1156 - Der Armadaprinz
Der Armadaprinz schien die Bedenken seines Vertrauten nicht verstehen zu können.
„Wir kommen ohne dieses Gitterwesen. Die Wachen werden uns nicht durch den Schmiedewall lassen", sagte Porres.
„Dann müssen wir eben entsprechende Vorbereitungen treffen."
„Was hast du vor?"
Nachor von dem Loolandre wandte sich vom Hauptbildschirm der Zentrale ab und setzte sich in seinen Sessel. Ein Armadamonteur reichte ihm etwas zu Trinken.
„Was schon?" entgegnete der Anführer der Armadarebellen. „Ich springe voraus und mache uns den Weg frei."
„Mit dem Transmitter?" Porres hob abwehrend die Hände. „Du hast noch nie einen Sprung über eine solche Entfernung gewagt. Außerdem kannst du den Transmitter nicht so genau programmieren, daß du in einem der Wachforts materialisierst."
„Das ist auch gar nicht nötig." Nachor lächelte. „Meinen Schutzanzug."
„Du willst sofort starten?"
„Wir haben keine Zeit zu verlieren. Unsere Männer stecken zwischen den Frachtballen.
Sie sind froh, wenn diese Reise zu Ende ist und sie wieder aus ihren Anzügen herauskommen."
„Du hast recht."
Ein Armadamonteur brachte einen Weltraumanzug herein, und Nachor von dem Loolandre legte ihn an.
Mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit raste das Armadafloß auf sein Ziel zu. Nachor vereinbarte ein Funksignal mit Porres, mit dem er diesem das Gelingen seiner Aktion anzeigen wollte, wenn das Floß den Schmiedewall erreicht hatte.
Dann wartete er, bis das Floß sich dem Schmiedewall bis auf 4,6 Lichtjahre genähert hatte und ein kleines Sonnensystem passierte. Die YOWZENE verzögerte bis auf halbe Lichtgeschwindigkeit. Nachor schloß seinen Transmitter an den Energiekreislauf des Floßes an, um genügend Energie für den weiten Sprung zu haben, programmierte das Gerät, stellte sich in den Metallrahmen und verabschiedete sich mit knapper Geste. Er materialisierte über vier Lichtjahre von der YOWZENE entfernt zwischen den Raumforts, die die Armadaschmiede MOGODON wie die Schale einer Kugel umgaben.
Minuten später wechselte er in eines der Raumforts über. Er erschien mitten auf einem Gang.
Absolute Stille umgab ihn. Nirgendwo lief ein Motor. Kein Triebwerk arbeitete. Keine Positronik zeigte durch Tonsignale den Stand laufender Arbeitsprozesse an. Niemand schien sich in dem Fort aufzuhalten. Nachor hatte das Gefühl, eine tote Welt betreten zu haben.
Er konnte sich nicht vorstellen, daß er allein an Bord war. Irgend jemand mußte im Fort sein.
Er streifte den Raumanzug ab, und es kam ihm vor, als sei er dabei unerträglich laut.
Das Klicken der sich lösenden Magnetverschlüsse schien von den Wänden widerzuhallen, und das Rascheln der Stoffe schien zu lärmen wie eine gegen den Strand stürmende Brandung.
Vorübergehend erwog er, den Raumanzug einfach anzubehalten, doch er verwarf diesen Gedanken sogleich wieder, weil er erkannte, daß er sich niemandem unbemerkt nähern konnte, der nicht gerade taub war.
Er atmete erleichtert auf, als der Raumanzug endlich auf dem Boden lag, und er sich freier bewegen konnte.
Er heftete sich den Transmitter an den Rücken und eilte durch den Gang, in der Hoffnung, zu einer Steuerzentrale zu gelangen. Als er sich einem Schott bis auf wenige Schritte genähert hatte, ruckte dieses plötzlich zur Seite, und ein tonnenförmiger Armadamonteur kam ihm entgegen. Die Maschine hatte sieben Arme, von denen sechs mit Werkzeugen verschiedener Art versehen waren, während der siebente mit einem Energiestrahler endete.
Die Waffe war nach hinten gerichtet. Sie fuhr jetzt jedoch herum. Nachor von dem Loolandre hielt seinen Strahler schußbereit in den Händen. So konnte er vor dem Armadamonteur feuern. Er traf dessen Waffenarm und trennte ihn ab.
Der Armadamonteur registrierte den Treffer und schaltete augenblicklich. Er schnellte sich mit einem mächtigen Sprung auf den Rebellen und versuchte, ihn mit den ihm verbliebenen Armen zu umfangen.
Nachor sprang erschrocken zurück und schoß erneut. Dieses Mal zielte er auf einen kleinen Buckel an der Oberseite des tonnenförmigen Körpers. Er traf und zerstörte die positronische Steuerung der Maschine, die unter dem Buckel verborgen war. Aufatmend verfolgte er, wie dem Monteur, die Beine wegknickten und die Arme auf den Boden herabsanken.
„Du hättest mich beinahe überrumpelt", murmelte er.
Er machte sich Vorwürfe, weil er durch ungenügende Aufmerksamkeit das gesamte Unternehmen gefährdet hatte. Er befand sich in einer Situation, in der er in
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