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1155 - Luzifers große Stunde

1155 - Luzifers große Stunde

Titel: 1155 - Luzifers große Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und nervös bewegten. Sie tanzten dabei von einer Seite zur anderen und ließen rötliche Streifen zurück.
    Suko bewegte sich zur Seite hin. Er zog seine Dämonenpeitsche und schlug einmal einen Kreis. Ich nahm das Schwert des Salomo in die rechte Hand, und von Raniel war nichts mehr zu sehen.
    Plötzlich verschwanden die roten Augen!
    Wieder hielt uns die Finsternis fest umklammert, und die Temperatur senkte sich noch tiefer. Ich kam mir vor wie in einem Eiskeller stehend, wobei mehr die Seele fror als der Körper. Das war genau die Zeit, in der Luzifer seine Ankunft vorbereitete.
    Noch war nichts von dem blauen Gesicht und auch nichts von den kalten Augen zu sehen. Ich holte das Kreuz aus der Tasche und hängte es offen vor die Brust.
    Es gab einen matten Schein ab. Aber einen dunklen. Ins Schwarz und ins Blau hineinschimmernd.
    Suko stand nicht weit von mir entfernt. Auf mich wirkte er wie eine Marmorgestalt, die von einem Schatten übergossen wurde. Manche Fotographen lichteten ihre Porträts so ab.
    Wo steckte er? Wo hielt sich das Böse verborgen? Der Spuk baute noch seine Welt auf, aber es geriet Bewegung in sie hinein. Wir konnten nur staunen, als sich die Schwärze an verschiedenen Stellen zu drehen begann. Sie rollte sich. Sie erzeugte einen leichten Wind, der gegen unsere Gesichter wehte, und es blieb nicht bei diesen Veränderungen, denn es geschah noch etwas anderes.
    Die Finsternis erhielt Lücken.
    Jemand riss etwas heraus. Dahinter war trotzdem nicht die normale Welt zu sehen, denn die Lücken wurden sofort wieder aufgefüllt, und dabei blieb uns nur das Staunen.
    Auf der kleinen Insel hatte mich Raniel zum erstenmal in die Nähe einer derartigen Gestalt geführt.
    Hier gab es nicht nur eine, denn überall dort, wo die Schwärze aufriss, bildeten sich die neuen Wesen.
    Aus den toten Seelen wieder Geschöpfe machen, sie zurück in ein unwirkliches Leben bringen, das war Luzifers verfluchte Aufgabe, und der kam er nach.
    Seine große Stunde begann, ohne dass er sich selbst zeigte. Er machte uns die Feinde.
    Auch Ben Adams hatte sie gesehen. Er saß noch immer am Grabstein. Er sprach und greinte zugleich. »Das sind sie! Verdammt, das sind sie. So haben sie immer ausgesehen. Auch hier, auch in der Nacht. Sie werden uns holen, alle…«
    Ich hielt mich mit einem Kommentar zurück. Wenn sie aus der dämonischen Welt stammten, dann konnten sie uns nicht neutral gegenüber stehen. Dann waren wir Feinde.
    Noch erlebten wir keinen Angriff, denn sie befanden sich erst in der Aufbauphase. Obwohl sich das blaue Gesicht nicht zeigte, wurden immer wieder Lücken in die Schwärze gerissen. Da holte sich Luzifer die Seelen zurück, um daraus seine Diener zu erschaffen. Eine andere Erklärung hatte ich dafür nicht.
    Es war nicht zu erkennen, ob wir es mit Wesen aus Fleisch und Blut zu tun hatten. Sie sahen alle aus wie Mönche, die ihre Kapuzen über den Kopf gestreift hatten. Sie standen und gingen gebückt, und sie kümmerten sich zunächst nicht um uns, was mich wunderte. Sie rotteten sich auf dem Friedhof zusammen. Sie hielten zu uns Distanz, und sie glitten als schattenhafte Phantome durch die Finsternis.
    Dann passierte das, mit dem ich schon lange gerechnet hatte. All diejenigen, die geschaffen worden waren, fühlten sich in ihrer neuen Existenz nicht wohl. Sie trauerten dem nach, was hinter ihnen lag, und das war zu hören.
    Plötzlich begann ihr Gesang!
    Es waren grässliche und auch schreckliche Töne, die unsere Ohren umwehten. Es war das Heulen der neuen Gestalten, die ihr Schicksal beklagten und weder ein noch aus wussten. Sie standen dabei nicht zusammen, es gab überhaupt nur wenige, die sich auf den Beinen hielten. Die meisten waren auf dem Boden zusammengesackt. Sie hockten vor oder auf den Gräbern und trauerten.
    Eine Kakophonie aus schreienden, greinenden und jammernden Lauten floss durch die Dunkelheit und über den Friedhof hinweg. Wahrscheinlich auch über die Mauern, so dass die Stimmen selbst dort gehört werden konnten, wo die ersten Häuser begannen.
    Raniel tat nichts. Er hörte - ebenso wie Suko und ich - einfach nur zu. Suko ging auf mich zu. Noch in der Gehbewegung schüttelte er den Kopf.
    »Willst du sie so frei lassen?«, fragte Suko.
    »Nein!«
    »Dann holen wir sie uns!« Er blickte dabei auf mein Schwert und schielte auf die drei Riemen der Dämonenpeitsche. »Damit müssten wir es schaffen.«
    Auch Raniel war der Meinung. »Wir können sie nicht entkommen lassen!«, sagte er.

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