1151 - Mandragoros Monsterwelt
weiter.«
Karina verengte die Augen. »Aber sie haben Angst, denke ich. Ja, sie haben Angst. Sie fürchten sich vor uns. Sie wissen, dass wir bewaffnet sind, und deshalb halten sie sich zunächst einmal zurück. Eine ganz einfache Rechnung, die…«
Das letzte Wort endete mit einem leisen Schrei, denn urplötzlich erfolgte der zweite Angriff. Das Boot krängte nach Backbord stark über. Nicht langsam, sondern sehr schnell, so dass wir überrascht wurden. Ein starkes Gewicht hatte sich dort festgeklammert. Es bestand aus zahlreichen Händen, die den Rand des Boots umklammerten. Menschliche Hände, aber bleich und leicht grünlich schimmernd, wie es auch bei den Zombies der Fall war.
All das passierte in wenigen Sekunden. Für uns war die Welt zu einer schrägen Ebene geworden, und wir schafften es auch nicht, uns noch festzuhalten oder abzustützen.
Die Rutschpartie war nicht aufzuhalten. Wir konnten uns nicht mehr festklammern.
Das Boot kippte.
Und wir rutschten auf die Bordwand zu, die so gut wie nicht zu sehen war, weil sie schon im Wasser lag.
Kein Halt mehr.
Nur die Luft.
Sie hatte keine Balken. Ebenso wie das Wasser.
Ich sah nicht nur die Hände, als ich endgültig kippte, sondern auch die aufgedunsenen Gesichter der wartenden Zombies. Im nächsten Augenblick war es endgültig vorbei. Kopfüber verließen wir das Boot und stürzten ins Wasser…
***
Es war eigentlich ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich war zwar hineingefallen, doch zuerst auf diesem Pflanzenteppich gelandet, der mir im ersten Moment vorkam wie eine weiche Matte, die mich leider nicht abfederte. So dicht sie auch aussah, hart wie Holz war sie leider nicht.
Und drückte ich sie mit meinem Gewicht zusammen, bevor sich die Kleidung mit Wasser vollgesaugt hatte. Sie würde zu einem Ballast werden und ein Schwimmen so gut wie unmöglich machen.
Ein Gewicht, das mich schneller in die Tiefe zog, als mir lieb sein konnte.
Es wurde schnell dunkel um mich herum. Einige der Pflanzen klebten an mir.
Die schwere Kleidung sorgte dafür, dass ich sehr schnell in die Tiefe gezogen wurde. Was mit Karina Grischin genau geschehen war, hatte ich nicht mehr gesehen.
Es war eine andere Welt. Eine Welt der Schatten, der Dunkelheit, die nicht total war. Grün und Schwarz überwogen, wobei die Schatten dunkler waren. Ich erkannte nicht, ob es große Pflanzen oder irgendwelche Fische waren. Jedenfalls bewegten sie sich träger, und verschwanden immer mehr, je tiefer ich sackte.
Ich fürchtete mich nicht einmal davor, keine Luft zu bekommen, ich war so ungewöhnlich ruhig, dass ich es selbst nicht mehr begriff. Hier ging einiges nicht mit rechten Dingen zu. Ich hätte Angst vor dem Tod haben müssen, doch das trat nicht ein.
Stattdessen bewegte sich etwas in meinem Kopf. Ja, einen anderen Ausdruck fand ich leider nicht.
Es war eine Bewegung, ich sah es als etwas Fremdes an, das trotzdem irgendwo auf eine gewisse Vertrautheit schließen ließ.
Eine Botschaft?
Eine Stimme?
Ein Willkommensgruß in dieser Welt unter Wasser? Das konnte alles und nichts sein. Jedenfalls war es für mich nicht normal, und ich sank weiterhin dem Grund des Sees entgegen.
Die Zeit hatte für mich jegliche Relation verloren. Es gab sie, und das war auch alles. Die Umrisse hier unter Wasser lösten sich auf, und allmählich merkte ich auch meine Atemnot. Ich hätte längst den Mund aufgerissen, um Luft zu holen. Hier passierte das nicht.
Die Stimme oder Botschaft in meinem Kopf war nicht mehr zu hören. Sie war durch ein dumpfes und ein sich ausweitendes Gefühl abgelöst worden.
Zu sehen war nichts mehr. Das lag nicht nur an der Dunkelheit, denn vor meinen Augen tanzten bereits die berühmten roten und schwarzen Flecken, die einfach nicht verschwinden wollten.
Ich bewegte die Beine ebenso hektisch wie die Arme. Ich trat aus, ich suchte nach Halt. Der Luftmangel wurde zu einer Folter. Jede Faser in meinem Körper schrie mir zu, endlich den Mund zu öffnen und nach Luft zu schnappen.
Ich fühlte mich nicht mehr als Mensch. Ich war ein Gegenstand, der tiefer, und tiefer sank. Für mich war der verdammte See unendlich. Ein gewaltiges Loch, das mich einfach schluckte, töten und mich nie wieder loslassen würde.
Trotzdem war ich noch irgendwo da, denn ich spürte den Widerstand an meinen Füßen.
Ich hatte den Grund erreicht - lebend!
Dieser Gedanke machte mich für einen Moment wieder munter oder wie man das nennen konnte.
Wirklich nur für einen Moment,
Weitere Kostenlose Bücher