesschrei aus.
„Halte still!" rief er dann. „Sonst breche ich dir sämtliche Rippen!"
Der Kommandant verstand ihn auch ohne Übersetzungsgerät. Er stellte seine Bewegungen ein.
, Losridder-Orn wurde langsamer. Er überlegte, wohin er sich wenden sollte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Besatzung des Schiffes eine Streitmacht zusammenstellte und ihn zu überwältigen versuchte. Zunächst brauchte er ein sicheres Versteck, zumindest einen Platz, wo er die nächsten Aktionen in Ruhe planen konnte.
Links und rechts waren stählerne Schotte in die Korridorwand integriert. Er blieb wahllos vor einem stehen und hob den Kommandanten von der Schulter. An einem Arm hielt er ihn weiterhin fest, damit er nicht entkam.
„Öffne das Tor", grollte er.
Der Mann erwies sich als gefügig. Entweder wartete er auf eine bessere Gelegenheit, oder er dachte überhaupt nicht an Gegenwehr. Gehorsam betätige er mit der freien Hand einen Kontakt in der Wand. Das Schott teilte sich und fuhr auf.
Fast gleichzeitig nahm Losridder-Orn aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Nur ein paar Schritte weiter kauerte jemand in einer Nische und zielte auf ihn. Der Feind wartete auf den Moment, wo er abdrücken konnte, ohne damit auch den Kommandanten zu gefährden. Aus einiger Entfernung erklang das Trampeln von Schritten. Sie kamen!
Orn reagierte, ohne zu zögern. Blitzartig zog er seine Geisel so zu sich heran, daß sie zwischen ihn und den Schützen taumelte. In derselben Bewegung stürzte er nach vorn und zerrte den Mann mit sich. Er hörte noch das Krachen des Schusses, sah verflüssigtes Material von der Korridordecke spritzen - dann schloß sich das Schott automatisch.
„Verriegeln!"
Der Kommandant stolperte zur Wand und sperrte den Öffnungsmechanismus. Rasch sah Losridder-Orn sich um, bevor er sich seinem Gefangenen wieder zuwandte. Sie befanden sich in einem mittelgroßen, von Regalen durchzogenen Raum. In den Regalen lagerten technische Gerätschaften und kleinere Ersatzteile. Durch die vielen Lücken und Freiflächen ließ sich der gesamte Raum überblicken. Sie waren allein.
„Und jetzt?" fragte der Kommandant schlicht. Er lehnte mit dem Rücken gegen das Schott und atmete ruhig. „Was nun, Torkrote?"
Losridder-Orn stützte sich auf den Steiß. Im Moment besaß er die besseren Karten.
Arktrotar-Ehm, sein Kriegsgott, hatte ihm keinen geringeren als den Anführer der Fremden in die Hände gespielt. Der Vorteil, den er dadurch gewann, war unbezahlbar. Wenn die Hierarchie an Bord
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