1157 - Der PS-Teufel
auch, wer vor unseren Füßen lag.
Der zweite Saxon, der Bruder!
Sie waren keine Zwillinge, doch die Ähnlichkeit im Gesicht war nicht zu übersehen. Dieser Saxon war etwas älter. Zumindest ließ sein graues Haar darauf schließen.
Da passte einiges zusammen. Die Maschine, der Tote, aber es fehlte der Killer.
Suko drehte sich leicht zur Seite, damit er durch das Lager schauen konnte. »Die Maschine steht hier«, sagte er leise. »Aber wo finden wir den Fahrer?«
»Auch hier!«
»Bist du sicher?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Nein, aber ich bezweifle, dass er seine Harley allein lassen wird. Zumindest muss er sich hier in der Nähe aufhalten.«
Unsere Blicke glitten über die frei stehenden und auch abgedeckten Särge hinweg. Jeder von uns hing so seinen eigenen Gedanken nach, doch sie trafen sich irgendwie in der Mitte.
»Särge sind immer ein gutes Versteck«, sagte Suko mit leiser Stimme.
Ich trat einen Schritt zurück. »Okay, schauen wir nach.«
Die offenen Totenkisten konnten wir vergessen. Uns interessierten auch mehr die abgedeckten, die ebenfalls hochkant gestellt worden waren, um nicht zuviel Platz einzunehmen.
Als wir die ersten berührten und zu uns hinzogen, merkten wir sofort, dass sie nicht belegt waren.
Dafür waren sie einfach zu leicht. Der Reihe nach kippten wir sie nach unten, immer darauf bedacht, sofort eingreifen zu müssen, aber wir hatten Glück oder Pech. Wie man es eben nahm.
Als der vierte Sarg gekippt und wieder an seinen Platz gestellt worden war, wobei das Tuch, das die Totenkisten bedeckt hatte, am Boden lag, hörten wir plötzlich Stimmen.
Es waren die Stimmen mehrerer Männer. Sie hatten den Keller betreten und gingen direkt auf das Sarglager zu. Besonders laut sprach Melvin Saxon.
»Ihr werdet sehen, ich habe nicht gelogen. Ich habe etwas ganz Besonderes für euch. Einen Killer wie es ihn noch nie gab. Er hält zu mir, weil ich ihm ein Versteck gab.«
»Wenn das nicht stimmt, Saxon, bekommst du Ärger.«
Gesprochen hatte der Mann mit dem Pferdeschwanz und den hart blickenden Augen. An seiner Stimme hatte ich ihn erkannt.
Noch hatten sie die Tür nicht erreicht, aber Suko und ich mussten uns beeilen. Wir wollten nicht entdeckt werden, und da gab es eigentlich nur ein Versteck, das sich lohnte. Hineinklemmen in die Lücken, die es zwischen den hochkant stehenden Särgen und der Wand gab.
Dass dies nicht das Optimum war, wussten wir selbst, aber es gab keine andere Chance im Moment.
Wir tauchten ab, so rasch es ging, und hatten auch unsere Waffen gezogen. Die Männer würden das Grauen hier sehen und mussten einfach zu der Schlussfolgerung kommen, dass der Killer hier gewütet hatte, dem wir auf der Spur waren. An Suko und mich würden sie in ihrer Lage dann wohl kaum denken.
Wir standen recht gut in unseren Verstecken. Man musste schon sehr genau hinsehen, um uns zu entdecken. Und dann hatten wir noch die Überraschung auf unserer Seite.
»0 Scheiße…«
Melvin Saxon heulte die beiden Worte hervor. Er war jetzt nahe genug, um die zerstörte Tür zu sehen. Das bekam ich zwar nicht zu sehen, aber es war leicht auszurechnen.
»Was ist denn mit der Tür?«
»Aufgebrochen.«
»Klar. Und wer war das?«
»Sein Superkiller«, sagte der zweite.
Danach war es für einen Moment still. Dann hörten wir die typischen Geräusche, die entstehen, wenn Holz zersplittert.
Wahrscheinlich hatten sie den Kellerraum jetzt betreten. Jeden Augenblick mussten sie den Toten entdecken, und das traf auch zu. Ein erstickt klingender Laut und kurz danach ein leiser Schrei erreichten unsere Ohren. Jetzt musste Melvin Saxon seinen toten Bruder entdeckt haben. Es war ein Schock für ihn. Ich konnte leider nichts sehen, aber ich stellte mir vor, wie er in die Knie sackte und auf seinen Bruder starrte.
Das leise Lachen war typisch für den Kerl mit den harten Augen. »Da hat sich dein Killer wohl selbständig gemacht, wie?«
»Hör auf!«
»Ach, komm schon, das passiert im Leben immer wieder.«
»Aber er war mein Bruder!« heulte Saxon auf.
»Meiner ist auch tot. Eine Handgranate hat ihn zerfetzt. War auch eine scheußliche Sache. Vergiss es. Komm wieder zu dir. Allmählich habe ich den Eindruck, dass du den Überblick verloren hast. Dein Superkiller scheint dir von der Fahne zu gehen.«
Saxon interessierte sich nicht für die Worte. »Warum nur? Verdammt, warum ist das passiert? Ich hasse es. Ich will es nicht. Alfred hat ihm nichts getan. Im Gegenteil, wir haben ihm geholfen.
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