1156 - Albtraum Elektra
Ausdruck erhalten, und sie kam mir jetzt vor wie ein Roboter, den Menschenhände geschaffen hatten.
Ihr Gesicht veränderte sich zuerst. Sie riss mit ungeheurer Gewalt den Mund auf. Die untere Hälfte bestand nurmehr aus einem Loch, aber es fegte kein Schrei daraus hervor. Elektra litt stumm. Diese andere Energie hatte sie wehrlos gemacht. Vor mir hielt sich eine Steinfigur auf. Sie konnte sich nicht bewegen, und das Kreuz, das bisher nur das Licht geschaffen hatte, verwandelte sich in eine Waffe.
Genau dort, wo sich das Ankh befand, das altägyptische Symbol für das ewige Leben, das später von den Christen als Henkelkreuz übernommen worden war, bewies wieder einmal seine Macht.
Für Elektra war es kein Zeichen der Lebenskraft mehr, sondern das glatte Gegenteil.
Es leuchtete nicht, es zischte auf. Vielleicht strahlte es auch, das sah ich nicht, aber ich hörte das Zischen, und mit diesem Zischen verließ ein vernichtender Strahl das Henkelkreuz.
Wie eine Lanze fuhr er schräg von oben her in den Körper der bewegungslosen Frau.
Elektra nahm es hin.
Mir kam der Vergleich mit dem Angriff eines Schweißbrenners in den Sinn. So ähnlich verhielt es sich hier. Die geballte Kraft brannte sich in den Körper hinein und zerstörte ihn.
In der Mitte fand das Licht oder was immer es auch war, seinen Weg. Auf einmal entstand im Körper ein Loch, durch das ich schauen konnte.
Der Anfang vom Ende war erreicht.
Elektra fiel in die Knie. Wie eine Sünderin kniete dieses durch einen Menschen und eine Göttin geschaffene Wesen vor meinen Füßen. Ich hörte das Zischen. Ich sah, wie sie die Hand mit dem Kreuz bewegte und wie das Ankh weiterhin diese helle und zerstörerische Kraft ausstrahlte in Form von schmelzendem Licht.
Und so schmolz auch die Person dahin…
Elektra wurde zum Opfer ihrer eigenen Waffe, auf die sie so scharf gewesen war. Es gab nichts mehr, was ihren Körper noch zusammenhielt, sie verbrannte in diesem kalten Feuerlicht, und zuletzt wurde auch ihr Gesicht regelrecht zerstäubt. Es flog auseinander. Es verdampfte. Es zischte um den Kopf herum auf, von dem nicht einmal Staub zurückblieb.
Eigentlich gar nichts.
Doch, es lag etwas auf der Erde.
Und diesmal zitterten meine Hände erneut, als ich mich bückte und das Kreuz an mich nahm.
Es war warm, aber nicht heiß. Das Ankh glühte noch leicht nach, wie sonst die Insignien der vier Erzengel an den Enden.
Elektra hatte lange gewartet. Sie hatte alles versucht und letztendlich alles verloren.
Der Albtraum Elektra war vorbei.
ENDE
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