1148 - Der Butler
Bestimmt kannte sich der Butler aus, und Johnny konnte sich gut vorstellen, dass er ihnen den Weg abschnitt und plötzlich vor ihnen stand.
Er kämpfte sich weiter. Kiddy lief ebenfalls-. Sein Gesicht war schweißnass. In den Augen flackerte das Gefühl der Panik. Er spürte die Angst wie eine Peitsche, die ihn vorantrieb.
Sie hatten jetzt das Glück, über einen der Hauptwege zu laufen. Er war glatter. Er war nicht so eng.
Es gab nicht so viele störende Gegenstände. Hier schlugen keine Zweige gegen sie. Sie brauchten sich auch nicht zu ducken, und sie konnten plötzlich erkennen, dass sich der Bewuchs lichtete.
»Johnny, wir haben es gepackt!«
»Noch nicht.«
»Scheiße, weiter!«
Conolly junior biss die Zähne noch härter zusammen. Das Laufen hatte seinem Bein alles andere als gut getan. Bei jedem Schritt vergrößerte sich die Qual, und er hatte das Gefühl, als würde jedesmal mit einem Messer in sein Fleisch hineingeschnitten.
Es klappte trotzdem. Sie liefen jetzt auf dem Weg entlang, der sie auch zur kleinen Pforte an der Seite des Friedhofs brachte. Dort stand der Golf.
Johnny betete, dass der Butler ihn nicht vor ihnen erreicht hatte. Das wäre fatal gewesen. Er hätte mit seiner Kraft den Wagen fahruntüchtig machen können. Die Reifen zerstören, Luft aus ihnen herauslassen, da war einiges möglich.
Kiddy riss als Erster die Seitenpforte auf. Er hüpfte förmlich vom Gelände weg, drehte sich und riss die Arme hoch.
»Er ist noch da!« schrie er.
»Gut, gut!«, keuchte Johnny und humpelte weiter.
»Hast du den Schlüssel?«
»Ja.«
Johnny zerrte ihn aus der Tasche. Fast wäre er noch zusammengebrochen, als er den Wagen erreichte, aber der Kofferraum gab ihm den nötigen Halt. Johnny schob sich an der rechten Seite entlang bis zur Fahrertür. Beim ersten Versuch fand er den schmalen Schlitz und ließ den flachen Schlüssel hineingleiten.
Aufschließen, sich dann schräg in den Sitz fallen lassen - geschafft!
Auch Kiddy war eingestiegen. Er rammte die Tür so heftig zu, dass es sich beinahe wie ein Schuss anhörte. Sein Blick fieberte, er starrte durch die Fenster, denn noch immer dachte er an den Verfolger.
»Kannst du überhaupt fahren mit deinem Bein?«
»Das packe ich noch!«
»Und wie geht es weiter?«
»Nerv mich nicht, verdammt!« Johnnys Hand zitterte. Erst beim zweiten Versuch traf der Schlüssel ins Schloss.
Die Reifen war okay. Nichts war an ihnen manipuliert worden, und der Motor sprang ebenfalls an.
»Los doch!«, schrie Kiddy.
Johnny hatte sich nicht angeschnallt. Das würde er später in Angriff nehmen. Er schob den ersten Gang rein. Gas geben, abfahren und…
Von der linken Seite her und weiter vorn kam die Bewegung. Johnny schaltete die Scheinwerfer ein.
In den Schein fiel jemand hinein.
Er war auf die Mauer geklettert, hatte genau abgewartet, wann die beiden gestartet waren und war dann auf der anderen Seite zu Boden gesprungen. Die beiden Freunde sahen es im Licht überdeutlich, auch wie die Gestalt leicht in den Knien zusammensackte und sich dann drehte.
Edward, der Butler, stand vor ihnen. Er breitete die Arme aus, und in seinem Gesicht zeichnete sich das hässliche Lächeln des Siegers ab…
***
»Bremsen!« schrie Kiddy.
Johnny schüttelte den Kopf. »Nein, das mache ich nicht!«
Kiddy warf ihm einen überraschten Blick zu. Er schien etwas fragen zu wollen, aber er verschluckte seine Worte. In diesem Moment sah er ein, dass Johnny hier die Akzente setzte und ihn dabei zu einem Statisten und Zuschauer degradiert hatte.
Conolly junior saß wie auf heißen Kohlen. Ohne es richtig wahrzunehmen, hatte er das Fernlicht eingeschaltet. In seinem Schein sah er die hoch gewachsene Gestalt des Dieners mit dem offenen Mantel. Darunter trug er noch immer seine alte Butler-Kleidung. Es wäre Johnny auch schwer gefallen, auszuweichen, denn das Gelände gab da nicht allzu viel her. Er musste das volle Risiko eingehen. Neben ihm war Kiddy nervlich ziemlich am Ende. Er hatte die Hände vor sein Gesicht geschlagen, um nicht zu sehen, was da passierte.
Johnny wunderte sich, dass er plötzlich eiskalt wurde. Er dachte daran, dass es nicht die erste gefährliche Situation in seinem Leben war. Er hatte schon einiges hinter sich, und bisher war noch immer alles gut gegangen.
Und hier musste er es tun.
Deshalb gab er Gas!
Für ihn war dieser Butler kein normaler Mensch mehr. Auch er musste zu denjenigen gehören, die den Mächten der Finsternis Tribut gezollt hatten,
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