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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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kommst du denn darauf?"
    Er wollte es nicht sagen. „Nur so."
    Ich sagte ihm gute Nacht und machte das Licht aus.
    Als ich die Tür des Nebenzimmers öffnete, schlug mir ein penetranter Geruch entgegen. Kiwibin hatte die Stiefel ausgezogen und die Füße mit den Wollsocken auf den Ofen gelegt; natürlich nicht auf die heiße Platte. Er hatte eine Flasche Wodka in der Hand und aß eine Zwiebel.
    Wortlos ging ich zum Fenster und riß es auf.
    „Genosse Kiwibin, es wäre gut, wenn du deinen sozialistischen Füßen eine Wäsche angedeihen lassen würdest. Und hauche nicht in meine Richtung, ja?"
    Kiwibin biß wieder in die Zwiebel. „Du bist empfindlich, Brüderchen. Ihr Leute aus dem Westen wißt nicht, was gut und gesund ist."
    Ich ging zu Bett. Kiwibin machte dann irgendwann später das Fenster zu.
    Am Morgen war es noch dunkel, als wir aufstanden. Kiwibin trank gleich, nachdem er sich erhoben hatte, ein Glas Wodka.
    „Das tötet die Bazillen ab, die über Nacht in der Rachenhöhle entstanden sind", sagte er. „Und ist gut gegen die Kälte."
    Kiwibin war beileibe kein Säufer, aber er schätzte sein Wässerchen eben. Doch er wußte genau, wo seine Grenzen lagen, und er war nicht so dumm, so viel zu trinken, daß ihm das Zeug das Gehirn umnebelte.
    Der Waschraum und die beiden Toiletten befanden sich vorn am Eingang. Wir mußten uns anstellen. Viel Komfort war hier wirklich nicht vorhanden. Aber wenn man bedachte, wie die Dorfbewohner lebten, die nicht einmal über eine Wasserleitung verfügten, war das hier noch Luxus. Elektrisches Licht gab es im Dorf immerhin; das hatte ich am Vorabend festgestellt.
    Nachdem wir uns fertiggemacht hatten, ging es zum Frühstück in die Kantine. Anschließend marschierten wir unter dem Schutz von zwölf Milizsoldaten ins Dorf. Wir - das waren die Parapsychologen, Kiwibin, Phillip, Tirso und ich.
    Das Glöckchen der Kirche mit dem Zwiebelturm bimmelte. Obwohl sie dem Schamanentum anhingen, hatten sich die Einwohner von Dscheskajan auch der griechisch-orthodoxen Kirche angeschlossen. Und zweifellos galt der Dorf älteste - oder wer immer hier das Oberhaupt war - als Kommissar und Vertreter des für diesen Bezirk zuständigen Sowjet.
    Das Landvolk arrangierte sich, und es tat gut daran. So wurden die Leute in Ruhe gelassen und konnten ihr geruhsames Leben führen, egal wer im Kreml der Herrscher war.
    Aber hier in Dscheskajan war es nun vorbei mit der Ruhe. Die Dorfbewohner wurden von den Milizsoldaten auf dem Dorfplatz zusammengetrieben. Es ging nicht immer sanft zu dabei. Die Leute, die sich für Dämonen hielten, sträubten sich, brüllten, knurrten und spuckten. Sie erhielten Kolbenhiebe und Stöße und einmal auch einen Fußtritt.
    Der alte Lastwagen brummte heran. Auf seiner Ladefläche war ein schweres MG montiert, hinter dem zwei Milizsoldaten standen.
    „Was soll das werden?" fragte ich Kiwibin. „Ein Blutbad?"
    Er schüttelte den Kopf. „Ist nur eine freundliche Aufforderung zum Fotografieren. Und verhindert, daß die Leute auf dumme Gedanken kommen."
    Die sieben Parapsychologen - einschließlich Dr. Penkowskij - standen bei uns. Der Atem bildete weiße Wölkchen in der Luft.
    Endlich waren die Dorfbewohner alle versammelt, einschließlich Kindern und Greisen. Ein Hund, eine Promenadenmischung, sprang kläffend um sie herum. Die Milizsoldaten standen hinter und neben den Dorfbewohnern, die in zwei Gruppen unterteilt waren. Links von uns standen jene, die sich für Dämonen hielten. Rechts die, die normal waren. Alle Dorfbewohner hatten sich wegen der Kälte dick vermummt.
    Dr. Wassiliew und zwei weitere Parapsychologen hatten Sofortbildkameras, ein russisches Fabrikat, dessen kyrillische Schriftzeichen ich nicht entziffern konnte. Auch Kiwibin hielt eine Polaroid in der Hand. Milizsoldaten stellten batteriebetriebene Tonbandgeräte auf zwei Tischchen, die vor die beiden Gruppen der Dorfbewohnern planiert waren.
    Der Leutnant rief den Leuten. aus Dscheskajan etwas zu - wohl, daß sie ruhig stehenbleiben und den Mund halten sollten.
    Tirso, dessen Hände in Fäustlingen steckten, ergriff meine eine Hand. Ich trug auch an diesem Tag meine Pyrophorpistole bei mir. Deutlich spürte ich die latente Feindseligkeit und den Haß, der mir von der linken Gruppe der Dorfbewohner entgegenschlug.
    Dr. Wassiliew sagte etwas zu Kiwibin.
    „Phillip soll vorgehen", sagte Kiwibin zu mir. „Zehn Meter vor den Dorfbewohnern soll er stehenbleiben. "
    „Wenn schon, dann komme ich mit",

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