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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ich aus Tirso nicht herausbekommen. Machte Phillips Geist eine Reise in andere Dimensionen? War er in einer anderen Welt, in der Welt des Vozu und der Dämonen, die sich auf den Bildern zeigten?
    Ich lief los und suchte Kiwibin. Aus der Küchenbaracke strömten Speisedüfte, und man hörte Geschirrgeklapper. Frauenstimmen unterhielten sich.
    Die meisten Milizsoldaten standen in der Nähe der Küchenbaracke, rauchten selbstgedrehte MachorkaZigaretten und schnupperten wie die Jagdhunde.
    Nelja, das kleine Mädchen und die vier andern wurden gerade in die kleinste Baracke getrieben, die bis jetzt noch nicht bezogen war. Die Gitterstäbe vor den Fenstern verrieten mir, daß es sich um eine Gefängnisbaracke handelte.
    Die Parapsychologen steckten in der Forschungsstation, einem niederen, massiven Gebäude. Mit den kleinen Fenstern erinnerte es an eine Festung. Zwei Wachtposten standen davor.
    Ich stürzte zu ihnen und fragte nach Kiwibin. Sie verstanden natürlich nur den Namen. Ihrem wiederholten „Njet, Njet", und ihren Gesten und Reden entnahm ich, daß Kiwibin zwar in der Forschungsstation war, aber nicht gestört werden durfte.
    Ich blieb hart.
    Endlich kam Kiwibin. Vor der Tür zog er den Mantel über.
    „Na, Brüderchen, wo brennt es denn?"
    „Phillip geht es sehr schlecht", sagte ich. „Sie bringen am besten einen Arzt mit, Kiwibin."
    Da wurde er blaß um die Nasenspitze herum. Er lief nach drinnen und kam gleich darauf mit einem der Parapsychologen wieder, der auch einen Doktorgrad in der Medizin hatte. Kiwibin hatte dem Mann nicht einmal Zeit gelassen, seine Jacke überzuziehen und die Mütze auf zusetzen. Der Parapsychologe protestierte, aber Kiwibin zog ihn einfach mit.
    Dr. Wassilij Wassiliew folgte auf dem Fuße. Ich eilte hinterher.
    Phillips Körper glühte immer noch. Der Arzt, ein dunkelblonder Georgier, untersuchte ihn. Er redete erregt mit Dr. Wassiliew und mit Kiwibin. Beide schüttelten den Kopf und schauten ihn an, als wäre er nicht ganz normal. Aber er beharrte auf seiner Meinung. Schließlich lief er los und holte seine Arzttasche. Er machte Phillips schmalen Brustkorb frei und horchte seine Herztöne ab.
    Phillip murmelte etwas und stöhnte.
    Der Arzt und Parapsychologe hielt ihm einen Spiegel vors Gesicht. Er beschlug nicht. Wieder sagte der Parapsychologe etwas.
    Kiwibin übersetzte: „Genosse Doktor sagt, der Hermaphrodit sei klinisch tot. Er hört keine Herztöne mehr, und der Spiegel beschlägt nicht."
    „So einen Quatsch habe ich mein Lebtag noch nicht gehört!" sagte ich. „Er soll Straßenkehrer werden."
    Ich nahm das Stethoskop und horchte. Auch ich hörte keinen Herzschlag; und der Spiegel beschlug tatsächlich nicht. Phillip atmete also nicht. Aber er war glühendheiß und gleichzeitig völlig steif.
    Mir war unheimlich zumute. Ich drehte mich um und schaute Kiwibin, den Arzt, Tirso kund Dr. Wassiliew an. Letzterer stand an der Tür. Ich erschrak vor dem Haß, der aus seinen Augen loderte. Er schaute Phillip an, als wollte er ihn umbringen. Im nächsten Moment sah er wieder ganz normal drein.
    „Da sehen Sie, was Sie erreicht haben, Kiwibin!" rief ich wütend.
    Kiwibin zupfte wieder einmal an seinem Bart.
    Da rief Tirso jubelnd: „Er kommt zurück! Phillip kommt zurück!"
    Im nächsten Moment setzte sich der Hermaphrodit auf.
    „Der Zugang ist gefunden", sagte er und lächelte.
    Sein Gesicht strahlte wie von innen heraus. Die Spuren der blutigen Tränen wirkten seltsam. Ich wischte sie ihm mit dem Taschentuch aus dem Gesicht.
    „Phillip", sagte ich, „du hast uns einen schönen Schrecken eingejagt."
    Die mädchenhaften Brüste, die Phillip entwickelt hatte, verschwanden zusehends. Der Arzt war nun nicht mehr zu halten und horchte ihn mit dem Stethoskop ab.
    „Sein Herz schlägt!" rief er auf englisch. „Er atmet wieder!"
    Für einen Augenblick malte sich Enttäuschung in Dr. Wassiliews Gesicht.
    Als ich Phillips Hand ergriff, war seine Temperatur ganz normal. Wo mochte er gewesen sein? Was hatte er erlebt? Würden wir das je erfahren?

    Es war Nacht. Der Mond hatte einen hellen Hof und schien kaum durch die Wolken und den Dunst am Himmel. Dennoch war es ziemlich hell, denn der Schnee reflektierte auch das wenige Licht, das aus ein paar Barackenfenstern fiel. Im Dorf waren noch zwei oder drei Fenster erleuchtet. Frost herrschte, und die Schritte der Wachtposten knirschten im hartgefrorenen Schnee.
    Vozu saß in seiner Kammer in der Baracke. Der Vorhang war vors Fenster

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