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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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das Badezimmer hinüber und holte kalte Umschläge. Sie legte sie dem Jungen auf Stirn und Nacken, und drückte ihn vorsichtig in die Kissen zurück.
    „Er kommt!" hauchte Holyn. „Er ist ganz nah. Der blaue Mann will uns verderben. Hörst du es, Daly. Da sind schon seine Schritte!"
    Es war Ortnet Webber, der die Wohnung betrat und sich freundlich nach dem Befinden des Jungen erkundigte. Der Bürgermeister übte seit einem Tag sein altes Amt wieder aus, und die Bewohner des kleinen Städtchens Cascoose Spring fanden sich langsam mit dem Gedanken ab, daß tatsächlich ein Wunder geschehen war.
    Viel wurde von den Medien über den Heiligen berichtet, der sogar Thora und Crest wiedererweckt hatte.
    „Ich bin gerade auf dem Weg zum Friedhof", sagte Ortnet beiläufig. „Ich will mich auf unserem Gedenkstein umsehen, welche Familienangehörigen aus den letzten Jahrhunderten mir am liebsten wären. Le So Te wird sie mir sicher zurückholen.
    Schließlich war ich der erste, dem seine Wunder widerfahren sind!"
    „Demut war noch nie deine Zier, oder täusche ich mich da?" sagte Dalya Mattras geistesabwesend. Irgendwie kam Ortnet ihr verändert vor. Doch sie war nicht in der Lage, sich über dieses Gefühl klar zu werden.
    „Mam!" ächzte Holyn. „Jetzt ist er da. Er ist dicht bei mir. Er will etwas von mir. Mam, verlaß mich nicht!"
    „Ich bin da. Und gleich ist Doc Winter hier!" flüsterte Dalya mit erstickter Stimme.
    Draußen näherte sich das Singen eines Gleiters.
    Ortnet Webber wandte sich plötzlich um und eilte hinaus. Er stöhnte laut auf, und in das Stöhnen mischte sich ein schriller Schrei des Jungen.
    „Hilfe!" schrie Holyn Mattras und verdrehte die Augen.
    Dalya hörte den Arzt auf der Treppe. Ein leichter Schwindel erfaßte sie, und sie konzentrierte sich mit aller Gewalt auf das, was in dem Zimmer vor sich ging.
    Eine unsichtbare Kraft warf Holyn herum. Er stürzte aus dem Bett und in die Arme der Mutter. Aus seinen Mundwinkeln lief Blut. Ein Röcheln kam über seine Lippen, dann erschlaffte der Körper. Er wurde bleich und kalt.
    „Doktor!" Dalya schrie es hinaus. „Hilf mir. Holyn stirbt!"
    Doc Winter beugte sich über den Jungen und fühlte Puls und Atem. Als er sich der Mutter zuwandte, war sein Gesicht ungemein ernst.
    „Dalya Mattras", sagte er, „du mußt jetzt ganz stark sein. Du hast nur noch einen Sohn!
    Holyn ist soeben von uns gegangen!"
    Die Frau brach in einen Weinkrampf aus. Sie warf sich über den Toten, und ihr Körper schüttelte sich.
    „Mönch!" schrie sie. „Le So Te! Gib mir meinen Sohn zurück. OKourl! Kourl, Beraul, wo seid ihr?"
    Der Arzt warf seine Tasche beiseite und suchte mit den Augen nach einem Gegenstand, den er benutzen konnte.
    Dalya achtete nicht auf ihn. Sie löste sich von dem toten Körper und richtete sich entschlossen auf. Draußen gab es wichtigere Dinge zu tun.
    Sie entschlüpfte den Händen des Arztes, rannte in die Küche und riß ein langes Brotmesser an sich. Sie rammte es dem herbeitretenden Doktor in den Bauch und verließ die Wohnung.
    Er rief nach ihr. Die ganze Zeit schon. Zuerst hatte sie es nicht beachtet.
    Vergessen waren Holyn, Beraul und Kourl.
    Es gab Menschen außer ihr, und die wollte sie töten. Mit dem blutigen Messer in der Hand rannte sie in die nächste, offene Tür hinein.
    „Endlich!" schrie sie. „Endlich habe ich euch vor der Klinge!"
    Zu spät bemerkte sie, daß die Wohnung vor ihr leer war. Den Schatten hinter ihr nahm sie nicht wahr.
    Sie erhielt einen Schlag auf den Kopf, und von diesem Augenblick an waren die bewußten Wahrnehmungen in ihr ausgelöscht.
     
    *
     
    Galbraith Deighton hatte ihn bereits erwartet. Er blickte von seinem Schreibtisch auf, als Chthon unter Umgehung des Melderoboters durch die geschlossene Tür trat und wie ein Mahnmal stehenblieb.
    „Du glaubst, was ich gesagt habe?" forschte der Schatten in seinem Nebelwams. „Ihr habt die Warnungen in den Wind geschlagen. Es ist zu spät!"
    „Wir haben noch immer die Möglichkeit, diesen Mönch dingfest zu machen. Dann ist er nicht mehr gefährlich!" entgegnete der Sicherheitschef der Hanse. „Es ist nur die Frage, wie wir es Bully beibringen!"
    „Schatten spüren einander", wiederholte Chthon einen seiner Aussprüche. „Ich spüre, daß der andere Schatten zum entscheidenden Schlag gegen die Menschheit ausgeholt hat. Wir kommen zu spät. Und es gibt bis jetzt keine Möglichkeit der Gegenwehr!"
    Deighton runzelte die Stirn. Das fremde Wesen vor ihm

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