1151 - Mandragoros Monsterwelt
entglitten war.
Sehr bedächtig öffnete ich die Augen. Ich hatte mit einer sehr finsteren Umgebung gerechnet und wurde positiv enttäuscht, denn dunkel war es nicht. Auch nicht richtig hell. Mich umgab ein ungewöhnliches Licht. Mehr ein Zwielicht. Es war gelblich, auch leicht grün, dazwischen ebenfalls fahlweiß mit braunen Flecken. Das Licht kam mir künstlich vor, ebenso wie die Umgebung.
Es gab sie. Sie lag auch in der Nähe. Aber sie war zugleich so fremd. Ich konnte mir sogar vorstellen, dass sie nur in meiner Phantasie bestand und ich irgendetwas anderes erlebte, das mit der Realität nichts zu tun hatte.
Bildete ich mir die Welt nur ein? War sie aus meinen Gedanken geschaffen worden, weil ich mir eben eine Welt auf dem Grund eines Sees so vorstellte?
Das mochte alles möglich sein, aber es war nicht wirklich. Für mich zählte einzig und allein, dass ich in der Lage war, meinen Mund zu öffnen und tief durchatmen zu können.
Ich beschäftigte mich mit meiner Umgebung. Dass ich auf einem weichen Untergrund lag, hatte ich schon festgestellt. Jetzt schaute ich genauer nach. Der Untergrund bestand aus Sand. Er war leicht und feinkörnig. Das merkte ich, als ich mit den Händen durch ihn strich und ihn auf wühlte.
Woher das Licht kam, war nicht zu sehen. Es gab auch keinen Himmel, an dem eine Sonne gestanden hätte. Das Licht war da, und damit hatte es sich.
Ich lag noch immer und tastete meinen Körper ab. Es gab keine Schrammen, keine blauen Flecken und auch keine Verstauchungen. So wie ich gelandet war, musste ich mir vorkommen wie ein schwebender Engel. Alles hatte sich zu meinen Gunsten gedreht, und ich erlebte zudem eine perfekte Stille.
So still war es nur in einem Sarg, über den Erde geschaufelt worden war.
Ich setzte mich auf, um mehr erkennen zu können. Es war etwas da, aber es war nicht klar zu sehen.
Mehr diffus, als würden die Dinge dicht vor der Auflösung stehen. Das hatte auch mit dem Licht zu tun, das sich im Hintergrund ausbreitete, seinen Schein aber nach vorn schickte, der mir vorkam wie gebrochen, weil es irgendwo ein anderes Element gab.
Vielleicht Wasser?
Aber da hätte ich sein müssen. Mitten im Wasser. Tief im Wasser. Als Leiche.
Aber ich war nicht ertrunken. Es gab mich noch. Ich konnte mich bewegen. Ich konnte aufstehen, ich würde durch die Welt ganz normal gehen können. Das war alles kein Problem und trotzdem für mich nicht zu begreifen.
Was mir beim ersten Blick noch aufgefallen war, das war einfach die Einsamkeit, die zu dieser Stille passte. Es gab in meinem Blickfeld kein menschliches Wesen, obwohl…
Da genau stockten meine Gedanken!
Plötzlich dachte ich nicht mehr an mich, sondern auch an eine andere Person, die bei mir auf dem Boot gewesen war. Karina und ich waren gemeinsam in den See geschleudert worden. Es hatte uns zu sich geholt. Die Tiefe war wie ein Magnet gewesen. Dass ich trotzdem überlebt hatte musste nicht heißen, dass mit meiner Partnerin das gleiche passiert war, und bei mir war es mit der Ruhe vorbei. Plötzlich schlug mein Herz schneller. Mit einer heftigen Bewegung stand ich auf - und hörte links hinter meinem Rücken ein leises Lachen.
Es war vorbei mit der Stille. Auf der Stelle fuhr ich herum. Aus der Annahme, einen Traum zu erleben, wurde Realität. Vor mir stand Karina Grischin wie sie leibte und lebte. Sie hielt sogar noch ihre Lampe in der Hand, und sie lächelte mich dabei etwas scheu an.
»Du bist es wirklich?«
»Ja, John«
Ich schlug mir gegen die Stirn. »Dann bist du ebenso wenig ertrunken wie ich.«
»Stimmt. Obgleich es mir vorgekommen ist wie ein Wunder. Ich begreife das jetzt noch nicht. Ich weiß nur, dass wir über Bord kippten und ich dachte, dass wirklich alles aus ist. Es hätte ja auch sein müssen, aber es war nicht der Fall. Wir sanken und sanken. Ich bekam keine Luft mehr. Es war der reine Wahnsinn. Und dann, als ich schon fast damit rechnete, in den Tod zu gleiten, ist es dann passiert. Ich musste den Mund öffnen und konnte normal atmen.«
»Ja, Karina, wie bei mir. Wir haben auf dem Weg nach unten die gleichen Symptome erlebt.«
Sie konnte plötzlich lachen. »Auf dem Weg nach unten. Himmel, wie sich das anhört.«
»Wieso?«
»Das kann ich dir sagen. Wo ist das Wasser? Wo siehst du die Pflanzen? Wo die Zombies? Und wo befinden wir uns überhaupt?«
»Auf dem Grund des Sees!«
»Ha, ha, ha. Schön gesagt. Dann sag mir bitte, wo wir das Wasser finden?«
»Es ist nicht hier.«
»Eben, John, es
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