1157 - Der PS-Teufel
Holzlatten waren einfach zu schmal.
Wir holten unsere Leuchten hervor und ließen die beiden Lichtfinger durch den Keller gleiten. Holz, Särge in den unterschiedlichsten Farben, aber auch roh und noch nicht lackiert.
Das alles gehörte zu einem Sarglager, wie auch die zweite geschlossene Tür. Sie bildete wahrscheinlich den Zugang zum Geschäft der Bruder Saxon.
So gut es ging, bewegten wir die kleinen Lampen, damit das Licht auch die Winkel und alle Wände erfasste. Die zweite Tür war am weitesten von uns entfernt.
Rechts neben ihr stand etwas, das gar nicht in ein Sarglager hineinpasste.
Es war die alte Harley!
***
Wir schauten uns nur stumm an. Suko nickte dabei. Die Spur eines Lächelns huschte über seine Lippen. Zudem verengte er noch die Augen.
Wir waren richtig. Oder zumindest auf der richtigen Spur. Denn genau diese Maschine hatten wir auch auf dem Friedhof erlebt. Beide erinnerten wir uns deutlich an den großen Scheinwerfer. Nur das Wort »Death« war dort nicht zu lesen.
»Okay, John, das ist es dann wohl gewesen.« Suko schlug mir leicht auf die Schulter. »Wie machen wir es?«
»Hier.«
»Also nicht durch den Laden?«
»Bist du verrückt?«
»Ich habe nur gefragt.«
Die Tür war kein Problem. Die Latten würden brechen, wenn wir uns dagegen warfen. Dafür brauchten wir nicht einmal großen Anlauf zu nehmen.
Zwei Schritte wurden reichen.
Die gingen wir auch zurück!
Wir waren die einzigen Personen hier im Keller und hofften, es auch zu bleiben. Zugleich liefen wir vor und prallten gemeinsam gegen die Tür.
Ein kurzes Splittern, ein Krachen, dann fielen die Dinge nach innen und wir mit ihnen.
Keiner von uns landete auf der Nase. Wir stolperten in den Lagerraum hinein, und ich schaffte es, mich an einem hochkant stehenden Sarg abzustutzen.
Suko war mir gefolgt. Er blieb neben mir stehen und sah sich nicht erst um, sondern ging sofort zu dem abgestellten Feuerstuhl, den er beinahe liebevoll streichelte.
Kein Wunder, denn Suko hatte selbst mal eine Harley gefahren, und davon träumte er immer noch.
Ich kümmerte mich um die anderen Dinge, vor allem um die Särge.
An einem hatte ich mich abgestützt. Er lehnte schräg an einer Wand und war durch meinen Druck nicht ins Rutschen gekommen, weil sein Gewicht ziemlich enorm war.
Das wiederum wunderte mich.
Ich nahm die Lampe und leuchtete an dem Sarg entlang. Von oben nach unten. Als der kleine Kreis die unterste Stelle erreicht hatte, da fiel mir etwas auf.
Feuchte Flecken auf dem Boden.
Sie waren nicht nur dunkel, sondern auch rot. Es war bestimmt keine Farbe. Ich wollte es auch nicht nachprüfen, dafür kümmerte ich mich um den Sarg.
Wie erwähnt, er stand hochkant, aber mit seiner oberen Deckelseite zur Wand hin.
Ich zog ihn vor.
Sofort bewegte sich der Deckel. Bevor ich Suko noch zu Hilfe holen konnte, war es schon passiert.
Der Deckel, der wirklich nur lose aufgelegen hatte, geriet ins Rutschen und prallte auf den Boden.
Er konnte nicht mehr das halten, was sich im Innern des Sargs befand.
Der Gegenstand kippte hervor und prallte dabei mit dem Gesicht gegen die Wand, bevor er den Halt verlor und zusammensackte.
Es war ein Mann. Aber einer, der nicht mehr in der Lage war, sich zu bewegen. Ein Toter!
Ich hatte ihn nicht abfangen können, weil ich erst den Sarg zur Seite stellen musste. Als ich die Hände von ihm zurückzog, sah ich, dass sie voller Blut waren. Das Blut des Mannes hatte sich innen an den Wänden festgesetzt. Ich wischte es so gut wie möglich an der Außenhaut des Sargs ab.
Suko war jetzt bei mir. Die Harley interessierte ihn nicht mehr, und so schaute er ebenfalls in die Tiefe, bevor er sich bückte und den Mann von der Wand wegzog.
Er drehte ihn dann auf den Rücken. Im kalten Licht der kleinen Lampen schauten wir ihn uns an.
Man hatte ihn auf eine schreckliche Art und Weise getötet. Vom Hals her bis hin zum Magen war sein Körper durch eine Waffe aufgerissen worden. Als wäre er in die Klauen eines Ungeheuers geraten. Er sah einfach schlimm aus. Die Kleidung war mit zerfetzt worden. Teile davon klebten noch in den Wunden.
Er lag jetzt auf dem Rücken. Obwohl wir ihn noch nie gesehen hatten, ahnten wir, um wen es sich handelte. Das Gesicht war nicht verletzt oder zerstört worden. Es hatte nur einige Blutspritzer abbekommen, ansonsten sah es einfach nur starr auf. Nicht einmal entsetzt. Der Mörder musste diesen Menschen völlig überrascht haben.
Wir kannten Melvin Saxon, und jetzt wussten wir
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