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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sagte Tirso. „Diese Männer sind sehr freundlich und so lustig." Mir gegenüber waren sie es nicht. Es sprach für sie, daß sie in Tirso ein Kind sahen, einen kleinen Jungen, und kein Monster oder einen Außenseiter.
    „Komm jetzt, Tirso! Es ist Zeit zum Essen."
    Wir gingen zu unserer Baracke, wo Kiwibin und Phillip bereits warteten. Durch den Schnee stapften wir hinüber zur Küchenbaracke, aus der es nach Essen duftete.
    Die Milizsoldaten aßen in einem größeren Raum, ihr Leutnant, die Parapsychologen, Kiwibin, ich, Tirso und Phillip in einem kleineren, in dem eine Tischdecke auf dem langen Tisch lag. Ein paar Frauen aus dem Dorf hatten gekocht. Wir wurden in unserer Kantine bedient, die Milizsoldaten mußten sich an der Gulaschkanone anstellen. So gab es auch in der sozialistischen Gesellschaft doch noch Klassenunterschiede.
    Wir aßen Borschtschsuppe und danach Schaschlik mit Reis. Es schmeckte nicht schlecht.
    Kiwibin schlürfte seine Suppe und schmatzte ein paarmal. Pikierte Blicke der Parapsychologen trafen ihn. Am Vortag hatte er ganz manierlich gegessen. Wahrscheinlich machte es ihm Spaß, die Parapsychologen zu brüskieren. Als Tirso genauso zu schmatzen anfing, verbot ich ihm das. Der Junge sollte schließlich nicht verzogen werden.
    „Hören Sie mal, Kiwibin", sagte ich. zu dem bärtigen Russen, „ich denke, die Einwohner von Dscheskajan halten sich allesamt für Dämonen und sind zu keiner normalen Arbeit mehr zu gebrauchen. Wie kommt es dann, daß die Frauen für uns kochen?"
    „Nicht alle Einwohner sind betroffen", berichtigte sich Kiwibin. „Nur die, die besondere parapsychische Fähigkeiten hatten. Das ist ungefähr die Hälfte der Einwohner. Die anderen werden von ihnen terrorisiert und sind schon halb verrückt vor Angst."
    „Auf die Idee, sie zu evakuieren, ist anscheinend noch niemand gekommen?"
    Kiwibin hob die breiten Schultern.
    „Bisher hat noch keiner von ihnen verlangt, von hier weggebracht zu werden."
    Nach dem Essen gab es eine kurze Beratung, wie die Aufgabe, die wir hier zu erfüllen hatten, in Angriff genommen werden sollte. Die Aufgabe bestand aus drei Teilen. Erstens: Man mußte herausfinden, was es mit den Dämonen auf sich hatte, für die die Dorfbewohner sich hielten. Zweitens: Man mußte die Dorfbewohner heilen, also dafür sorgen, daß sie sich nicht mehr für Dämonen hielten, oder diese vernichten. Es wurde der größte Wert darauf gelegt, daß die Leute von Dscheskajan ihre PSI-Fähigkeiten wieder anwenden konnten. Drittens: Es sollte festgestellt werden, ob vielleicht eine unbekannte Macht auf die Dorfbewohner einwirkte und all die Geschehnisse verursachte.
    Wenn es eine solche Macht gab, sollte sie erkannt und - vernichtet werden.
    Durch die Versuche mit Dorfbewohnern in Akademgorodok war man nicht weitergekommen; nun sollten wir an Ort und Stelle arbeiten. An diesem Abend sollte nichts mehr unternommen werden; aber am nächsten Morgen würde es losgehen.
    „Diese Geisterfotografien sind hochinteressant", sagte Kiwibin, der mir alles übersetzt hatte. „Morgen werden wir zuerst mit fotografischen Versuchen anfangen."
    „Was ist mit Nelja?" fragte ich.
    „Mach dir um sie keine Sorgen! Sie ist nach Hause zurückgekehrt, zu ihren Eltern und ihrem Bruder. Das Dorf wird streng bewacht. Es kann keiner entkommen."
    Ich fragte mich, wer es nötiger hatte, zu entkommen - die Dorfbewohner oder wir.

    Ich brachte Tirso zu Bett. Um Phillip brauchte ich mich nicht viel zu kümmern. Mit den alltäglichen Verrichtungen - Ankleiden, Auskleiden, Toilettengang, Waschen - kam er soweit zurecht.
    Phillip lag bereits im Bett und sah zur Decke empor.
    „Erzählst du mir noch eine Geschichte, Onkel Abi?" fragte Tirso.
    Ich setzte mich neben das untere Bett und ergriff Tirsos blaue Hand. Von seiner Hautfarbe und seinen übernatürlichen Fähigkeiten abgesehen, war er nicht anders als andere Jungen. Ich erzählte ihm eine Geschichte von Indianern und Cowboys, natürlich keine blutrünstige.
    „Werden die Soldaten die Leute im Dorf alle töten?" fragte er plötzlich.
    „Wie kommst du denn darauf?"
    „Nun, diese Leute halten sich für Dämonen. Wenn sie wirklich zu Dämonen werden, oder wenn noch mehr Dämonen erscheinen, wie es schon geschehen ist, müssen sie sterben. Oder?"
    Entweder hatte er ein Gespräch zwischen Kiwibin und mir belauscht, oder Phillip hatte ihm einen Hinweis gegeben. So ein Junge schnappte viel mehr auf, als man dachte.
    „Das wird nicht geschehen. Wie

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