1150 - Die Dunklen Apostel
gelernt hatten. Nur eben mit Schwertern bewaffnet.
Wir hatten uns vorgenommen, einmal um die Insel herumzugehen. Vielleicht fanden wir hier doch noch etwas, das uns weiterbrachte, denn die Zombies hatte ich nicht vergessen. Zwar waren sie verschwunden, aber ich glaubte nicht daran, dass sie endgültig abgetaucht waren. Zudem war der See wie ein gewaltiges Reservoir. Er konnte noch zahlreiche dieser Wesen versteckt halten.
Immer wieder mussten wir den größeren Steinen ausweichen. Entweder schritten wir an ihnen vorbei oder wir umquerten sie und rechneten auch damit, dass sich hinter ihnen die Apostel verbargen, um plötzlich über uns zu kommen.
Es traf nicht ein.
Wir wurden nicht gestört. Ein flaches Gewässer zog unsere Blicke an. Es war kein Land zu sehen.
Das Ufer, von dem aus wir gestartet waren, lag weit entfernt. Ungefähr dort, wo Himmel und Wasser zusammenwuchsen.
Die Kälte hatte uns wie eine Klammer erwischt. Wir trugen Handschuhe, mussten sie tragen, was nicht eben förderlich war, wenn wir die Waffen zogen, um uns zu verteidigen.
Kein fremder Laut erreichte uns. Nach wie vor blieb die Umgebung still. Wir hatten uns die Stelle nahe unseres Boots ausgesucht. Auf der Insel wirkte es wie ein Fremdkörper, dessen Plane ab und zu von einem leichten Windstoß bewegt wurde.
Karina atmete schnaufend neben mir aus. Sie drehte sich nach rechts, und ich hörte ihren leisen Ruf.
»Da sind sie, John!«
Tatsächlich. Karina hatte die beiden seltsamen Apostel entdeckt. Sie hatten den Schutz einiger hoher Steine verlassen und waren nun dabei, auf den Strand zuzugehen. Das konnte Zufall sein, aber auch Berechnung, jedenfalls taten wir nichts und warteten zunächst ab, ob sie einen bestimmten Plan verfolgten.
Wie sie nebeneinander hergingen, sahen sie aus wie Partner, die etwas Bestimmtes verfolgten. Neben mir schüttelte Karina Grischin den Kopf. »Ob du es glaubst oder nicht, John, die kommen mir tatsächlich vor wie zwei Typen, die ins Wasser gehen wollen.«
»Vielleicht tun sie das auch.«
»Warum?«
»Tja.« Ich hob die Schultern. »Wir werden sie kaum fragen können. Aber warten wir es mal ab.«
Sie gingen wie ein Paar. Das Wasser rückte immer näher. Wellen rollten aus und ihnen entgegen.
Die Kuttenträger kümmerten sich nicht darum. Der helle Stoff wurde durch sie und auch durch den Wind bewegt. Ihre Füße schabten über den Boden, und sie hielten noch immer ihre blutbeschmierten und rostigen Schwerter in den Händen.
Um uns kümmerten sie sich nicht, obwohl sie uns längst gesehen haben mussten. Wir waren für sie so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Die Insel gehörte ihnen und auch jetzt das Wasser, in das sie hineingingen.
Das überraschte uns beide, denn wir hatten damit gerechnet, dass sie stehen bleiben würden. Als es bereits ihre Schienbeine umspülte, behielt Karina ihre Vermutungen nicht länger für sich.
»Ich glaube nicht, dass sie Selbstmord begehen wollen. So dumm werden sie nicht sein. Nein, da will keiner von ihnen ertrinken, das kann mir niemand erzählen. Die haben etwas anderes vor, John, darauf kannst du dich verlassen.«
Karina irrte sich nicht, denn wenig später blieben die beiden Apostel stehen. Das Wasser umgurgelte sie. Wellen klatschten gegen die Hindernisse und leckten an ihnen hoch, bis sie ihre Hüften erreicht hatten. Zwischen den beiden gab es genügend Platz, damit sich beide nicht in die Quere kamen, sollte irgend etwas geschehen. Auf mich wirkten sie, als würden sie auf etwas Bestimmtes warten, dessen Ursprung im Wasser lag.
»Es können nur die Zombies sein, John, glaube mir. Sie warten auf die lebenden Leichen.«
»Kannst du mir einen Grund nennen?«
»Nein.«
»Es sind ihre Freunde.«
Karina verzog nach diesen Worten ihr Gesicht. »Glaubst du wirklich an das, was du da gesagt hast, John? Ich nicht. Es können nicht ihre Freunde sein.«
»Da bin ich mir nicht sicher. Schließlich haben sie mich den Zombies überlassen.«
Sie zuckte die Achseln. »Es gibt einfach noch zu viele Ungereimtheiten in diesem Fall.«
Ich brauchte nichts hinzufügen. Es lief noch zu vieles durcheinander. Wir hatten es hier mit zwei verschiedenen Parteien zu tun, und es war schwer, sie unter einen Hut zu bringen.
Wir zogen uns nicht zurück, auch wenn wir beim Stillstehen die Kälte doppelt so stark fühlten. Ohne Grund waren die beiden Apostel nicht in das kalte Wasser gegangen, das ihnen nichts ausmachte.
Wahrscheinlich fühlten sie nicht so wie normale
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