1157 - Der PS-Teufel
Ein auf den Boden gedrücktes Bein brachte sie wieder in die richtige Spur, und der nächste Gasstoß ließ sie vorschnellen.
Einer der Rocker lag auf dem Boden. In seiner wilden Hast war er ausgerutscht und mit dem Gesicht in das nasse Gras gefallen. Er kam wieder hoch, aber nicht mehr auf die Füße, denn einen Moment später war der Rocker bei ihm.
Ein gellender Schrei überschallte selbst das Dröhnen der Maschine, als eine Hand zugriff. Der Rokker hatte sich zur linken Seite gebeugt. Als wäre der Gefallene nichts und hätte kein Gewicht, so zerrte er ihn in die Höhe.
Er ließ ihn auch nicht los. Seine Hand hatte sich in der Kleidung verkrallt. Die Gestalt schwebte über dem Boden, während der Rocker mit seiner Beute weiterraste, der Rückseite des Friedhofs entgegen, wo sich eine Mauer hinter den Büschen und Gräbern befand. Locker fand er die Lücken zwischen den Gräbern. Er glich einem Geist, den niemand aufhalten konnte.
Dann schlug er zu.
Mit einer wütenden Bewegung schleuderte er seine Beute weg. Der Mann in der Lederkluft wirbelte zur Seite. Dem großen Grabstein, schon mehr als eine Platte, konnte er nicht ausweichen. Mit vollem Gewicht prallte er dagegen und leider noch mit dem Kopf zuerst.
Für uns Zuschauer sah es aus, als wollte er an der Grabplatte in die Höhe gleiten, aber er brach zusammen und blieb verkrümmt zwischen den frisch gepflanzten Frühlingsblumen liegen.
Der Fahrer aber war um den Grabstein herumgewischt. Er musste sich jetzt seinen Weg durch das mauernahe Buschwerk bahnen. Wir warteten auf die entsprechenden Geräusche, die entstanden oder auch darauf, dass es die Maschine nicht packte, aber etwas völlig anderes und ebenfalls unwahrscheinliches passierte.
Plötzlich hob der Fahrer mitsamt seiner Maschine ab. Er schwebte der Mauer entgegen und war im Nu verschwunden, ohne die Krone auch nur einmal mit einem der Räder gestreift zu haben.
Das Dröhnen verlor sich auf der anderen Seite, und wir gerieten plötzlich in Bewegung.
Suko hatte nur Zeichen gegeben. Mehr brauchte er nicht zu tun. Ich lief auf die reglose Gestalt zu, während mein Freund schon sein Handy hervorgeholt hatte und wahrscheinlich eine Fahndungsmeldung durchgeben würde.
Die Gruppe der Rocker sah jetzt aus, als wäre sie durch eine Detonation irgendwo in der Gegend verstreut worden. Keiner stand mehr normal am Grab ihres Kumpans. Sie lagen auf dem Boden, sie waren stumm geworden, und einige hatten die Köpfe gedreht, um dorthin zu schauen, wohin ich lief.
Das fremde Grab hatte ich bald erreicht. Keuchend blieb ich stehen, und schon beim ersten Hinschauen wusste ich, dass dem jungen Mann nicht mehr zu helfen war.
Am breiten Grabstein waren bereits die Spuren abzulesen. Sein Kopf war ohne Helm und mit voller Wucht gegen den harten Stein geschlagen worden. An der grauen Masse sah ich die Spuren von Blut, Haut und Knochensplittern. Die wahnsinnige Wucht hatte den Schädel des Menschen zerstört.
Ich bückte mich trotzdem und schaute nach.
Leider war da nichts mehr zu machen. Der Kopf sah einfach schlimm aus. Ich merkte, wie sich etwas in meiner Kehle zuzog und mir das Blut ins Gesicht strömte.
Dieser noch junge Mensch war von einem Augenblick auf den anderen gestorben. Man hatte ihn brutal aus seinem Leben gerissen. Dieses Phantom hatte keine Gnade gekannt und war mit einer Brutalität vorgegangen, die mich tief erschreckte.
Aber wer steckte dahinter? Wer oder was verbarg sich unter der Kleidung und dem Helm?
Suko hatte von einem Totenschädel gesprochen. Wir beide hatten das Wort »Death« auf dem Glas des großen Scheinwerfers gelesen, und es hatte bestimmt nicht zum Spaß dort gestanden. Da steckte schon mehr dahinter, und ich wusste plötzlich, dass dies ein Fall für uns werden würde. Da hatte der Zufall wieder einmal zugeschlagen.
Als ich mich dann umdrehte, stand Glenda in meiner Nähe. Sie wirkte hilflos, hob auch die Schultern und konnte ihre Frage nicht stellen.
»Er ist tot, Glenda. Es tut mir leid. Wir waren Zeugen und haben nichts tun können.«
»Das war doch auch nicht möglich«, flüsterte sie. »Es ging alles viel zu schnell.«
»Schon. Trotzdem…«
»Suko hat die Fahndung eingeleitet.«
»Das war das Beste, was er machen konnte.«
»Ich glaube nicht daran, John.«
Als ich meinen Mund verzog, da wusste ich, dass ich ähnlich dachte. Glenda fasste nach meiner rechten Hand. »Und? Was meinst du?«
Ich zog sie an mich. »Dass es ein Fall für uns ist. Und dass er auch mit
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