1153 - Hölle auf Erden
zu dem Pfad, der in den Dschungel führte.
„Außerdem Neurologe und Pathologe. Ich bin als Seuchenexperte bei der Hanse angestellt. Auf Voerster wurde ich von einer Topas-Libelle gebissen und mit den Trypanosomen infiziert."
„Voerster?" überlegte Bull, während er dem Sessel mühelos zu Fuß folgte. „Ah, ja, die Blutschwammseuche! Du hast die Bekämpfung geleitet, nicht wahr?"
„Bis zu meiner Erkrankung. Aber da war die Gefahr schon gebannt."
Booker steuerte den Sessel auf den abwärts führenden Pfad. Auch diesmal konnte Bull ohne sichtbare Anstrengung Schritt halten.
Nach wenigen Minuten war von rechts aus dem Wald ein Knirschen zu hören, dann ein Krachen, gefolgt von Splittern und einem dumpfen Aufprall.
„Dort ist es", sagte Booker und deutete auf die Dschungelwand, durch die etwas Gelbes schimmerte.
Bull arbeitete sich hindurch und kehrte gleich darauf zurück. Sein Gesicht war blaß geworden.
„Rund sieben Meter Durchmesser", berichtete er. „Und sie wachst weiter. Sie hat schon mehrere mannsdicke Bäume entwurzelt und weggeschoben. Eine direkt unheimliche Kraft."
„Dabei war sie zuerst nicht größer als eine Faust", erklärte Booker. „Da hielt ich sie noch für ein Gewächs, das aus einem extraterrestrischen Samenkorn oder so etwas entstanden war. Wir haben hier viele extraterrestrische Touristen."
Bull nickte.
„Was brachte dich auf den Gedanken, daß diese Kuppeln die Parasitär-Enklaven sind?"
„Da kam wohl mehreres zusammen, vor allem die unnatürliche Schnelligkeit des Wachstums, dann dieses Wogen und Wallen der gelben Masse und die Ausstrahlung von etwas Unheimlichem."
„Hm!" machte Bull. „Hast du eine Kuppel berührt?"
„Ja, sie ist hart und kalt, gar nicht schleimig, obwohl sie so aussieht."
„Zeige mir bitte deine Hände!"
Bereitwillig streckte Booker die Hände aus.
Reginald Bull musterte sie aufmerksam von beiden Seiten, besonders die Fingerkuppen.
Booker zog die Hände wieder zurück.
„Sie sind nicht befallen. Danach suchtest du doch?"
„Natürlich. Parasiten leben auf Kosten eines Wirts. Es wäre zwar möglich, daß die Parasitär-Enklaven alle Stoffe, die sie zum Leben und zum Wachstum benötigen aus der Fauna und Flora des Bodens ziehen, aber dafür wachsen sie mir ein wenig zu schnell. Es wäre doch denkbar, daß sie auch Fortpflanzungszellen abstoßen, die sich an oder in größeren Lebewesen niederlassen."
Booker wurde blaß. Sekundenlang drehte sich alles um ihn.
„Die Schleimklümpchen!" flüsterte er voller Panik. „Daß ich daran nicht gleich gedacht habe!"
Er schwang sich aus seinem Sessel und lief einige Schritte den Pfad hinauf, dann kehrte er mit hängenden Schultern in den Sessel zurück.
„Wo hast du die Schleimklümpchen bemerkt?" fragte Bull. „Und wie sehen sie aus?"
Booker berichtete von den Schleimklümpchen in Assailes Achselhöhlen und beschrieb sie genau.
„Das muß natürlich nichts mit den Parasitär-Enklaven zu tun haben", schloß er. „Aber die Farbe stimmt überein, ebenso die Konsistenz der Oberfläche."
Bull schaltete an seinem Multifunktionsarmband. Eine Frauenstimme meldete sich.
„Hier Bully", sagte der Hanse-Sprecher. „Eloia, ich habe mit Booker Tern gesprochen und eine wichtige Information bekommen." Er gab das weiter, was Booker ihm über die Schleimklümpchen gesagt hatte und schloß: „Sucht bitte an euch selbst sowie an den Tieren und Pflanzen der näheren Umgebung nach solchen Schleimklümpchen! Ich bin in wenigen Minuten dort."
Er schaltete ab und wandte sich wieder an Booker.
„Zieh dein Hemd aus!"
„Was...? Wie...?" stotterte Booker.
„Du sollst dein Hemd ausziehen!" erklärte Bull. „Ich will nachsehen, ob in deinen Achselhöhlen ebenfalls Schleimklümpchen sitzen."
Booker Tern ächzte. „Ich kann die Arme nicht bewegen."
Bull schickte ihm einen prüfenden Blick, dann half er ihm wortlos dabei, das Hemd abzustreifen, hob seine Arme nacheinander hoch und unterzog die Achselhöhlen einer genauen Inspektion.
„Nichts", stellte er fest und streifte ihm das Hemd wieder über. „Ich fliege jetzt zu der Kuppel am Fluß. Du kommst bitte nach!"
„Ich? Warum?"
„Du bist Mikrobiologe und hast Erfahrung als Seuchenexperte", antwortete Bull. „Wir brauchen jeden, der uns in irgendeiner Form gegen die Parasitär-Enklaven helfen kann."
„Aber es handelt sich doch nicht um eine Seuche!" protestierte Booker schwach.
„Das wissen wir noch nicht", erklärte Bull. „Aber wir wissen, daß
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