1157 - Der PS-Teufel
dieser Beerdigung und den am Grab wartenden Rockern verdammt dicht zusammenhängt.«
»Das meine ich auch. Er war wie der Teufel. Ich hatte den Eindruck, dass keine Macht der Welt in der Lage gewesen wäre, ihn zu stoppen. Der war wie… wie… von Sinnen.«
So hatte ich ihn auch erlebt. Nicht nur das. Ich hatte mich bestimmt nicht geirrt, als ich ihn in der Luft hatte schweben sehen. Der war in der Lage gewesen, vom Boden abzuheben und zu fliegen.
Eigentlich verrückt, unmöglich, doch das letzte Wort hatte ich aus Erfahrungsgründen aus meinem Repertoire gestrichen.
Es war keinem anderen aufgefallen, was hier vorgefallen war. Die Mitglieder der Trauergemeinde hatten das Areal verlassen, auf dem es wieder still geworden war. Nur der Wind trieb noch darüber hinweg und spielte mit manchen Blättern.
Suko wartete schon auf uns. Er stand noch bei den Rockern, doch er hatte sich zugleich etwas abseits gestellt. Mit sehr ernstem Gesichtsausdruck blickte er uns entgegen und meinte nur: »Die Fahndung habe ich anlaufen lassen, aber ich bezweifle, dass sie uns weiterbringt.«
»Der ist zu raffiniert.«
»Was ist mit dem Mann auf dem Grab?«
»Er ist tot.«
Suko verzog das Gesicht. »Ich dachte es mir. Und ich denke weiter, dass es ein Fall für uns ist.«
»Versteht sich, Partner.«
Ich nickte zu den Rockern hinüber.
»Ja«, sagte Suko, bevor ich eine Frage stellen konnte, »ich habe kurz mit ihnen gesprochen. Sie standen noch unter Schock und jetzt wahrscheinlich auch. Aber sie wissen, wer wir sind.«
»Okay. Wir werden Ihnen trotzdem Fragen stellen. Die Kollegen rufe ich später an, damit der Tote weggebracht werden kann. Zunächst einmal müssen wir uns die Rocker vornehmen. So ein Schock kann durchaus positiv sein und zur Redseligkeit animieren.«
»Okay, ich habe nichts dagegen.«
***
Es war schwerer als wir uns vorgestellt hatten. Sie konnten oder wollten nicht reden. Sie standen neben dem Grab wie eine kleine Herde verängstigter Schafe. Ihre Namen hatten sie uns gesagt, und es gab auch einen Anführer. Er war der junge Mann mit den schwarzen Haaren, und er hieß mit Vornamen Chris.
Ihn knöpften wir uns vor. Auf ihn prasselten immer wieder die gleichen Fragen ein, und wir erhielten stets die gleichen Antworten, nämlich nur Kopfschütteln.
»Warum wollen Sie nichts sagen?«, fragte ich ihn direkt. »Wovor haben Sie Angst?«
Sein Gesicht war grau geworden. Er schaute zu Boden, knetete die Hände und schwieg.
»Vor ihm?«
»Keine Ahnung.«
»Aber du weißt, wer sich unter dem Helm und der dicken Kleidung verborgen hat?« fragte Suko.
»Nein, ich…«
»Es war einer von euch!«
Chris fuhr durch seine Haare. Sie lagen nicht mehr so glatt auf dem Kopf, sondern hingen jetzt an beiden Seiten herab. Sie waren so lang, dass sie mit den Spitzen die Schultern berührten.
»Gib es zu!«
»Das kann nicht sein!«
»Wen habt ihr hier begraben?«, fragte ich.
»Shakko.«
»Wer war das?«
»Unser Boss. Der Anführer. Es hat ihn erwischt. In der Nacht und auf freier Strecke.«
»Ist er verunglückt?«
»Ja.«
»Weiter.«
»Nichts weiter. Er hat sogar ein Testament gemacht und wollte, dass wir zu seiner Beerdigung kommen. Das haben wir gemacht und sogar einen Prediger besorgt.«
»Wer führte die Beerdigung durch?«, wollte ich von ihm wissen.
Er nannte den Namen des Instituts und fügte hinzu, dass alles bezahlt worden war.
Ich nickte und fasste noch einmal zusammen. »Dein Freund ist also verunglückt oder in die Hölle gefahren, wie man bei euch vielleicht sagt. Habt ihr ihn gesehen, bevor er eingesargt wurde? Wusstet ihr, wie stark er verbrannt war?«
»Nein, das haben wir nicht.«
Ich deutete auf das offene Grab. »Dann liegt er jetzt dort in diesem Sarg?«
»Wo sonst?«
»Bist du sicher?«, fragte Suko.
Chris drehte seinen Kopf. »Was… was… fragen Sie da? Wir haben doch keinen anderen begraben oder so.«
»Das weiß ich nicht. Wir werden es aber feststellen. Ich möchte von dir erfahren, ob du die Gestalt auf der Harley auch sehr gut gesehen hast.«
»Ich glaube schon.«
»Wunderbar. Kam dir die Maschine auch bekannt vor?«
Chris sagte nichts. Dafür erhielten wir von einer anderen Person Antwort. Es war die junge Frau mit dem Namen Dana und den Ringen in Ohren und Nase. Ihre Stimme kippte fast über. »Klar, wir kennen die Harley. Es ist die alte Glide Elektra. Die hat ihm gehört. Er hat sie immer gefahren. Das war Shakkos Braut.«
»Die gleiche?«, fragte Suko.
»Ja,
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