1153 - Hölle auf Erden
und einer Cola mit Rum und Eis. Dem Wiedersehen mit Assaile sah er mit zwiespältigen Gefühlen entgegen. In der Tiefe seines Herzens liebte er sie genauso wie früher. Doch während er wußte, daß es für sie keine gemeinsame Zukunft mehr gab, wollte sie von solchen Gedanken nichts wissen. Sie würde auch heute Abend wieder Pläne schmieden und nicht verstehen, daß er keine Begeisterung dafür aufbrachte.
An der Weggabelung blieb er stehen und sah auf seine Uhr.
Es war eigentlich noch zu früh, um nach Hause zu gehen. Die Kunstsonne würde noch fast eine Stunde lang leuchten. Er brauchte aber für die restliche Wegstrecke höchstens noch zehn Minuten. Wenn seine Beine wieder ihren Dienst versagten, würde es länger dauern. Aber notfalls fand er den Weg auch im Dunkeln. Es wäre nicht das erste Mal gewesen.
Eigentlich könnte ich den Stein mitnehmen!
Er überlegte nicht lange, sondern drang an derselben Stelle wie am Morgen wieder ins Dickicht ein. Er kam nur quälend langsam voran und verfehlte die kleine Lichtung sogar um mehrere Meter.
Schließlich aber fand er sie wieder - und erstarrte.
Der faustgroße Stein war verschwunden, aber an seiner Stelle füllte ein gleichartiger, aber viel größerer Stein die Lichtung fast völlig aus.
Seltsam! Er ist ihm nicht nur ähnlich: er sieht genauso aus!
Aber natürlich war es nicht derselbe Stein; denn dieser hier war mindestens drei Meter hoch. Er konnte auch niemals von allein auf die Lichtung gekommen sein. Es gab auf dem Hang darüber keine freiliegenden Felsen, die herabstürzen könnten.
Eine kultische Handlung?
Booker schüttelte den Kopf.
Es gab natürlich in Afrika einige kultische Sekten, aber die gab es avif anderen Kontinenten auch. Er hatte jedoch noch nie von einer Sekte gehört, die gleichartig aussehende Steine unterschiedlicher Größe systematisch vertauschte.
„Ts!" machte Booker. „Das ist ja zum Lachen!"
Er streckte die Hand aus und berührte die Oberfläche des Steines. Sie war so kalt wie die des kleinen Steines es gewesen war - und genauso hart. Es handelte sich also wirklich um einen Stein und nicht um ein pflanzliches Lebewesen.
Booker wollte sich schon wieder zum Gehen abwenden, da bemerkte er, wie sich unter der schleimig erscheinenden Oberfläche etwas bewegt.
Er erstarrte, dann schalt er sich einen Narren.
Er hatte einfach zu lange hingesehen. Seine Nerven fingen schon an, ihm Streiche zu spielen. Ganz davon abgesehen, daß sie durch die Krankheit angegriffen waren.
Dennoch starrte er weiter den Stein an.
Und dann bemerkte er ganz deutlich, wie sich unter der transparenten Oberfläche des Steines etwas ringelte, schlingelte, wand und krümmte, sich zusammenzog und ausdehnte.
Er kicherte.
„Ich bin verrückt!"
Seine Augen füllten sich mit Tränen, als ihm klar wurde, wie er enden würde: mit aufweichendem Gehirn und Rückenmark, umnebeltem Geist und ohne jede Kontrolle über seine Körperfunktionen.
Diesmal wollte er sich endgültig zum Gehen anschicken - mit dem Vorsatz, sich daheim in seinem Zimmer einzuschließen, sich mit wenig Cola und viel Rum vollaufen zu lassen und mit dem letzten Glas die zwanzigfache Dosis seines starken Schmerzmittels einzunehmen, das der Spezialist in Terrania ihm widerstrebend verschrieben hatte.
Da stieß etwas gegen seinen rechten Fuß.
Als er an sich hinabsah, entdeckte er, daß seine Stiefelspitze den Stein berührte.
Aber bei seiner Ankunft war er einen halben Meter vor dem Stein stehengeblieben - und er hatte sich die ganze Zeit über nicht von der Stelle gerührt.
Nun, ja, vielleicht hatte er mit den Füßen gescharrt. Das konnte schon sein. Aber dadurch war er niemals so dicht an den Stein herangekommen.
Der Stein ist gewachsen!
Nicht der Stein natürlich, sondern das Ding. Steine wachsen auch, aber nicht auf diese Art. Wenn etwas so wuchs, dann handelte es sich um ein Lebewesen, vermutlich um eine Pflanze.
Selbstverständlich wußte Booker Tern, daß es in der ganzen Flora Terras keine solche Pflanze gab. Aber es wäre nicht zum erstenmal gewesen, daß von fremden Planeten Samen oder Sporen oder Brutknospen auf die Erde eingeschleppt worden waren. In den seltensten Fällen hatten sie auf der Erde gedeihen können, weil entweder hier etwas fehlte, das sie benötigten oder weil es hier etwas gab, das sich schädlich auf sie auswirkte.
Ausnahmen waren aber schon immer vorgekommen.
Vielleicht hatte ein Tourist von Ertrus, von Sphinx oder von einer kaum bekannten Welt
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