1157 - Der PS-Teufel
Über uns hörten wir leise Schreie, denn die Überraschung war den Zuschauern in die Glieder gefahren.
Der Sarg war nicht leer, womit wir auch gerechnet hatten. Es gab jemand darin.
Nur war es kein Mensch!
Wir schauten in eine dunkelrote Teufelsfratze hinein, deren Mund zu einem irgendwie spöttischen Lächeln verzogen war. Ein schwarzer nackter Körper gehörte auch dazu, und um die Beine hatte sich der lange Schwanz wie eine Peitsche gewickelt.
Es war der Teufel, wie ihn viele Menschen sich vorstellten. Aber es war auch eine Puppe…
***
Wir atmeten auf und tief durch. Es gibt ja viele Scherze. Dieser hier war einer der besonderen Art.
Da hatte sich jemand einen makabren Spaß gemacht und eine Puppe in den Sarg gelegt, die man in bestimmten Geschäften käuflich erwerben konnte.
Ein makabrer Joke, aber mit einem verflucht ernsten Hintergrund, denn den ersten Toten hatte es bereits gegeben.
Ich richtete mich auf und sah nach oben. Suko kümmerte sich um den Sargdeckel. Er passte ihn dem Unterteil wieder an. Die Gesichter waren nach wie vor da. Selbst der Totengräber hatte seinen Standort nicht verlassen. Er wischte über seine Augen und sah aus wie jemand, dem alle Aktien flöten gegangen waren.
Meine Stimme badete im Spott, als ich ihn ansprach: »Da sehen Sie Ihren Toten.«
Er konnte kaum sprechen. »Un… unmöglich«, brachte er schließlich hervor. »Leider nicht.«
Er holte tief Luft. Dann brach es aus ihm hervor. »Wer das getan hat, der muss bestraft werden. Der kann nicht einfach so davonkommen. Das ist eine Sauerei. Der hat die Ehre der Toten entweiht. Auf meinem Friedhof hier…«
Schimpfend verschwand er aus meinem Blickfeld. Ich hatte auch keine Lust mehr, noch länger hier im Grab zu hocken, deshalb kletterte ich so schnell wie möglich nach oben, wo Suko bereits stand und auf den gestikulierenden Totengräber einsprach.
Ich wandte mich an die Rocker, die bei Glenda standen. Es waren acht Personen. Fünf junge Männer, drei Frauen. Und alle schienen den Schock ihres Lebens erhalten zu haben, denn sie waren kaum in der Lage, etwas zu sagen.
»Sie wissen angeblich von nichts, John«, sagte Glenda, »und sie können sich auch nicht vorstellen, wie die Teufelspuppe in den Sarg gekommen ist. Sie haben damit gerechnet, ihren toten Anführer dort zu finden.«
Ich musste lachen. »Der angeblich verbrannt ist, wie? Zusammen mit seiner Maschine.«
Wir erhielten keine Antwort. Ich glaubte den Rockern. Sie waren überfordert. Ich bezweifelte, dass sie hier schauspielerten. Dafür hatte ich einen Blick. Wahrscheinlich waren sie von ihrem Anführer nur als Marionetten benutzt worden.
»Ihr solltet euch mehr mit diesem Shakko beschäftigen«, riet ich ihnen, »Und zwar auch im Nachhinein. Es kann durchaus sein, dass er sich nicht mit diesem einen Toten zufrieden gibt und danach trachtet, euch der Reihe nach zu holen.« Jeden einzelnen schaute ich dabei an und bekam mit, wie die Gesichter noch mehr erbleichten. »Das habe ich nicht nur zum Spaß gesagt. Wer immer sich hinter diesem PS-Teufel auch verbirgt, er hat es auf euch abgesehen. Es kann sein, dass er euch der Reihe nach holen wird, aus welchen Motiven auch immer. Der Anfang ist schließlich mit eurem Kumpan gemacht worden.«
Dana hatte sich entschlossen zu reden. »Sind Sie denn sicher, dass es Shakko war, Mister…«
»Mein Name ist John Sinclair. Die Lady neben nie heißt Glenda Perkins und der Kollege Suko. Ich kann nicht sagen, ob er es gewesen ist, aber wir können es auch nicht abstreiten.«
»Ein Mensch mit Totenschädel?«, flüsterte eine der farbigen Frauen.
»Ja, Prissy«, sagte Dana.
Prissy fuhr durch ihr grün gefärbtes Haar, in das sie helle Perlen geflochten hatte. »Nein, so etwas will ich nicht glauben. Das ist Teufelswerk.«
»Womit wir beim Thema wären«, sagte ich. »Wie war Shakko? Hatte er Hobbys? Wie war das mit dem Teufel, mit Magie, mit gefährlichen Ritualen und Beschwörungen? Hat er euch damit traktiert? Ist es ein Hobby von ihm gewesen?«
Die Mitglieder der Clique schauten sich gegenseitig an. Und wieder hatte ich den Eindruck, dass sie nicht schauspielerten. Ich bekam zur Antwort, dass niemand so recht Bescheid wusste.
»Das ist schlecht.«
»Er ist verbrannt!«, rief einer der Rocker.
»Hat ihn einer von euch gesehen?« fragte ich.
»Nein.«
»Eben. Ihr hat eine Teufelspuppe beerdigt. Aber jemand muss sie in den Sarg gelegt haben. Wobei wir wieder bei dem Beerdigungsinstitut wären. Kennt einer
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