Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1153 - Hölle auf Erden

Titel: 1153 - Hölle auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
vermochte keine ethisch einwandfreie Rechtfertigung zu sehen. Dennoch entschied er sich für die Fortsetzung des Versuchs.
    „Wir nehmen zwei Drittel des Maximums!" sagte er tonlos. „Natürlich müssen wir auch ein höher dosiertes Gegenmittel bereitstellen."
    Schweigend arbeiteten
     
    *
     
    sie an den Vorbereitungen, dann trat die Injektionspistole abermals in Aktion.
    Als Harvel Kreek vom letzten Bett zurücktrat, zitterten seine Hände so stark, daß er die Injektionspistole fallen ließ.
    „Willst du nicht ein Sedativ nehmen?" fragte Booker mitfühlend.
    Kreek schüttelte den Kopf, dann tastete er seine Achselhöhlen ab. Sein Gesicht wurde weiß. Er ging zu einem Stuhl und setzte sich.
    „Jetzt hat es mich erwischt", sagte er mit gesenktem Kopf. „Ich bin ein Befallener." Er lachte schrill. „Aber noch bin ich ein Mensch - und solange ich ein Mensch bin, werde ich weitermachen."
    Booker Tern war vor Schreck wie gelähmt.
    Obwohl er gewußt hatte, daß jeder von ihnen jederzeit befallen werden konnte, hatte ihm Kreeks Mitteilung einen schweren Schock versetzt, denn ihm war erst dadurch richtig klar geworden, auf welch zerbrechlichen Füßen der Widerstand der Nichtbefallenen stand.
    Hat der Widerstand überhaupt noch einen Sinn? fragte er sich. Ist unser aller Schicksal nicht unabwendbar?
    „Booker!" rief Kreek. „Du darfst nicht aufgeben!"
    Eine Hand schlug ihm ins Gesicht. Allmählich fiel der Schock von Booker Tern ab. Er merkte, daß er auf dem Boden lag. Die Schamröte schoß ihm ins Gesicht. Er hatte nichts davon gemerkt, daß er umgefallen war.
    Mühsam richtete er sich wieder auf, wankte zu einem Tisch, hielt sich an ihm fest und konzentrierte sich unter Aufbietung aller Willenskraft auf die Beobachtung der Bildschirmanzeigen.
    Vorläufig verlief alles wie beim ersten Versuch. Der für Befallene charakteristische Kurvenverlauf der Enzephalogramme schwächte sich ab. Die physischen Funktionen waren normal.
    Verstohlen blickte Booker zu Harvel Kreek.
    Der Toxikologe stand neben dem Tischchen, auf dem die Injektionspistole mit dem Gegenmittel lag. Booker hatte erwartet, daß sein Gesicht Furcht zeigte oder seine Furcht hinter maskenhafter Starre verbarg, doch es wirkte gelöst und lediglich auf die Arbeit konzentriert.
    Er blickte zu Jan Onsteen.
    Der Technische Assistent hatte sein Hemd geöffnet und tastete seine Achselhöhlen ab.
    Hatte es ihn etwa auch erwischt?
    Und ich?
    Verstohlen tastete Booker seine Achselhöhlen ab. Er atmete auf, als er kein einziges Schleimklümpchen fühlte.
    Als er wieder aufsah, begegnete er Onsteens fragendem Blick. Er schüttelte den Kopf.
    „Ich auch nicht", sagte Onsteen.
    Aber wie lange noch? dachte Booker.
    „Es geht wieder los!" sagte Kreek.
    Booker konzentrierte sich schuldbewußt wieder auf die Anzeigen. Die Aktionsströme der Großhirnrinden waren abermals chaotisch geworden. Es war schlimmer als beim ersten Versuch, das bewies auch das Blinken der roten Warnlampen auf den Computerkonsolen.
    „Wir müssen das Gegenmittel injizieren!" stieß Booker hervor.
    „Die physische Verfassung ist noch relativ gut", erwiderte Kreek, ohne sich zu rühren.
    „Das nützt den Leuten etwas, wenn sie ihren Verstand verlieren!" entgegnete Booker heftig. „Injiziere das Gegenmittel, Harvel! Bitte!"
    Harvel Kreek nahm die Injektionspistole vom Tischchen, doch anstatt sie für die Injizierung des Gegenmittels zu gebrauchen, warf er sie in die Öffnung des Abfallvernichters.
    „Was hast du getan?" rief Onsteen entsetzt.
    „Ich spüre, wie es in mir arbeitet", flüsterte Kreek. „Wenn ich erst soweit bin wie diese Kreaturen, wäre Tod oder geistige Umnachtung eine Erlösung für mich. Nur kann ich dann diese Entscheidung nicht mehr selbst fällen. Ich kann dann nur hoffen, daß andere sie für mich fällen."
    „Niemand hat dazu ein Recht", erklärte Booker.
    „Es hatte auch niemand das Recht, die Parasitär-Enklaven zur Erde zu schicken!"
    begehrte Kreek auf. „Dennoch ist es geschehen." Er brach in lautloses Weinen aus.
    „Ich werde eine andere Injektionspistole mit dem Gegenmittel füllen", sagte Onsteen.
    Booker schüttelte den Kopf.
    „Wir brauchen es nicht. Die Kurven der Aktionsströme haben sich normalisiert."
    Mutlos schwieg er.
    Aber er brauchte nicht mehr zu sagen. Sie alle wußten, daß das Drusensekret des Traumkäfers sich als untaugliches Mittel gegen den Dordonismus erwiesen hatte.
    Sie würden nach anderen Mitteln und Wegen suchen müssen, aber noch

Weitere Kostenlose Bücher