1149 - Begraben, aber nicht vergessen
prallte mit dem Rücken gegen die Mauer, und das war von Vorteil.
So hatte ich sie nur vor mir. Ich wehrte mich.
Meine Hände wurden zu Waffen, die gegen die angreifenden Körper hieben. Ich hörte Schreie, aber auch Laute der Wut und des Hasses. Das Stöhnen traf mich ebenso wie die körperlichen Attacken.
Sie stürzten sich einfach auf mich. Sie nahmen keine Rücksicht darauf, dass ich sie ebenfalls schlug.
Nichts hielt sie auf. Wenn ich den einen oder anderen von den Beinen geholt hatte, stürmten wieder neue auf mich zu. Es waren Menschen, aber zugleich auch Kampfmaschinen.
In den Öffnungen der Kapuzen sah ich die verzerrten Gesichter immer nur wie Momentaufnahmen erscheinen und dann wieder verschwinden, wenn sie getroffen worden waren, oder sich wegdrehten, um einen neuen Angriff zu starten.
Ich hatte versucht, mein Gesicht zu schützen. Es gelang mir nicht so, wie ich es wollte.
Einige Schläge ins Gesicht hatte ich schon einstecken müssen, und auch am Körper war ich von den harten Fäusten erwischt worden. Die Welt um mich herum nahm plötzlich andere Formen an. Sie verschwamm, sie wurde weich und sie fing auch an, sich aufzulösen.
Ein Treffer unterhalb der Gürtellinie raubte mir die Luft. Ich zuckte danach in die Höhe und sah für einen winzigen Moment das verzerrte und irgendwie graue Gesicht des Schlägers. Seine Augen waren blutunterlaufen, der Mund zeigte ein Grinsen, und von der Seite her traf etwas meinen Kopf.
Das Licht wurde gelöscht.
Noch einmal funkte es auf, dann brach die Beleuchtung zusammen, und mich überfiel die Dunkelheit, die mich die Apostel, die Zombies und auch die Kirche vergessen ließ…
***
Ja, und dann kam das Erwachen!
Dieses verdammte Spiel war mir bekannt. Ich hatte es schon zu oft in meinem Leben durchleiden müssen. Ich wollte nicht eben von Grauen pur sprechen, aber weit war es davon nicht entfernt. Dieses Hochsteigen aus der Leere und zugleich aus dieser öligen Finsternis. Ein Bewusstsein, das nur allmählich zurückkehrte und dabei mit Schmerzen verbunden war, die sich besonders auf meinen Kopf konzentrierten. Ich spürte sie auch im Nacken, im Kreuz, und dann erlebte ich noch einen Druck an der Brust, der mir so fremd war, dass ich ihn nicht einordnen konnte.
Ich suchte nach Halt!
Es gab ihn nicht.
Kein Widerstand. Weder unter, noch über, noch neben mir.
Wo ich auch hingriff, ich fasste einfach nur ins Leere.
Das… das… war verrückt. Das konnte es nicht geben. Mit meinem Kopf war nicht mehr alles in Ordnung, denn irgendwie wurde mir ein Streich gespielt.
Leider war es keiner!
Ich hatte mich überwunden und die Augen geöffnet. Die Dunkelheit verschwand. Es wurde leider auch nicht richtig hell, um Genaueres sehen zu können, aber dieses Dämmerlicht reichte schon aus, damit ich mich in der Umgebung zurechtfand.
Es waren Mauern oder Wände.
Nur nicht in meiner Nähe.
Sie waren so weit entfernt, dass ich sie nicht einmal hätte greifen können. Ich kam mir vor wie ein Schwimmer ohne Wasser, denn auch unter meinen Füßen gab es keinen Widerstand.
Nur den Druck in der Körpermitte. Er war so stark und auch so wichtig, dass ich alles andere um mich herum vergaß und jetzt den Kopf nach unten senkte.
Es war nicht zu fassen. Es war verrückt. Es war sogar unmöglich, aber es entsprach leider den Tatsachen.
Ich befand mich noch immer in dieser runden Kirche, doch den Kontakt mit dem Boden hatte ich verloren, weil ich über, ihm schwebte. Meine Hände glitten an den Seiten hoch, und als sie die Hüfte erreicht hatten, da fuhren meine Finger über das raue Material eines Seils hinweg.
Blitzartig war mir klar, was meine Feinde mit mir angestellt hatten. Ich war aufgehängt worden und schwebte jetzt in halber Deckenhöhe der Kirche über dem Boden.
Es war ein erster Erfolg. Ich wusste jetzt Bescheid. Nur machte mich das nicht eben happy, denn in dieser Lage konnte ich mich kaum wehren. Wieder schloss ich die Augen, um Zeit zum Nachdenken zu bekommen. Wer immer mich hier aufgehängt hatte, der verfolgte einen bestimmten Plan, und er hatte nicht meinen sofortigen Tod gewollt.
Aber ich war nicht allein gewesen. Es gab da noch Karina Grischin.
Beim ersten Rundumblick hatte ich sie nicht gesehen. Trotzdem war es vorstellbar, dass sie das gleiche Schicksal erlitten hatte.
Wieder öffnete ich die Augen. Diesmal mit der Gewissheit, dass mich so leicht nichts überraschen konnte. Verändert hatte sich nichts. Das Seil hielt mich auch jetzt fest, und
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