1153 - Hölle auf Erden

ihn zum Fluß. Er genoß den Fahrtwind und vergaß vorübergehend seine Krankheit.
    Flußpferde glotzten wiederkäuend zu ihm herauf, als er wenige Meter über ihre aus dem Wasser ragenden Köpfe segelte. Ein paar Reiher begleiteten ihn ein kurzes Stück und drehten dann ab.
    Er war ungefähr fünf Kilometer weit dem Fluß gefolgt, als er sein Ziel bereits erblickte.
    Als er heran war, umkreiste er es in geringer Entfernung. Das Ding war etwa fünf Meter hoch und exakt halbkugelförmig. Unter seiner transparenten, schleimig erscheinenden Epidermis bewegte sich eine undefinierbare hellgelbe Masse und bildete ständig andere Muster.
    Booker hielt den Schwebesessel an und schaute dem Ding ungefähr eine Stunde lang zu. Es wuchs in dieser Zeit um etwa einen Meter. Ab und zu stand die hellgelbe Masse still und hielt ihr Muster konstant. Jedes Mal nach einer solchen Pause wurde sie von einem Zittern durchlaufen. Danach ringelte, drehte, wand und krümmte sie sich wieder, zuckte, wogte und wellte sich.
    Nach und nach, während er diesen Vorgängen zusah, kam Booker ein schrecklicher Verdacht - und mit einemmal war er sich seiner Sache völlig sicher.
    Diese Kuppeln waren die zweite Plage: die Parasitär-Enklaven.
    „Video-Konsole!" befahl Booker.
    Der Computer baute vor ihm, quer über seinen Oberschenkeln, die Video-Konsole auf.
    „Verbindung mit der Informations-Sammelstelle des HQ-Hanse!"
    Über der Konsole entstand ein Hologramm, in dem sich bald darauf das Abbild einer Frau bildete - als Teil des Hologramms.
    „Info-Sammelstelle HQ-Hanse, Anquin Yarsell", sagte sie.
    „Booker Tern", stellte er sich vor. „Ich spreche aus dem Ngorongoro-Krater. Hier gibt es mindestens zwei kuppelförmige Gebilde, die von einer hellgelben Masse erfüllt sind und die ständig wachsen. Ich bin sicher, daß es sich dabei um Parasitär-Enklaven handelt.
    Wahrscheinlich sind noch mehr dieser Gebilde auf Terra und Luna aufgetaucht. Ich denke, daß sie so bald wie möglich zerstört werden sollten, ohne daß von ihrem Inhalt etwas entweichen kann. Ende!"
     
    4.
     
    Nach der Rückkehr zum Bungalow inspizierte Booker Tern den Inhalt des Containers.
    Eine Hälfte des zwölf Meter langen, drei Meter breiten und drei Meter hohen Behälters aus schall- und wärmeisoliertem Metallplastik war das bestellte Labor, die andere Hälfte bestand aus einem Lagerraum, in dem die übrigen Ausrüstungsgegenstände übersichtlich auf Regalen lagen.
    Aber Booker hatte jedes Interesse an einer Erforschung der fremdartigen Gebilde verloren, seit er sicher war, daß es sich bei ihnen um die Parasität-Enklaven handelte. Er richtete das Labor nur soweit ein, daß er eine gründliche mikrobiologische Untersuchung der Gewebsproben vornehmen konnte, die er den Schleimklümpchen in den Achselhöhlen seiner Lebensgefährtin zu entnehmen gedachte.
    Er war fast fertig damit, als der Türmelder summte.
    Booker aktivierte den Türöffner per Blickschaltung und drehte den Schwebesessel so, daß er die Tür ins Auge bekam. Seine Augen weiteten sich, als er den Mann erkannte, der sein Labor betrat.
    „Reginald Bull!"
    Der Hanse-Sprecher nickte lächelnd und erfaßte den Inhalt des Labors mit einem Blick.
    „Guten Tag! Du bist Booker Tern?"
    „Der bin ich. Was verschafft mir die Ehre?"
    „Du hast das HQ-Hanse über das Auftauchen von zwei Parasitär-Enklaven informiert", stellte Bull fest und kam näher. „Danke, Booker!"
    Er schüttelte Bookers Hand, dann warf er einen fragenden Blick auf den Schwebesessel.
    „Du bist gelähmt?"
    „Erst zeitweilig. Trypanosomenbefall des Rückenmarks. Ich wurde auf Tahun behandelt, aber dort kann man auch keine Wunder wirken. Bist du allein gekommen?"
    „Natürlich nicht. Mit einem ganzen Haufen Spezialisten. Sie untersuchen die Kuppel unten am Fluß. Ohne deine Meldung wüßten wir immer noch nicht, wie die neue Bedrohung aussieht. Nachdem du uns informiert hattest, gaben wir der Öffentlichkeit die Beschreibung bekannt. Danach gingen plötzlich Meldungen über das Auftauchen von rund tausend weiteren Kuppeln ein. Allerdings sind sie alle nicht größer als eine Faust.
    Deine Kuppel scheint als erste mit ihrem Wachstum angefangen zu haben. Wo steht die zweite Kuppel? Du sprachst von mindestens zwei."
    „Nicht weit von hier im Dschungel", antwortete Booker. „Wenn du möchtest, bringe ich dich hin, Reginald."
    „Ich bitte darum. Du kannst mich Bully nennen. Bist du Mikrobiologe?"
    „Ja."
    Booker steuerte den Sessel hinaus und