1149 - Im Bann des Zweisterns
sich auf den ersten Blick kein organisches Leben feststellen.
„Ich, habe mich auf die Blüten konzentriert", bemerkte Gucky leise. „Ich empfange nichts."
„Und wie steht es mit den Wesen, die darauf hausen?"
„Ebenfalls Fehlanzeige."
„Mercaro schickt Sonden raus", meldete Sannikow, und Darby erklärte fast zur gleichen Zeit: „Es gibt dort draußen keine Strahlungen, die uns unmittelbar gefährlich werden könnten."
Einige Minuten später meldete Mercaro: „Wir können unbesorgt das Schiff verlassen - wir brauchen nicht einmal Schutzanzüge."
„Und wo sitzt der Haken?" fragte Rhodan.
„Für uns gibt es keinen - vorausgesetzt, wir sind fähig, diesen Planeten beizeiten wieder zu verlassen."
„Das möchte ich genauer wissen."
„Nun - von der von dem Doppelgestirn ausgehenden Strahlung gelangt nur ein sehr geringer Teil auf die Oberfläche dieses Planeten. Dort draußen fehlt es nicht nur an Licht, das wir wahrnehmen können, sondern auch an all jenen Strahlungen, die wir darüber hinaus zum Überleben brauchen. Der ultraviolette Bereich zum Beispiel wird völlig herausgefiltert."
„Na schön", murmelte Rhodan. „Sehen wir uns das mal genauer an."
*
Als sie gelandet waren, hatte die Außentemperatur bei sechsundzwanzig Grad Celsius gelegen. Inzwischen zeigte das Thermometer gut zehn Grad mehr an. Dieser Temperaturunterschied war auffällig und überraschend, zumal es gerade jetzt ganz besonders dunkel wurde.
Rhodan blickte nach oben und entdeckte eine Vielzahl von schwarzen Scheiben und Punkten am Himmel: Ein Pulk von Blüten trieb über sie hinweg.
„Es scheint, als wären sie zumindest nicht darauf aus, jedes Quäntchen Wärme in sich aufzusaugen", überlegte er.
„Ich würde eher sagen, daß sie gerade jetzt auf die Wärme weniger Wert legen", sagte Mercaro, der unmittelbar hinter Rhodan das Schiff verlassen hatte. „Der Doppelstern steht im Zenit. Die Blüten empfangen genug andere, energiereichere Strahlungsformen, und darum lassen sie einen Teil der Wärme durch.
Wenn die Magnetfelder und die Blüten nicht wären, dann hätten wir es jetzt mit fünfzig Grad und mehr zu tun. In einer halben Stunde werden wir einen ziemlich abrupten Temperaturabfall erleben."
Rhodan sah den Mausbiber an, und Gucky schüttelte den Kopf.
„Ich empfange immer noch nichts", sagte er. „Weder von den Blüten noch von den anderen Wesen."
„Und wie steht es mit unserer direkten Umgebung?"
„Hier lebt nichts", erklärte Gucky bedrückt.
Wie auf ein Stichwort rief Kaja Dyschkin, ein Mitglied von Mercaros wissenschaftlicher Gruppe: „Wenn das hier kein Weg ist, dann verspeise ich meine eigenen Stiefel!"
*
Kaja Dyschkin war Archäologin, und von ihrer Warte aus gesehen hatte sie recht: Es war ein Weg... gewesen.
Zwischen düsteren Felsen wand sich ein Pfad dahin, der gerade breit genug war, daß zwei Menschen nebeneinander darauf gehen konnten. Er war teilweise von Flugsand und jenem dunklen Staub bedeckt, den es hier überall gab. Wo seine Oberfläche freilag, ließen sich Pflastersteine erkennen: unregelmäßig geformte Platten aus hartem, schwarzem Gestein, deren Oberfläche glatt geschliffen war. Die Art und Weise, in der diese unterschiedlich großen Platten zu einer geschlossenen Fläche aneinandergefügt waren, ließ keinen Zweifel daran zu, daß dieser Weg künstlich geschaffen war.
Während die anderen noch den Weg betrachteten, war Kaja Dyschkin bereits ein Stück vorausgegangen. Sie hatte sich bergauf gewandt und war zwischen den Felsen verschwunden.
„Hier ist eine Höhle", rief sie. „Der Weg führt direkt hinein!"
Die anderen rannten in die Richtung, aus der ihre Stimme kam, und hielten erstaunt inne, als sie den Eingang zu der bewußten Höhle sahen. Es konnte kaum einen Zweifel daran geben, daß auch dieser Eingang bearbeitet worden war. Hier und da konnte man, wenn man ganz genau hinsah, sogar noch Spuren der üppigen, aus dem harten Gestein herausgearbeiteten Verzierungen erkennen, die diesen perfekten Bogen einst geschmückt hatten.
„Wie alt mag das alles sein?" fragte Gucky leise.
„Es wird schwer sein, das genau festzustellen", erklärte Kaja Dyschkin fasziniert. „Bei den seltsamen Verhältnissen, die auf diesem Planeten herrschen ... Aber es ist auf jeden Fall sehr alt!"
Sie betrat die Höhle, bevor irgend jemand sie daran hindern konnte, schaltete ihre Handlampe ein und sah sich nach allen Seiten um.
„Kommt herein!" rief sie. „Es ist
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