1152 - Gespensterwelt
einem Ast niederließ, zögerte er kurz, überwand dann aber seine Hemmung und drückte ab.
Der Paralysestrahl traf den Vogel, aber der reagierte nicht sofort darauf. Es dauerte einige Sekunden, bis der Vogel zuckend vom Ast fiel, gerade so, als besinne er sich erst verspätet darauf, daß er Wirkung zeigen müsse. Aber das war natürlich absurd.
Asco ging zu der Stelle, wo der Vogel im Gras liegen mußte. Aber er fand ihn nicht. Er suchte die nähere Umgebung ab, doch der Vogel blieb verschwunden. Ein Trällern über seinem Kopf ließ Asco hochblicken.
Er entdeckte in der Baumkrone über sich einen Vogel von der gleichen Art, wie er ihn paralysiert hatte, hätte aber nicht zu sagen vermocht, ob es derselbe war. Als er diesmal den Lähmstrahler hob, flog der Vogel davon. Er ließ sich nicht mehr blicken.
Die Stille kehrte wieder zurück.
Jetzt erst wurde sich Asco des unnatürlichen Schweigens um ihn bewußt. Er vermißte das Summen der Insekten, das Gezwitscher der Vögel, das Rascheln der Blätter im Wind ...
Ein Luftzug kam auf und fuhr pfeifend durch die Bäume und Büsche. Asco fröstelte. Ein einzelner Vogel als Stellvertreter für seine ganze, so vielfältige Art, und ein einziger Windhauch als Zeichen der Elemente.
Nun war die Natur wieder wie erstarrt.
Asco wollte sich Taurec zuwenden, um ihn auf das unnatürliche Schweigen hinzuweisen, doch der Einäugige war verschwunden. Er rief nach ihm, aber nur das Echo der eigenen Stimme antwortete ihm.
Ein unheimliches Gefühl beschlich Asco, er glaubte sich von unsichtbaren Augen beobachtet. Schnell kehrte er zur SYZZEL zurück, aber auch hier war von Taurec nichts zu sehen. Im ersten Moment wollte er das Fluggefährt betreten, erinnerte sich aber gerade noch an Taurecs Manipulationen. Er wollte nicht in eine Falle geraten, die Taurec möglicherweise für andere vorbereitet hatte.
Während er noch dastand und sich überlegte, ob er Dantons Gruppe oder eines der anderen Erkundungskommandos anrufen sollte, tauchten über der SYZZEL zwei der Spukerscheinungen auf.
Zuerst handelte es sich nur um formlose, nebelige Gebilde ohne besondere Leuchtkraft.
Doch als sie sich der SYZZEL näherten, festigten sie sich und bekamen deutlichere Konturen.
Der eine Schemen wurde zu einem menschlichen Torso, an dem sich allmählich ein Kopf bildete. Auch Arme und Beine formten sich, blieben jedoch durchscheinend. Der Kopf bekam sogar ein Gesicht mit maskenhaften femininen Zügen. Der andere Schemen wurde zu einem Kopf ohne Körper, dessen Gesichtszüge dafür stärker ausgebildet waren.
Trotz der Unvollständigkeit waren es die deutlichsten Manifestationen, die Asco bisher gesehen hatte. Stärker denn je wurde damit demonstriert, daß es sich bei den Spukgestalten um durch Menschen hervorgerufene Erscheinungen handeln mußte. Oder zumindest hatten sie Menschen zum Vorbild.
Asco rührte sich nicht, als die beiden Schemen näher an die SYZZEL heranschwebten.
Von ihnen ging ein verhaltenes Wispern aus, so als unterhielten sie sich miteinander.
Doch Asco konnte nichts davon verstehen, er konnte nicht einmal beurteilen, ob sie wirklich miteinander sprachen.
Plötzlich gab es einen trockenen Knall. Über der SYZZEL bildete sich eine Energieblase und hüllte eines der beiden Gespenster ein. Es handelte sich um jenes mit den femininen Gesichtszügen und dem halb fertig ausgebildeten Körper.
Kaum war der Schemen darin gefangen, schrumpfte die Energieblase zusammen und verschwand in der SYZZEL. Das andere Gespenst gebärdete sich daraufhin wie rasend, kreiste einige Sekunden wie ein Wirbelwind über der Stelle, an der sich die Energieblase gebildet hatte, und löste sich dann wieder auf.
Asco entspannte sich. Wieder zog es ihn zur SYZZEL, doch hielt er an sich, weil er befürchtete, daß Taurec noch weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte. Er hoffte nur, daß der Einäugige darüber informiert war, daß seine Falle zugeschnappt war und er bald auftauchen würde.
Tatsächlich erschien in diesem Moment eine Gestalt bei einer Baumgruppe links des Teiches. Asco machte impulsiv einen Schritt in diese Richtung, stockte jedoch, als er feststellte, daß es sich nicht um Taurec handelte.
Es war ein Mädchen.
Sie starrten einander an.
Sie war jung, schlank und großgewachsen. Ihr langes, gelocktes Haar schimmerte im Schein der untergehenden Sonne rötlich. Sie trug ein locker über ihren Körper fallendes Gewand, das ihre Proportionen hervorhob. Asco hatte keine Augen
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