1157 - Der PS-Teufel
die Büros gemietet. Es war eine völlig andere Welt, und wir standen davor und staunten.
Ich strich über meinen Hinterkopf und sagte dabei nachdenklich: »Es ist schwer vorstellbar, dass wir hier ein Sarglager finden. Jedenfalls gibt es keinen Hinweis darauf.«
Suko gab mir keine Antwort und schaute nach links an einer grauen Fassade entlang. Sie endete praktisch am Anbau, in dem die Saxon-Brüder ihren Laden hatten. Auch dort gab es eine Tür. Sie lag uns jetzt schräg gegenüber. Wir hatten sie nicht sofort gesehen, weil in der Nähe zahlreiche Fahrräder in einem großen Ständer ihre Parkplätze gefunden hatten.
»Das könnte der Zugang sein«, sagte er. »Wobei wichtig ist, dass wir hinein können.«
Suko machte den Versuch. Dass die Tür geschlossen war, störte ihn nicht. Er deutete auf ein Schild und eine Klingel.
»Passt eine Anwaltskanzlei zu einem Sarglager?«, fragte er und grinste mich dabei an.
»Im Zweifelsfall passt alles.«
»Dann lass es uns versuchen.«
Wir schellten und mussten uns eine Frage aus der Rille einer Sprechanlage anhören. Eine nette Frauenstimme erkundigte sich nach unseren Namen und dem Grund des Besuchs.
»Scotland Yard«, sagte Suko nur.
Sofort wurde die Tür geöffnet. Wir hörten das Summen und traten in einen kahlen Flur mit hell gestrichenen Wänden und mussten eine Treppe hochgehen, die nicht in der ersten Etage endete, sondern mehr in Hoch-Parterre.
Auch hier stießen wir eine Tür nach innen und gelangten in ein Vorzimmer. Die Frau mit der netten Stimme entpuppte sich als rundliche Person mit leicht geröteten Wangen. Bevor sie uns ansprechen konnte, kam ich schon zum Thema und erkundigte mich nach dem Sarglager.
»Ja, das gibt es.«
»Toll. Wo denn?«
»Da müssen Sie wieder runter. Dann eine Treppe tiefer in den Keller gehen.«
»Ach - und der ist offen?«
»Klar. Mr. Saxon wollte ihn zwar immer abschließen lassen, damit ist er aber nicht durchgekommen. Die Mieter der Büros können ihn ebenfalls benutzen.«
»Dort ist auch das Lager?«
Die nette Person nickte und wurde dabei rot. »Ja, ein Lager, aber es gefällt mir nicht. Ich… ich… gehe da nicht runter. Särge im Halbdunkel, das ist nichts für mich.«
»Kann ich Ihnen nachfühlen«, sagte ich und bedankte mich noch einmal für ihre Auskünfte.
»Manchmal muss man eben Gluck haben«, erklärte Suko, als wir das Büro verlassen hatten.
Im Flur war es still. Die nach oben führenden Stufen interessierten uns nicht, wir wollten in den Keller. Jetzt klebten wir schon recht lange an dieser Spur fest, aber wir hatten beide das Gefühl, das richtige zu tun.
Es war keine sehr lange Treppe, die uns in den Kellerbereich brachte. Wir hatten wirklich schon die unterschiedlichsten Keller erlebt. Dieser hier gehörte zu den normalen. Es war kein Grusel-Keller oder kein Ort des Horrors, an den wir uns begaben. Hier war alles völlig neutral. Die Wände blieben die gleichen. Die Stufen waren sauber, und auch der Gang in den Keller zeigte keinen Schmutz. Er war sogar so breit, dass noch Räder abgestellt werden konnten. Vier von ihnen standen im Gang hintereinander.
Die kleineren Räume dienten als Nachschublager für Firmen und auch für Privatleute. Vom Mittelgang zweigten mehrere andere ab, die enger und auch nicht so gut beleuchtet waren. Jedenfalls grenzte der Keller an den Anbau, in dem auch unser spezieller Freund Melvin sein Geschäft hatte.
Nur - wo fanden wir sein Lager?
Wir gingen davon aus, dass es nicht eben klein war und er auch nicht zu weit laufen wollte. So bewegten wir uns auf leisen Schritten in die entsprechende Richtung und hatten Gluck, denn am Ende dieses Ganges befand sich das Lager.
Natürlich gab es eine Tür. Stabil sah sie nicht eben aus. Sie bestand nur aus Holzlatten, die von drei Querstreben gehalten wurden.
Ein einfaches Schloss hing davor, zu dem ein normaler Schlüssel passte. Besonders zu sichern brauchte Saxon das Lager auch nicht. Wer stahl schon Särge? Der Normalfall zumindest war es nicht. Allerdings sahen wir nicht sehr viel, als wir durch die Lücken zwischen den Stäben schauten.
Es standen nicht nur Särge herum, die teilweise abgedeckt waren, es lag auch zugeschnittenes Holz am Boden, das seinen typischen frischen Geruch abgab.
Die Beleuchtung gefiel uns nicht. Sie war nur im normalen Flur vorhanden und das Restlicht reichte nicht bis in jeden Winkel dieses Kellerraums hinein.
Für uns war der Schalter nicht erreichbar, denn die Lücken zwischen den
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