1155 - Der Erwecker
holten Thora ganz nahe heran, und auch der letzte Mensch im entlegensten Winkel der Erde konnte sehen, daß es sich um die Arkonidin handelte. Es war die echte Thora.
Sie hob die Arme, und augenblicklich lag Stille über den Straßen und Plätzen vor dem HQH, über denen die schwebende Tribüne hing.
Thora begann zu sprechen. Sie sagte nur ein paar Sätze, aber diese beinhalteten alles, was wichtig war.
Sie war zurückgekehrt. Sie hatte ihr Leben dem Mönch zu verdanken. Sie wollte ihre Kraft erneut in den Dienst der Menschheit stellen. Die Menschen würden Vishna in wenigen Tagen besiegen.
Unbeschreiblicher Jubel brandete auf. Daß die LFT und die Hanse existierten, schien vergessen. Diese hatten bisher nichts erreicht. Aber da war Le So Te, und er trat an die Mikrophone und gab der Menschheit ein Versprechen, wie es noch nie zuvor ein Mensch einem anderen gegeben hatte.
Er wollte jedem Menschen auf dessen Wunsch beliebige Angehörige aus dem Totenreich zurückholen. Wie lange sie tot waren, spielte keine Rolle.
Und Le So Te wußte, was er zu tun hatte, um die Menschen endgültig auf seine Seite zu bringen.
Vor den Kameras schuf er das Pendant zu Thora, jenen Arkoniden, der als erster Vertreter einer fremden Rasse mit menschlichen Raumfahrern zusammengetroffen war.
Auf der Antigravbühne materialisierte Crest, groß und schmal, über einen Kopf größer als die Idolfigur der meisten Menschen, als Perry Rhodan. Er besaß das durchgeistigte Gesicht eines alten Mannes, dessen Haut unwahrscheinlich straff und jung geblieben war.
Unter der hochgewölbten Stirn saßen zwei Augen von eindringlicher Ausdruckskraft. Das weißliche Haar schimmerte im Licht zusätzlicher Aufnahmescheinwerfer silbern.
„Atlan!" stieß Bully hervor. „Er erinnert jetzt stark an Atlan!"
Tiff murmelte etwas Unverständliches. Auch er stand unter dem Bann dessen, was sich soeben ereignet hatte.
Die Menschen erkannten Crest. Oft schon hatten sie das kleine, unauffällige Denkmal am Ende der Orionallee gesehen, im Schatten dreier alter Eichen, die in den vielen Jahrhunderten erst einmal durch junge Pflanzen ersetzt worden waren.
Es war ein unscheinbares Denkmal aus hellem Naturstein, aber der Künstler hatte ein kleines Kunstwerk geschaffen. Unter der Figur Crests stand in schlichter Schrift: Ein Freund der Menschen.
„Crest! Crest!" schrieen die Menschen im Freien und an den Bildschirmen. Und immer wieder: „Thora! Crest!"
„Le So Te, Retter der Menschheit!"
Tifflor sah, wie Le So Te sich abwandte und mit einem Mann verhandelte, der aus einem Gleiter herausschaute, der in gleicher Höhe mit der Plattform schwebte.
Es war Genever Hourschuß, der derzeitige Chef von Terravision. Offensichtlich ging es um Interviews und Sendezeiten.
„Jetzt hat er es endlich geschafft", sagte der Erste Terraner zu Bully. „Er hat die gesamte Menschheit hinter sich. Sein Versteckspiel war exakt berechnet. Komm, laß uns nach Hause gehen!"
Julian Tifflor ahnte nicht, welche Wahrheit in seinen Worten steckte.
Das Bild verschwand übergangslos, und mit dem Blinken eines roten Lichts kam ein Gong aus den Lautsprechern an der Konsole. Es war ein Dringlichkeitsanruf, und der Kopf Galbraith Deightons erschien.
„Bully, Tiff", sagte der Sicherheitschef atemlos. „Ihr müßt das Theater sofort abstellen.
Die Anzeichen mehren sich, daß es sich bei Le So Te um die dritte Plage handelt!"
Bully zuckte zusammen, aber sofort erschien auf seinem Gesicht ein Ausdruck des Unglaubens.
„Unsinn, Gal", erwiderte er. „Hast du denn Beweise? Stell dir vor, Crest ist da! Er hat Crest zurückgeholt!"
Bully war sich sicher, daß dies ein deutliches Zeichen war. ES hatte seine Finger im Spiel. Ernst Ellerts Bewußtsein hatte seine Absicht, den Grauen Korridor zu verlassen, wahrmachen können.
*
Der Schrei gellte durch die Wohnung und war bis über die Straße und in den benachbarten Häusern zu hören. Er war durchdringend schrill.
Dalya Mattras sprang wie von der Tarantel gestochen aus ihrem Sessel empor und stürzte in das Zimmer ihres jüngsten Sohnes.
Holyn saß kerzengerade im Bett und zitterte fürchterlich. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen.
„Um Gottes willen, Holyn, was ist denn nur!" rief die Frau verzweifelt. „Comp, Comp!"
„Hier spricht der freundliche Hauscomputer im Wohnzimmer. Was gibt es, Dalya?"
Dalya Mattras gab den Notruf an den Doktor durch. Holyn mußte dringend in die Klinik nach Innamincka.
Die Frau stürzte in
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