1157 - Der PS-Teufel
ein…«
»Die Gentlemen sind von Scotland Yard«, klärte Melvin Saxon den Frager auf.
Der Typ mit den hart blickenden Augen lachte. Dabei bewegte er seinen Kopf. So sahen wir, dass er sein Haar zu einem Zopf gebunden hatte. »Ja, ich hatte es mir gedacht. Ich kenne mich aus. Irgendwie haben Bullen einen bestimmten Geruch. Schönen Tag noch.«
»Danke. Und geben Sie Acht, dass Ihnen die Sonne nicht ihre schönen Augen verätzt.« Ich passierte ihn sehr langsam, hörte ihn noch fluchen, dann zog ich die Tür auf und hielt sie auch für Suko offen, der mir den Rücken gedeckt hatte und etwas später nachkam.
»Zu denen braucht man nichts zu sagen. Das waren die richtigen Kunden für Saxon.«
»Klar. Nur ist das nicht unser Bier. Dass Saxon nicht koscher ist, mag sein, aber was hat er mit Shakko zu tun?«
»Jedenfalls weiß er mehr als er zugegeben hat.«
Der Ansicht war ich auch.
Wir wussten nicht, ob wir beobachtet wurden. Deshalb sorgten wir dafür, dass wir außerhalb des Sichtbereichs der Schaufenster gerieten und uns innerhalb des Hinterhofs einen Platz aussuchten, der so leicht nicht einsehbar war.
Vor der grauen Baracke, in der die Wäscherei untergebracht war, stand ein heller Lieferwagen, der uns die nötige Deckung gab. Die Fenster des Baus standen offen. Hin und wieder quoll Dampf nach draußen, gefüllt mit dem typischen Wäschegeruch.
Suko grinste mich von der Seite her an. »Du denkst bestimmt an das Sarglager.«
»Genau.«
»Was ist der Grund?«
»So ein Lager eignet sich auch als Versteck.«
»Ausgezeichnet. Irgendwo muss Shakko ja hin. Er würde sonst zu sehr auffallen.«
Suko räusperte sich leise. »Mich wundert nur, dass sich unser Freund Saxon nicht erschreckt hat. Wer so aussieht wie dieser Shakko, der muss selbst einem Bestatter Angst einjagen. Wer läuft schon mit einem blanken Totenschädel in der Gegend herum?«
»Vielleicht hatte er den noch nicht?«
»Wäre eine Möglichkeit, John. Ich frage mich allerdings, warum uns Saxon sein Sarglager nicht zeigen wollte. Das muss doch einen Grund gehabt haben.«
»Klar. Er hat etwas zu verbergen.«
»Und was?«
Als ich Sukos Grinsen sah, war mir klar, dass er die Frage nur rhetorisch gestellt hatte. Trotzdem bekam er eine Antwort. »Er könnte ja etwas versteckt haben.«
»Einen Motorradfahrer, zum Beispiel.«
»Irgendwie denken wir immer gleich.«
Ein Mann störte uns. Es war der Fahrer des Wagens. Ein bulliger Kerl im Overall und einem roten Hemd. Er stürmte aus der Baracke auf uns zu und fuchtelte mit den Armen. »He, was sucht ihr hier? Wollt ihr was klauen?«
»Nein, Meister«, sagte Suko und tippte ihn kurz mit dem Zeigefinger an. Er hatte dabei eine bestimmte Stelle an der Brust getroffen. Der Mann im Overall wurde blass. »Wir haben uns nur ein wenig unterhalten und sind auch gleich wieder weg. Dann können Sie einladen.«
Wir bekamen keine Antwort. Der Kerl drehte sich um und verschwand wieder in der Baracke. Er lief dabei nicht so flott.
»Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte ich.
»Ich ließ meinen Frust an ihm ab. Das tat seinem Zwerchfell nicht sehr gut. Ist auch egal.«
»Ho, was ist denn das? Du und Frust?«
»Ja, John, ich und Frust. Der überkommt mich immer dann, wenn ich so Typen wie Melvin Saxon sehe, die einen auf den Arm nehmen wollen.«
»Sag lieber verarschen.«
»Das überlasse ich gern dir, mein Lieber…«
***
Etwas stand fest. Wenn wir uns das Sarglager zumindest anschauten, dann nicht auf dem offiziellen Weg. Keiner von uns wusste, ob es vom Geschäft her einen zweiten Eingang gab, aber der Versuch, danach zu forschen, war es wert.
Wir sorgten auch jetzt dafür, dass wir vom Geschäft aus nicht durch die Fenster gesehen werden konnten, und gingen um den Anbau herum.
Der Hinterhof war im eigentlichen Sinne des Wortes keiner. Er konnte durchaus als eigene Insel oder eigenes Areal bezeichnet werden, denn als wir die Rückseite der Baracke erreicht hatten und vor uns Häuserfronten hochragten, von denen zwei sogar einen Glasanbau erhalten hatten, hinter deren Scheiben Büros eingerichtet worden waren, entdeckten wir mehrere Türen, die als Ein- oder Ausgänge zu den entsprechenden Häusern benutzt werden konnten. An Hand der außen angebrachten Schilder lasen wir ab, dass sich hier einige Firmen etabliert hatten, die nicht unbedingt Särge verkauften.
Es gab hier ein kleines Medien-Nest.
Vom Tonstudio bis zu Webside-Producern hatten sich hier zahlreiche kleine Firmen niedergelassen und
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